Förderpreis der Stadt Konstanz - Junge Kunst!
Der Förderpreis Junge Kunst! für das Jahr 2023 wurde vergeben, die PreisträgerInnen sind:
David Brooke (Musik), Amalie Mbianda Njiki (Literatur) und Lin Olschowka (Bildende Kunst)
Die JurorInnen des Förderpreises 2023:
Daniel Widmaier, Buchhändler/ Literatur
Doris Happl, Chefdramaturgin Stadttheater/ Literatur
Robert Ritter (Kunstlehrer und Künstler)
Anna Martinez-Rodriguez, Kuratorin/ Bildende Kunst
Michael Auer, Musikpädagoge/ Musik
Dieter Dörrenbächer, Leiter Musikschule/ Musik
Sarah Müssig, Leitung Kulturamt
Luise Schauer, Kulturamt Konstanz/Kulturelle Bildung
Die PreisträgerInnen:
David Brooke (MUSIK)
David Brooke, (geb. 1994) wuchs in einer Musikerfamilie in Konstanz auf und erlernte zunächst das Violinspiel u.a. bei Susanne Schlegel und Prof. Rudolph Rampf. Dies ermöglichte ihm 2010-2012 die Mitgliedschaft im Landesjugendorchester Baden-Württemberg.
Er studierte 2012-2019 Schulmusik an der Musikhochschule Freiburg (Hauptfach Violine) sowie Mathematik als zweites Hauptfach an der Albert-Ludwigs-Universität. Seither bringt er sich stark in die Freiburger Chorszene ein. Zunächst übernahm er 2019 die Geschäftsführung des Jazzchor Freiburg, trat dann postwendend immer wieder als Vize-Jazzchorleiter in Erscheinung und organisierte 2022 gemeinsam mit Bernhard Schmidt das 3-tägige »Chorwärts!«-Festival mit über 2.000 SängerInnen. Als Gründungsmitglied seiner A Cappella-Gruppe Kaleidoskop (ehemals 5Pac) tritt er auch international in Erscheinung. Workshops u.a. bei den New York Voices (USA), Peder Karlsson (SWE) oder Soila Sariola (FIN) ebneten dann den Weg zum Jazz/Pop-Master, den er seit 2020 in Trossingen im Hauptfach Jazzgesang studiert.
Darüber hinaus widmet er sich der Produktion von Chorvideos. Im Musikvideo zum Song »Jóga« inszenierte er den Jazzchor Freiburg und wurde bei den »Music Video Awards« in Los Angeles in der Kategorie Best First-Time Director für einen Preis nominiert.
Die Jury sagte zu ihrer Entscheidung: »David Brooke ist vielfältig künstlerisch engagiert als Arrangeur, Chorleiter, Solist, Organisator, Videokünstler. Er hat in den vergangenen Jahren eine künstlerisch hervorragende Entwicklung genommen, die sich in einer hohen Qualität all seiner musikalischen Äußerungen dokumentieren lässt. Insofern sind wir überzeugt, dass er ein würdiger Preisträger des Förderpreises der Stadt Konstanz sein wird.«
Amalie Mbianda Njiki (LITARATUR)
Amalie Mbianda Njiki wurde 2002 in Dachau geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Riedheim im Hegau, besuchte bis zum Abitur im Jahr 2021 das Hegau-Gymnasium in Singen. Seit 2022 studiert sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Es ist ihr gelungen, dort mit ihren eingereichten Texten zu überzeugen und einen der der hochbegehrten Studienplätze im Fach »Literarisches Schreiben« zu ergattern.
Etliche ihrer Arbeiten sind seit 2020 in Anthologien und Zeitschriften erschienen. In den letzten drei Jahren ging sie als Preisträgerin und Stipendiatin verschiedener Wettbewerbe hervor, so beim Bundeswettbewerb »Treffen Junger AutorInnen«, beim »Berlin-Brandenburgischen Preis für junge Literatur« oder der »Werkstatt Prosa« der Stadt Graz.
Mbianda Njiki bewegt sich in den Feldern Prosa und Lyrik, wobei die Texte sich teils nicht eindeutig einer Gattung zuordnen lassen. Thematisch sind Kindheit, Heranwachsen und Familie, Beziehungsgeflechte, Identität und Herkunft sowie Reisebegegnungen und -eindrücke, so in Kamerun, der Heimat ihres Vaters, ihre wichtigsten Inspirationsquellen. In der Kurzgeschichte und der Miniatur findet sie die ihr adäquate Form.
Die Jury war beeindruckt von Mbianda Njikis metapher- und bilderreichen Sprache, ihren klugen und interessanten, auch humorvollen Texten, die in konzentrierter Sprache eine Spannung und einen Sog entwickeln. Wenn sie Betroffenheit zeigt, gelingt es ihr, von ihrer eigenen Geschichte zu abstrahieren und sie in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang zu setzen. Die Jury freut sich, dieses Jahr eine vielversprechende Nachwuchsautorin zu küren, die bereits ihren sehr eigenen Stil hat entwickeln können.
Lin Olschowka (BILDENDE KUNST)
Lin Olschowka (geb. 1995, Münsterlingen, Schweiz, aufgewachsen in Konstanz) lebt und arbeitet in Karlsruhe. Ihr Malereistudium an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe beendete sie 2021 als Meisterschülerin von Erwin Gross.
Jüngst wurde ihre Arbeit in einer Einzelausstellungen bei wieoftnoch, Karlsruhe (2023) gezeigt. Wichtige Gruppenausstellungen waren u.A. im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen (2022); Meyer Riegger (2023 und 2022); Gesellschaft der Freunde junger Kunst Baden-Baden (2022); Kunstraum Tosterglope (2021); Kunsthalle Neuwerk e.V. (2018).
Lin Olschowkas Arbeiten befinden sich in privaten sowie öffentlichen Sammlungen und sie hat bereits verschiedene Auszeichnungen erhalten, darunter mehrere Preise der AdBK Karlsruhe und Stipendien der MWK und der Stiftung Kunstfonds.
Die Malerin Lin Olschowka überzeugte die Jury mit ihrem breiten Spektrum an künstlerischen Verfahrensweisen, die gekonnt miteinander kombiniert werden. Das Interesse am Medium der Malerei selbst und ihren Möglichkeiten ist schwer zu übersehen: Experimentelles neben minutiösem Naturalismus, scharfe Konturen neben weichen Übergängen.
Dabei kann sich die Betrachterin/der Betrachtende der Unmittelbarkeit der Motive aufgrund ihrer schieren Größe und direkten Inszenierung nur schwer entziehen. Wuchtig, aufdringlich, fast distanzlos – ebenso wie überraschend und rätselhaft. Surrealistisch, symbolisch, aktuell und sich dennoch nicht dem Zeitgeist anbiedernd. Eine junge Künstlerin, die ihre Position bereits halten kann und sicherlich auch in Zukunft halten wird.
Die Preisträger*innen 2021 waren:
Thomas Bissinger (Literatur), Georg Michael Grau (Musik), und Leon Kasparek (Bildende Kunst).
Die JurorInnen des Förderpreises 2021:
Daniel Widmaier, Buchhändler/ Literatur
Doris Happl, Chefdramaturgin Stadttheater/ Literatur
Dr. Stefan Geiger, Galerist/ Bildende Kunst
Anna Martinez-Rodriguez, Kuratorin/ Bildende Kunst
Michael Auer, Musikpädagoge/ Musik
Dieter Dörrenbächer, Leiter Musikschule/ Musik
Sarah Müssig, Leitung Kulturamt
Angelika Braumann, Kulturamt Konstanz/Kulturelle Bildung
Die PreisträgerInnen:
Georg Michael Grau (MUSIK)
Georg Michael Grau lebt in Konstanz. Er wurde 1989 in Lauingen/Donau geboren und wuchs in der Region Heidenheim auf. Zu seinen LehrerInnen gehörten Edelgard Lübke (Sontheim an der Brenz), Karl-Wilhelm Berger (Stuttgart), Prof. Elza Kolodin (Freiburg), Prof. Michael Hauber (Mannheim und Stuttgart) und Prof. Ian Fountain (London). Während seiner Ausbildung absolvierte er neben dem pädagogischen Studium verschiedene künstlerische Studiengänge, darunter ein Masterstudium an der Royal Academy of Music in London. Unterstützung erhielt er u.a. von der Studienstiftung des deutschen Volkes, dem DAAD und der Villa Musica Rheinland-Pfalz.
Neben seiner Tätigkeit als Konzertpianist unterrichtet er als Klavierlehrer an der Musikschule der Stadt St. Gallen und an der Musikschule Konservatorium Zürich. 2020 veröffentlichte er die Klavierschule „Wir machen Musik!“ - ein fünfbändiges Lehrwerk für Kinder, die das Klavierspiel erlernen möchten. Darüber hinaus ist er als künstlerischer Leiter des Musikfestival Schloss Brenz und der Allmannsdorfer Kammerkonzerte für rund 40 Konzertveranstaltungen im Jahr verantwortlich.
Konzerte im In- und Ausland führten den Pianisten Georg Michael Grau in die Berliner Philharmonie, die New Yorker Carnegie Hall und zu internationalen Festivals wie den BBC Proms in London oder dem Klavierfestival Ruhr.
National und international ist er als Solist und Kammermusiker ausgezeichnet – Deutscher Musikwettbewerb, The Bradshaw & Buono International Piano Competition in New York, Lilian Davies Beethoven Prize in London. Er konzertierte mit Klangköpern wie den Stuttgarter Philharmonikern, der Norddeutschen Philharmonie Rostock, den Münchner Symphonikern oder den Nürnberger Symphonikern. Seine Diskographie umfasst beispielsweise sein Debut-Album Beethoven | Auerbach (TYXart), die Ersteinspielung der Klavierkonzerte Eduard Francks mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen (cpo), die Transkription von Beethovens Violinkonzert für Klavier und Orchester vom Komponisten selbst - aufgenommen mit den Münchner Symphonikern - oder das Album Strauss |Reger mit der Sopranistin Sheva Tehoval (TYXart).
Die Jury zeichnete den Pianisten Georg Michael Grau als Preisträger Junge Kunst! in der Kategorie Musik aus. Er überzeuge mit seinem vielfältigen Schaffen, in erster Linie aber mit seiner künstlerischen Qualität, als ein hervorragender Pianist, der allen technischen, musikalischen und künstlerischen Anforderungen mit einem persönlichen Ausdruck gewachsen sei, als Initiator und künstlerischer Leiter von Konzertreihen bzw. Festivals, sowie nicht zuletzt auch als Musikpädagoge und Vermittler der klassischen Musik. Darüber hinaus ist er in Konstanz verwurzelt und sehr präsent.
Thomas Bissinger (LITERATUR)
Thomas Bissinger wurde 1989 in Leonberg geboren. Er studierte Simulation Technology in Stuttgart und ist zurzeit Doktorand am physikalischen Institut der Universität Konstanz bei Matthias Fuchs.
Er schreibt Lyrik, Drama und Prosa und ist Mitglied des Organisationsteams des Lit.Fest Stuttgart und Mitbegründer der Stuttgarter Theatergruppe „Volles Rohr Theater“. Er veröffentlichte in Anthologien; sein Stück „Die Verantwortlichen“ wurde von Theatergruppen in Stuttgart, Tübingen und Bayreuth aufgeführt. Thomas Bissinger spielt auch im neuen STADTENSEMBLE des Theater Konstanz. 2016 und 2019 war er Stipendiat des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg. 2019 erhielt er den Retzhof-Preis für junge Literatur, außerdem erhielt er einen Nominierungspreis für Jungautoren der Gruppe 48.
Thomas Bissinger überzeugte die Jury – neben seinen Lyrik- und Dramatexten – vor allem durch sein Romanprojekt „Ehrenfest“. Erzählt wird in dem Roman das Leben der historischen Figur des österreichisch-niederländischen Physikers Paul Ehrenfest, der sich Ende der 1920er Jahre in einer schweren Krise befindet. Die aktuelle wissenschaftliche Entwicklung kann er kaum verfolgen, geschweige denn mitgestalten. Seinen Sohn Wassily, der an Trisomie 21 leidet und in einem Heim lebt, empfindet er zunehmend als Spiegelbild seines eigenen Versagens. Zudem macht sich das Vordringen der nationalsozialistischen Ideologie immer deutlicher in seinem Alltag bemerkbar.
In diesem Spannungsfeld erzählt Bissinger eine Familiengeschichte in genauen und teils poetischen Beobachtungen, und ihm gelingt die berührende Beschreibung von Menschen in ihren komplexen emotionalen und politischen Verflechtungen. Vor allem findet er zu einer eigenständigen Sprache, die sich durch oft originäre Bilder auszeichnet, die den Physiker im Autor vorblitzen lassen, ohne reine Fachsimpelei zu sein.
Die Jury ist sehr gespannt auf die weitere Entwicklung und freut sich, mit dem Förderpreis zum Gelingen des Romans, der auch viel Recherchearbeit erfordert, beitragen zu können.
Leon Kasparek (BILDENDE KUNST)
Leon Kasparek wurde 1996 in Konstanz geboren und besuchte auf dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium das Kunstprofil und belegte den Leistungskurs „Bildende Kunst". Nach dem Abitur im Jahr 2014 bereitete er sich ein Jahr lang intensiv auf die Bewerbung an einer Kunsthochschule vor; zusätzlich absolvierte er ein Praktikum beim Stadttheater Konstanz.
Zum Wintersemester 2015 begann er das Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe im Bereich „Freie Kunst, Malerei / Grafik“. 2020 erhielt er dort sein Diplom und darf als Meisterschüler unter Professor Marcel van Eeden sein Studium über einen Zeitraum von 2 Semestern fortsetzen.
Neben den Sommer- und Jahresausstellungen an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und seiner Diplomausstellung hat er auch an Gruppenausstellungen im Kreis Karlsruhe und in Den Haag teilgenommen. Zurzeit bereitet er die Meisterschülerausstellung vor, mit der sein Studium im Herbst 2021 abgeschlossen sein wird.
Aus den zahlreichen starken Einreichungen zum diesjährigen Förderpreis Junge Kunst! im Bereich Bildende Kunst stach Leon Kasparek in den Augen der JurorInnen vor allem mit seinem umfangreichen - aber in der künstlerischen Haltung sehr präzisen - Spektrum zeitgenössischer Ausdrucksformen heraus. Sein Werk setzt sich intensiv mit den Bedingungen und Grenzen der heutigen Kunst und Kunstproduktion auseinander. Die Arbeiten gleichen oftmals künstlerischen Versuchsanordnungen und beziehen den Betrachter oft aktiv in den Werkprozess ein. Dabei werden die traditionellen Werkkategorien von Kasparek sehr offen interpretiert und prinzipiell dynamisch aufgefasst. Seine aus ungewöhnlichen Materialien realisierten skulpturalen Werke stellen Gattungsgrenzen und Sehgewohnheiten in Frage, sie suchen den Perspektivwechsel und zielen dabei auf anschauliche Wissensvermittlung.
Leon Kasparek zeigt ab 5.11.2021 bis 30.1.2022 seine Arbeiten in einer Ausstellung im Gewölbekeller im Kulturzentrum am Münster.
Alle Preisträger erhalten 2022 im Rahmen der erweiterten Förderstrategie für die Preisträger des Förderpreises Junge Kunst! zusätzliche finanzielle Mittel, um eigene Projekte in Konstanz umzusetzen. Dafür steht ein Gesamtbudget in Höhe von 10.000 € zur Verfügung. Damit soll den Förderpreisträgen einerseits die Möglichkeit gegeben werden, sich in Konstanz noch stärker zu verankern und zu vernetzen, andererseits soll ihre künstlerische Weiterentwicklung gestärkt werden.
Im Zusammenhang mit der diesjährigen Ausschreibung des Förderpreises haben einige der PreisträgerInnen der vorherigen Jahre einen kleinen Einblick in ihre Erfahrungen mit dem Förderpreis gegeben. Die Videos von ihnen werden hier als Download zur Verfügung gestellt.
Hier das Video von Jeremias Heppeler, der im Jahr 2017 in der Sparte Bildende Kunst den Preis gewonnen hat:
Hier das Video von Florian Schwarz, der im Jahr 2013 den Preis in der Sparte Bildende Kunst gewonnen hat:
Hier das Video von Barbara Marie Hofmann, die im Jahr 2019 den Preis in der Sparte Literatur gewonnen hat, gefilmt von Niklas Knezevic:
Porträt über Barbara Marie Hofmann, Autorin & Künstlerin Preisträgerin des Förderpreises „Junge Kunst!" für Literatur 2019 der Stadt Konstanz Produktion: Niklas Knezevic
Regie: Stefan Gritsch
Sound: my sweetest alibi Konzept: Barbara Marie Hofmann, www.barbaramariehofmann.com
PreisträgerInnen 2019
Maximilian Vogler wurde 1992 in Konstanz geboren und erhielt in der Musikschule Konstanz sowie in den Chören und Ensembles des Heinrich-Suso-Gymnasiums seine musische Grundausbildung. An der Hochschule für Musik Detmold schloss er seinen Bachelor of Music in Oper/ Konzert mit dem Hauptfach Gesang ab und absolvierte mit Auszeichnung ein Master-Studium in Musikpädagogik an der Hochschule der Künste in Zürich. Ebendort studiert er seit Herbst 2018 den künstlerischen Studiengang Master of Music Performance, der auf das Berufsbild des freischaffenden Künstlers ausgerichtet ist.
Maximilian Vogler zeigt ein herausragendes Gesamtbild seiner künstlerischen Entwicklung der vergangenen Jahre. Als Künstler hat er sich in seinem Fach sowohl das Lied- als auch das Oratorienrepertoire erarbeitet. Darüber hinaus ist er auch in professionellen Gesangsensembles präsent. Sein Repertoire reicht von Renaissancemusik bis zur Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts. Ein für sein noch recht junges Alter ungewöhnlich vielseitiges Portfolio. Er verfügt über eine sehr schöne, gut geführte, „leichte“ Tenorstimme, er gestaltet musikalisch kenntnisreich, geschmackvoll und sehr reif, mit einer eigenen künstlerischen Aussage und mit einer
für das Alter ungewöhnlich reifen Ausstrahlung.
Die Jury des Konstanzer Förderpreises Junge Kunst! sieht in ihm das Potential für eine große Karriere.
Literatur
Barbara Marie Hofmann
Barbara Marie Hofmann wurde 1988 geboren und lebt seit 2011 in Konstanz. Sie studierte Sprach- und Textwissenschaften/ Medienproduktion an der Universität Passau und Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften an der Universität Konstanz. Sie arbeitet als freischaffende Autorin und Kunst- und Kulturvermittlerin. Sie ist Verkörperung einer Generation von Dichtern und Kunstschaffenden, die sich nicht an Genregrenzen halten will. Sie schreibt nicht nur, sondern gestaltet auch ihre lyrischen Werke visuell zu einem Gesamtkunstwerk, sie performt ihre Texte höchst beeindruckend selbst auf der Bühne und inszeniert auch dramatische Texte selbst. Diese Vielfalt zeugt von einem wachen und neugierigen Geist, der ästhetisch mit allen Sinnen wahrnehmen möchte. Insbesondere beeindruckt hat die Jury, wie sie neue Formen der Präsentation von Lyrik findet, sei es im live-Moment auf der Bühne, oder auch durch die handwerkliche Gestaltung von Faltgedichten oder in ihrer konkreten Poesie. Inhaltlich deckt sie in ihrer Lyrik ein breites Spektrum menschlicher Erfahrungen ab und zeigt immer wieder nachdenkliche und ernste Facetten kann aber auch – und dies wirkt sehr erfrischend – mit einer guten Portion Humor zu weiterem Denken anregen. Formal zeigen ihre Gedichte häufig eine Lust nicht nur an der semantischen Ebene, sondern auch an der Form (konkrete Poesie) und insbesondere an Sprachspiel und Onomatopoese. Diese Freude am Spiel mit Phonetik und Klang ist eine der Urwurzeln der Lyrik und zeichnet eine Reihe der besten Gegenwartslyriker (wie etwa die Werke Jan Wagners oder Marcel Beyers) aus.
Kurz und gut: Exprimentierlust und handwerkliches Können gehen bei Barbara Marie Hofmann eine gelungene Symbiose ein und die Jury hofft, dass sie ihre vielfältigen Talente in dieser Hinsicht weiter ausbaut.
Bildende Kunst
Hanna Stiegeler
Unter den Einreichungen für den Förderpreis Junge Kunst der Stadt Konstanz stach die Bewerbung von Hanna Stiegeler (*1985 in Konstanz) aufgrund ihrer konsequenten, klaren und äußert zeitgenössischen Ästhetik heraus.
Ihre Arbeiten zeichnen sich durch ein sehr bewusstes und zugleich sehr sensibles Vorgehen aus, bei dem Inhalt und Materialität in einen intensiven Dialog treten. Auf Grundlage von fotografischem Material konstruiert sie Kippmomente und mit Bedeutungen aufgeladene Bildräume. Textil als Träger ist ebenso wie die Bildprojektion Teil ihres künstlerisch medialen Repertoires.
Schon während Ihres Studiums hatte sie erste Ausstellungsbeteiligungen. Seit ihrem Abschluss an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig 2016 konnte sie mit ihrer klaren Bildsprache in der Kunstszene immer mehr Fuß fassen. Die Jury sieht Hanna Stiegeler daher gerade zu diesem wichtigen Zeitpunkt als besonders förderungswürdig und freut sich, sie mit dem Förderpreis Junge Kunst 2019 auszeichnen zu dürfen.
PreisträgerInnen 2017
Bildende Kunst
Preisträger in der Sparte Bildende Kunst ist Jeremias Heppeler. Sein breites Spektrum an unterschiedlichsten Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Experimental- als auch Dokumentarfilm und Installation, gepaart mit einem hohen Maß an künstlerischer Energie, überzeugte die Jury.
Mal verspielt und leicht, mal ernsthaft und tiefgründig, immer überzeugend im Hier und Jetzt angesiedelt, wagt er sich in viele künstlerische Bereiche, in denen er sich sicher bewegt. Er zeigt einen modernen, individuellen Stil, der jedoch nicht auf ein künstlerisches Medium reduziert ist, sondern sich sehr breit gefächert präsentiert. In der Kunst hat er seinen Platz bereits gefunden, dennoch ist er noch nicht angekommen, sondern befindet sich derzeit auf einem suchenden, sich ausprobierenden Weg und ist deshalb nach Ansicht der Jury genau zu diesem Zeitpunkt förderwürdig.
Jeremias Heppeler, geboren 1989 in Tuttlingen, schloss sein Studium in Konstanz mit einem Bachelor in Germanistik und Geschichte und 2015 mit dem Master in Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft ab.
Er versteht sich als freier Texter, Filmemacher und intermedial arbeitender Künstler.
Jeremias Heppeler hat schon einige Ausstellungsprojekte umgesetzt: unter anderem »treibgut« in Mühlheim an der Donau, »drei tote hunde« in Tuttlingen und »Kunst und Krise« in Jena. Im Gewölbekeller im Kulturzentrum am Münster zeigte er 2016 »und hier am ende ist mensch nichts weiter als eine erfindung«. Ausgezeichnet mit dem Samsung Smartfilm Award (für den experimentellen Kurzfilm »Soi«) und dem MotionPicture 2.0 Award des ZKM Karlsruhe (für »Der Beobachter«). Für das Dokumentarfilmprojekt »Die Stadt der vergessenen Kinder« reiste Jeremias Heppeler im Juli 2015 in die Mongolei. Der entstandene Film war im Januar 2016 im Zebra-Kino zu sehen.
Musik
In der Sparte Musik konnte der Cellist Bogdan Michael Kisch die Jury am meisten überzeugen, der aus einer großen Zahl von preiswürdigen Bewerbern ausgewählt wurde.
Seine kraftvollen und gleichzeitig einfühlsamen Interpretationen von Werken der klassischen und romantischen Literatur und seine makellose Technik haben die Jury gleichermaßen überzeugt.
Bogdan Michael Kisch, 1990 in Rumänien geboren, kam im Alter von 4 Jahren nach Konstanz. Hier hat er erste und vielfältige musikalische Erfahrungen gesammelt und ist bis heute mit seiner Heimatstadt durch zahlreiche Soloauftritte und Kammerkonzerte, u.a. mit dem von ihm gegründeten Gutfreund-Trio, eng verbunden.
Nach dem Abitur 2009 studierte er Violoncello an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Seinen Bachelor erhielt er dort Anfang 2014, und wird dieses Jahr seine Master-Abschlusskonzerte spielen. Zurzeit studiert er Klavierkammermusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste Frankfurt und ist seit der Saison 2015/16 Stipendiat der Paul-Hindemith-Orchesterakademie an der Oper Frankfurt.
Nach intensiven Studienjahren und vielfältigen Auszeichnungen und Konzerterfolgen steht er nun kurz vor dem Abschluss seiner Masterstudien in den Fächern Violoncello und Kammermusik.
Literatur
Meral Ziegler, Preisträgerin in der Sparte Literatur, ist Spoken Word Poetin (Poetry Slam) und Autorin. Die Jury überzeugte sie vor allem mit ihrer Performance und ihrer eigenständigen, wirkungsvollen Sprachmacht.
Zieglers Texte zeichnen sich durch Schnörkellosigkeit und Konzentration aus, hier ganz der speziellen Darbietungsform des Poetry-Slam verpflichtet. Als Performerin ihrer Texte zieht sie ihr Publikum in den Bann, berührt, provoziert und amüsiert. Sie findet dabei starke und prägnante, aber auch nachdenkliche Worte zu Themen aus der Erfahrungswelt ihrer Generation. Da geht es geht um Identität, Freunde und Familie, Nähe und Fremde, gesellschaftliche Bruchlinien...
Meral Ziegler, geboren 1993, mit deutscher und Schweizer Staatsangehörigkeit, lebt in Kreuzlingen und studiert in Konstanz Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft. Als leidenschaftliche und berufstätige Poetry Slammerin hatte sie ihre ersten Auftritte 2010, zahlreiche Auftritte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg folgten seitdem. Außerdem ist sie als Dokumentationssprecherin und Autorin tätig. Sie gewann mehrere Meisterschaften, unter anderem wurde sie 2011 Landesmeisterin Schleswig-Holstein in der Gruppe U20. 2015 wurde ihr Debütroman »Feier dich!« veröffentlicht. Seit 2016 ist sie Vorstandmitglied des Vereins »Slam Alpha«, der sich für die Förderung von Frauen im Poetry Slam einsetzt.
PreisträgerInnen 2015
Bildende Kunst
Preisträgerin in der Sparte Bildende Kunst ist Franziska Maßat. Sie überzeugte die Jury durch die Qualität ihrer Arbeiten und die sich darin äußernde Lust am Experiment.
Ihr plastisches Werk besticht durch die phantasievolle Verwendung ungewöhnlicher Materialien, durch die skurril-surreale Kombination unterschiedlichster Stoffe und Gegenstände sowie den sinnlichen Reiz, den die Künstlerin auf den ersten Blick unscheinbaren Dingen entlockt. Das sich damit verbindende Interesse an der Vielfalt und Schönheit von Formen, Strukturen und Mustern äußert sich auch in Maßats fotografischem Werk. Ihre Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Landschaft und Natur in weitestem Sinn irritieren und amüsieren gleichermaßen aufgrund der ihnen zu Grunde liegenden ungewöhnlichen Perspektive und scheinen damit zugleich hinter die Dinge zu blicken.
Franziska Maßat, 1986 in Konstanz geboren und hier aufgewachsen, studierte nach dem Abitur zunächst Sportwissenschaften und Anglistik an der Universität Konstanz. Ab 2009 studierte sie Kunsterziehung an der Hochschule für Kunst und Design Halle mit Schwerpunkt experimentelle Bildhauerei, Sport und Anglistik an der Martin-Luther Universität Halle, Bildhauerei (Fachrichtung Kunsterziehung) an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, sowie Anglistik an der Karl-Ruprecht-Universität Heidelberg. 2014 schloss sie ihr Studium mit dem 1. Staatsexamen in Anglistik und April 2015 in Kunst für das Lehramt am Gymnasium ab. Ihre bildhauerischen und fotografischen Werke präsentierte sie bereits in mehreren Ausstellungen, zuletzt im Frühjahr 2015 in der Galerie Alte Schule Adlersdorf in Berlin.
Musik
In der Sparte Musik konnte der auf Gitarre und Laute spezialisierte Domenico Cerasani die Jury am meisten überzeugen. Die Präzision und Hingabe seines Spiels, seine technische und stilistische Meisterschaft und seine musikalischen Interpretationen, sowie seine Konzerttätigkeit setzen nach Auffassung der Jury Maßstäbe.
Cerasani, 1985 im italienischen Avezzano geboren, absolvierte nach dem Abitur den Bachelor of Arts in klassischer Philologie mit Auszeichnung an der Universität La Sapienza in Rom. Bereits während seiner Schulzeit erhielt er ein Diplom für klassische Gitarre des Conservatorio N. Rota, Monopoli. 2008 bis 2010 studierte er an der Musikhochschule Hannover, dort erlangte er ein Diplom für klassische Gitarre mit Bestnote. Es folgte 2011 bis 2013 das Studium des Master of Music für Alte Musiklaute, das er erneut mit Bestnote abschloss. Seit 2013 studiert er an der Musikhochschule Trossingen Master of Music für Alte Musik, Kammermusik-Laute und unterrichtet an der Musikschule Konstanz. Er ist auf zahlreichen Konzerten als Solist aufgetreten und hat bisher zwei CDs veröffentlicht (Sor, 2012, und Luca Marenzio e il suo tempo, 2014).
Literatur
Toby Hoffmann, Preisträger in der Sparte Literatur, ist Lyriker, Spoken Word Poet (Poetry Slam) und Musiker. Die Jury überzeugte er vor allem mit seiner Vielseitigkeit und der humorvollen Art seiner Beschreibungen, sowie seinem Vortragsstil.
Hoffmann bezieht mit seinen Texten deutlich Position, gesellschaftlich und dem Literaturbetrieb gegenüber. Er formuliert sehr stark, manchmal hart und direkt, zum Teil bewusst vulgär. Jedes Wort sitzt und ist mit Bedacht gewählt. Durch seine knappen und klaren Formulierungen gelingt es ihm ebensolche Bilder zu evozieren. Er ist in diversen Milieus, z.B. auch im ländlichen Umfeld, zu Hause, schildert sie und ihre Protagonisten auf humorvolle, bissige, auch entblößende Art. Toby Hoffmann überzeugt auch als lesender Interpret seiner eigenen Texte, denen er durch gekonnte Rhythmisierung eine hohe Eindringlichkeit verleiht.
Toby Hoffmann, geboren 1980, lebt und arbeitet in Ravensburg, wo er 2002 den Ravensburger Literaturpreis und 2012 den Förderpreis Ravensburg/Weingarten gewann. Er organisiert und moderiert Literaturveranstaltungen und Konzerte und trat bereits mehr als tausend Mal im deutschsprachigen und europäischen Raum auf. 2005 gewann er den internationalen Poetry Slam in Tartu, Estland. Bei zahlreichen literarischen und musikalischen Projekten, u.a. in Konstanz, wirkte er ebenfalls mit. Er hat bereits mehrere Werke veröffentlicht (Die Tage in der blauen Stadt, Asphaltspalten, Moralverkehr und Luft sprengen), und in mehreren Sammelbänden, (z.B. Lyrikland, Vokalpatrioten oder Die Poetry Slam Fibel) sind Werke von ihm abgedruckt.