Zehn Jahre Migration in Konstanz: Eine Bilanz

Wie sich die Stadt verändert und entwickelt

Mehrere Kacheln aus bunter Farbe und Portraits von verschiedenen Menschen bilden ein gesamtes Rechteck.
In Konstanz leben Menschen aus mehr als 160 Ländern.

Konstanz ist eine kulturell vielfältige Stadt. Hier leben Menschen aus insgesamt 168 Ländern. Ein wesentlicher Grund für die zunehmende Vielfalt unserer Stadtgesellschaft ist die Migration. Seit den Jahren 2015/2016 sowie ab 2022 mit dem Beginn des Angriffkriegs in der Ukraine sind verstärkt Millionen von Menschen als Geflüchtete nach Deutschland gekommen. Tausende von ihnen haben im Landkreis Konstanz ein neues Zuhause gefunden, ein Großteil von ihnen in der Stadt Konstanz.

Der Migrations- und Integrationsbericht 2014–2024 zeigt, wie sich Konstanz in den letzten zehn Jahren verändert hat. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

Konstanz wird internationaler

Die Bevölkerung in Konstanz ist in den letzten zehn Jahren gewachsen, vor allem durch Zuwanderung. Mittlerweile hat mehr als ein Drittel der Menschen in der Stadt eine internationale Biographie. Damit liegt Konstanz über dem Bundesdurchschnitt (25,2 Prozent), jedoch unter dem Durchschnitt des Landes Baden-Württemberg (37,1 Prozent). 17,5 Prozent besitzen keine deutsche Staatsangehörigkeit.

Fluchtbewegungen prägen die Entwicklung

Besonders in den Jahren 2015/16 und 2022 nahm die Fluchtmigration stark zu, zuerst durch den Syrienkrieg, später durch den russischen Angriff auf die Ukraine. Seit dem Jahr 2014 hat sich die Zahl der Geflüchteten in Konstanz mehr als verzehnfacht: Damals waren es 289 Menschen, 2024 lag die Zahl bei 3.353 Menschen. Seit Beginn des russischen Angriffkriegs sind Geflüchtete aus der Ukraine die größte Gruppe: Ende 2024 waren es rund 1.300 Menschen. Weiterhin kommen viele Geflüchtete in Konstanz aus Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea und Iran.

Einbürgerung ist der nächste Schritt zur Teilhabe

Zwischen 2014 und 2024 wurden über 2.600 Personen in Konstanz eingebürgert. 2024 war mit 377 Einbürgerungen das bisher stärkste Jahr. Diese Zahlen zeigen, dass sich viele Menschen bewusst für ein Leben in Konstanz entscheiden und aktiv dazugehören wollen. Mit der Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes könnten die Zahlen weiter steigen.

Studierende als Teil der Stadtgesellschaft

Ein wichtiger Teil der internationalen Stadtbevölkerung sind die Studierenden an den Konstanzer Hochschulen. Zwischen 2023 und 2024 waren von den rund 14.000 Eingeschriebenen etwa 1.600 internationale Studierende. Damit leisten die Hochschulen einen bedeutenden Beitrag zur kulturellen Vielfalt in Konstanz. Für das Bevölkerungswachstum der Stadt insgesamt spielen Studierende allerdings eine eher geringe Rolle. Ihre Zahl ist seit 2014 weitgehend konstant geblieben.

Sprache öffnet Türen, auch dank Ehrenamt

Sprache ist der Schlüssel zur Integration und zur Teilhabe. In Konstanz gibt es ein breites Angebot an Sprachkursen, organisiert von Schulen, Trägern und ehrenamtlich Engagierten. Das zeigt Wirkung, wie eine Studie unter den ukrainischen Geflüchteten ergeben hat: Während 2022 noch über 55 Prozent kaum oder gar kein Deutsch konnten, sank dieser Anteil bis 2024 auf 11 Prozent. Rund ein Drittel von ihnen hat inzwischen das Sprachniveau B1 erreicht, viele sogar B2 und höher.

Auch der ehrenamtliche Sprachmittlerdienst, der bei Behörden, Arztbesuchen oder Elternabenden dolmetscht, ist ein wertvoller Baustein der Willkommenskultur. Mehr als 900 Einsätze wurden allein 2023 vermittelt. Die am meisten angefragte Sprache war mit großem Abstand Arabisch. Im Zeitraum von 2015 bis 2023 gab es 1.212 Vermittlungen für die arabische Sprache.

Das Liniendiagramm zeigt, aus welchen Ländern die Menschen in den verschiedenen Stadtteilen in Konstanz kommen.
Anteile der Wohnbevölkerung mit Migrationshintergrund nach Stadtteilen in Konstanz im Zeitraum2014 bis 2023.

Wohnen bleibt eine Herausforderung

Trotz vieler Fortschritte gibt es auch weiterhin Baustellen im wahrsten Sinne des Wortes. Zwar leben zwei Drittel der Geflüchteten mittlerweile in privaten Wohnungen – viele davon vermittelt durch das Bürgeramt und Projekte wie „RAUMTEILER“ oder „83 integriert“ – doch etwa 1.200 Menschen sind weiterhin auf Gemeinschaftsunterkünfte oder Anschlussunterbringungen der Stadt angewiesen.
Für eine gelingende Integration ist auch die Durchmischung in den Stadtteilen wichtig. In Konstanz spiegelt sich die kulturelle Vielfalt im gesamten Stadtgebiet wider, wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt. So liegt der Anteil der Menschen mit internationaler Biographie im Industriegebiet bei 66 Prozent, bedingt durch die geringe Einwohnerzahl und mehrere Gemeinschaftsunterkünfte. In Petershausen-West sind es 42 Prozent, in Fürstenberg 40 Prozent und selbst im kleinsten Stadtteil Egg noch 25 Prozent. Diese Heterogenität in den Quartieren schafft Raum für Begegnung und beugt der Entstehung von Parallelgesellschaften vor.

Erste Schritte in den Arbeitsmarkt

Viele Zugewanderte arbeiten in Bereichen, in denen dringend Personal gesucht wird, etwa in Gastronomie, Pflege oder Handel. Je länger sie in Konstanz leben, desto größer wird die Chance, Fuß zu fassen: Nach vier Jahren liegt die Erwerbsquote bei 39 Prozent, nach sieben Jahren bei 64 Prozent. Besonders erfolgreich war der Einstieg für viele UkrainerInnen, da sie sofort arbeiten durften.

Das Tortendiagramm zeigt, in welchen Bereichen die Menschen aus den Top-8Asylherkunftsländern in Konstanz arbeiten.
Bereiche, in denen Beschäftigte aus denTop-8-Asylherkunftsländern Afghanistan,Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somaliaund Syrien (ohne die Ukraine) 2024 in Konstanz arbeiten.

Zusammenhalt und Vielfalt

Die Konstanzer Bürgerbefragung 2021 untersuchte unter anderem, wie die kulturelle Vielfalt und der Zusammenhalt in der Stadt von den BürgerInnen wahrgenommen werden. Die Ergebnisse zeigen eine große Verbundenheit mit der Stadt: 63 Prozent der Befragten mit internationaler Biographie und sogar 72 Prozent ohne gaben an, sich stark oder ziemlich mit der Stadt verbunden zu fühlen. In ergänzenden Interviews wurde deutlich, dass viele den sozialen Zusammenhalt in Konstanz insgesamt als gut empfinden. Besonders hervorgehoben wurden Hilfsbereitschaft und Engagement, etwa in privaten Initiativen, durch Nachbarschaftshilfe oder durch Wohlfahrtsverbände.

Gleichzeitig äußerten einige Menschen Sorgen über den zunehmenden Einfluss rechtsextremer Gruppen und der AfD. Zwar gab es bislang keine konkreten Vorfälle, aber allein die Präsenz dieser Gruppen und der Partei wird von einigen als belastend für das gesellschaftliche Klima wahrgenommen.

Integration bleibt gemeinsame Aufgabe

Der Migrations- und Integrationsbericht 2014-2024 macht deutlich: Integration ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Die kulturelle Vielfalt in Konstanz wird auch in Zukunft weiterwachsen – durch Flucht, Zuwanderung, Studium oder Familiennachzug. Damit steigt auch die Verantwortung, Chancen für Teilhabe und gleichberechtigtes Zusammenleben aktiv zu gestalten. Die Entwicklungen der letzten zehn Jahre zeigen, wie viel erreicht werden kann, wenn Stadt, Politik, Zivilgesellschaft und BürgerInnen gemeinsam daran arbeiten. Nur so entsteht eine Stadt, in der alle Menschen gut leben können.
Weitere Informationen und den vollständigen Bericht unter konstanz.de/international.

Hintergrund: Die Stabsstelle Konstanz International

Der Migrations- und Integrationsbericht kommt von der der Stabsstelle Konstanz International (SKI) in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Datenmanagement und Statistik. Die SKI engagiert sich für die Förderung einer offenen Willkommenskultur, die gleichberechtigte Teilhabe aller BürgerInnen und die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Konstanz. Zu ihren Aufgaben zählt unter anderem:

·Netzwerkarbeit: Leitung und Mitwirkung in verschiedenen Netzwerken und Arbeitsgruppen, um den Austausch zwischen relevanten AkteurInnen zu fördern. ​
·Projektförderung: Unterstützung von Projekten und Veranstaltungen aus der Bürgerschaft sowie von gemeinnützigen Organisationen, die zur Integration und Vielfalt in der Stadt beitragen.​
·Geschäftsstelle des Internationalen Ausschusses: Organisation und Durchführung der Sitzungen sowie Schulung neuer sachkundiger Mitglieder zur politischen Arbeit.

Darüber hinaus leitet die SKI die Umsetzung des Konzepts Konstanz Internationale Stadt, initiiert zahlreiche Projekte und Veranstaltungen, oft in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, und übernimmt die Aufbereitung sowie Verbreitung wichtiger Informationen rund um Integration und kulturelle Vielfalt in Konstanz.​

(Erstellt am 04. April 2025 09:17 Uhr / geändert am 17. April 2025 09:39 Uhr)