Konstanz braucht Pflegefamilien!

Der Fachdienst Pflegekinder begleitet Eltern, Kinder und Pflegefamilien

Für Kinder und Jugendliche, die vorübergehend oder auf Dauer nicht bei ihren Eltern leben können, suchen wir dringend Familien, Paare und Einzelpersonen, die ein Pflegekind aufnehmen und ihm einen familiären Rahmen bieten können – eng von uns begleitet, rechtlich sicher und solide finanziert.

Kinder haben ein Recht auf ein stabiles Umfeld und tragfähige Beziehungen. Wenn die leiblichen Eltern ihnen die nötige Zuwendung und Sicherheit nicht geben können – zum Beispiel wegen familiärer Krisen, schwerer Erkrankungen oder psychischer Belastungen – hilft unser Fachdienst Pflegekinder: Wir begleiten Eltern dabei, eine geeignete Pflegefamilie für ihr Kind zu finden. Wir bereiten die Eltern, das Kind und die künftigen Pflegefamilien auf die neue Lebenssituation vor. Und wir stehen mit Rat und Tat zur Seite, während das Kind in seiner Pflegefamilie lebt.

Pflegekinder: Kinder mit zwei Familien

Pflegekinder haben nicht selten spannungsreiche Situationen, Trennungen, Verluste oder familiäre Gewalt erlebt. Sie tragen seelische Belastungen mit sich, sind häufig ängstlich und unsicher, können ungewohnte oder unverständliche Verhaltensweisen zeigen und impulsiv reagieren. All das haben sie im emotionalen Gepäck. In ihrer Pflegefamilie müssen sie darum vor allem

Vertrauen schöpfen und aufbauen.
Geborgenheit, Verlässlichkeit und eine konsequente Erziehung erfahren.
verstanden und angenommen werden.
ihre Freude am Leben neu entdecken.

Pflegekinder sind Kinder mit zwei Familien: einer Herkunftsfamilie und einer Pflegefamilie. Um gesund aufzuwachsen brauchen sie beide. Die Herausforderung für alle Beteiligten: Oft ist nicht absehbar, wann das Kind zu den leiblichen Eltern zurückkehren kann und will oder ob es auf Dauer in einer Pflegefamilie leben wird.

„Klar hat´s am Anfang immer wieder gekracht, auch mit meinen neuen Geschwistern. Aber wir haben uns zusammengerauft – und ohne meine Pflegeeltern hätte ich den Schulabschluss sicher nicht auf die Reihe gekriegt.“ – ein jugendliches Pflegekind

Pflegeeltern: Eltern auf Zeit

Grundsätzlich kann jeder Erwachsene ein Pflegekind aufnehmen – egal ob Sie in einer Familie mit eigenen Kindern, in einer (gleichgeschlechtlichen) Partnerschaft oder alleine leben. Entscheidend ist, dass diese besondere Herausforderung zu Ihnen und Ihrem Leben passt. Denn: Pflegefamilie zu sein ist eine anspruchsvolle Aufgabe und ein fremdes Kind bei sich aufzunehmen ist ein großer Einschnitt. Pflegeeltern müssen darum Vieles mitbringen: Interesse am Kind, Geduld, Liebe, Zuversicht, Selbstbewusstsein und den Mut, sich auf Neues einzulassen. Entscheidende Voraussetzungen dafür sind, dass Sie

ausgeglichen, empathisch, tolerant und belastbar sind.
mit dem Sozial- und Jugendamt, Kitas, Schulen und Fachleuten vertrauensvoll zusammenarbeiten.
bereit sind, mit der Herkunftsfamilie einen wertschätzenden, konstruktiven Kontakt zu pflegen.
ausreichend Platz haben – in Ihrer Wohnung und in Ihrem Leben – und in gesicherten finanziellen Verhältnissen leben.
als „Eltern auf Zeit“ ein Zuhause geben können – mit dem Wissen, dass es sich um eine zeitlich begrenzte Begleitung handelt.
voll hinter Ihrer Entscheidung stehen – und dabei von Ihrem Partner, Ihrer Familie und Ihrem Umfeld bestärkt und unterstützt werden.

„Wir haben uns damals gemeinsam mit unseren 12- und 14-jährigen Töchtern entschieden, unseren 6-jährigen Pflegesohn aufzunehmen. Das war die richtige Entscheidung, hat unser Leben erst mal auf den Kopf gestellt und dann ungemein bereichert.“ – eine Pflegemutter aus Konstanz

Unser Fachdienst: begleitet Pflegefamilien, Kinder und Eltern

Ein Pflegekind aufzunehmen heißt: sich auf ein Abenteuer einzulassen. Wir begleiten Pflegeeltern dabei und stärken sie bei ihrer verantwortungsvollen und ebenso bereichernden wie anstrengenden Aufgabe durch

Informationen, Einführungen Fortbildungen und Coachings.
individuelle Gespräche, Betreuung und Unterstützung.
finanzielle Honorierung durch ein monatliches, steuerfreies Pflegegeld, durch Beihilfen und weitere finanzielle Vorteile.
den Austausch und gemeinsame Aktivitäten mit anderen Pflegefamilien.

„Es braucht nicht immer gleich ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen, wie ein afrikanisches Sprichwort sagt. Manchmal reichen engagierte Pflegeeltern, die wir fachlich begleiten und bestärken“ – Christine Fischer, Fachdienst Pflegekinder

Kontakt

Sie können sich mit dem Gedanken anfreunden, ein Pflegekind aufzunehmen? Dann erfahren Sie in einem ersten unverbindlichen Gespräch mehr darüber. Kommen Sie auf uns zu. Wir nehmen uns Zeit für Sie und beantworten Ihnen alle Fragen.

Judith Becirovic
Tel.: +49 7531 900-2441
judith.becirovic@konstanz.de

Christine Fischer
Tel.: +49 7531 900-2648
christine.fischer@konstanz.de

Was ist Vollzeitpflege?

Eltern, die bei der Erziehung und Versorgung ihrer Kinder in Schwierigkeiten geraten, haben in Deutschland Anspruch darauf, dass sie Hilfe bekommen. Die Jugendämter sind hierfür Ansprechpartner und bieten Eltern verschiedenartige Hilfen an, um es Ihnen zu ermöglichen, ihre Schwierigkeiten zu überwinden.

Wenn die Schwierigkeiten der Eltern so groß sind, dass sie die Erziehung und Versorgung ihrer Kinder nicht mehr bewältigen, brauchen die Kinder für eine vorübergehende Zeit oder oftmals auch auf Dauer ein neues, zweites Zuhause.

Pflegefamilien können dieses zweite Zuhause bieten, in dem diese Kinder vorübergehend oder langfristig bei ihnen leben dürfen. Eine solche Hilfe für Kinder und Eltern wird als Vollzeitpflege bezeichnet!

Gründe für Vollzeitpflege

Die Gründe, weshalb Eltern in die Situation geraten, nicht für ihr Kind sorgen zu können, sind vielfältig.

Junge Eltern, die noch nicht die persönliche Reife haben, um mit der Vielzahl von Anforderungen klar zu kommen, die mit der Kindererziehung und -versorgung verbunden sind, können in eine solche Überforderungssituation geraten.

Auch schwerwiegende Erkrankungen, wie z.B. Suchterkrankungen oder psychische Erkrankungen, oder dramatische Lebensereignisse, wie z.B. Trennung oder Tod von Eltern, spielen häufig eine Rolle.

Diesen Eltern fehlt dann meist auch noch die Hilfe und Unterstützung in solchen schwierigen Lebenssituationen aus ihrem sozialen Umfeld (eigene Eltern, Großeltern oder Geschwister oder befreundete Familien). Kinder solcher Eltern benötigen dann dringend Hilfe von anderen Familien, die sich auf den Weg machen, um Pflegefamilie zu werden!

Was bedeutet Vollzeitpflege im Alltag?

Dies bedeutet, dass Pflegekinder den ganz normalen Familienalltag in der Pflegefamilie leben und als Pflegekind zu einem Familienmitglied werden.

In der Regel haben die Eltern weiterhin Kontakt zu ihren Kindern. Der Umfang und die Gestaltung dieser Umgangskontakte werden mit allen Beteiligten vereinbart und es kommt zu gemeinsamen Treffen.

Um einen Einblick zu bekommen, wie Vollzeitpflege in der Praxis ausschaut, finden Sie hier einige Beispiele von Kinder, die in Pflegefamilienleben.

Rechtliche Grundlagen für Vollzeitpflege

Die rechtlichen Grundlagen der Vollzeitpflege sind im Sozialgesetzbuch VIII (SGB VIII) und Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) zu finden.

In der Broschüre „Was Pflegeeltern wissen sollten" vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg finden Sie neben weiteren inhaltlichen Informationen zur Vollzeitpflege auch die wichtigsten rechtlichen Grundlagen ausgeführt. Auf der rechten Seite finden Sie einen Link, mit dem Sie die Broschüre anschauen oder herunterladen können.

Finanzielle Leistungen für Pflegefamilien

Pflegefamilien erhalten für Ihre Arbeit finanzielle Leistungen. Neben den monatlichen Leistungen, dem sogenannten Pflegegeld, gibt es noch einmalige Beihilfen und sonstige finanzielle Vorteile.

Im Detail finden Sie eine Übersicht der finanziellen Leistungen bei Vollzeitpflege in dem Faltblatt des Jugendamtes der Stadt Konstanz. Auf der rechten Seite finden Sie einen Link, mit dem Sie dieses Faltblatt anschauen oder herunterladen können.

Wer kann Pflegefamilie werden?

Sowohl verheiratete als auch unverheiratete Paare, mit oder ohne eigene Kinder, können Pflegeeltern werden. Auch alleinstehende Personen können ein Pflegekind bei sich aufnehmen. In Einzelfällen kann es hilfreich sein, wenn die Möglichkeit besteht, die eigene Berufstätigkeit zumindest für einen gewissen Zeitraum z.B. im Rahmen der Elternzeit (die auch Pflegeeltern nehmen können) zurückzustellen, um sich in der Eingewöhnungszeit dem Pflegekind und dem Bindungsaufbau verstärkt widmen zu können.

Die Wohnsituation sollte so sein, dass durch die Aufnahme des Pflegekindes keine beengte Situation entsteht. Bei kleineren Kindern muss nicht sofort ein eigenes Zimmer vorhanden sein. Dies kann sich dann im weiteren Verlauf ergeben. Die finanzielle Basis einer Familie sollte auch ohne Einbeziehung des Pflegegeldes sichergestellt sein.

Außerdem sollte eine Pflegefamilie zur Zusammenarbeit mit den Eltern, dem Jugendamt und anderen Pflegefamilien bereit sein und auch an Fortbildungsveranstaltungen teilnehmen.

Pflegeeltern sollten die Offenheit für neue Erfahrungen und  Veränderungen innerhalb ihrer Familie mitbringen. Wichtig ist die Freude am Zusammenleben mit Kindern, Geduld, Zeit und Empathie und eine Belastbarkeit, die auch in Krisensituationen trägt. Pflegekinder bringen durch das bis dahin Erlebte häufig Verhaltensweisen mit, die zuerst rätselhaft erscheinen und erst verstanden werden wollen. Es ist hilfreich, wenn Pflegeeltern in schwierigen Situationen zunächst einmal gelassen reagieren und auch bereit sind, fachliche Beratung und Unterstützung anzunehmen.

Was Eltern und Pflegeeltern wissen müssen

Allein Eltern haben das Recht, zu entscheiden, in welcher geeigneten Pflegefamilie ihr Kind leben soll. Deshalb lernen sich Eltern und Pflegeeltern vorher kennen, um sich ggf. für eine Zusammenarbeit zu entscheiden. So wird eine kooperative Basis zum Wohle des Kindes von Beginn an möglich.

Lebt das Kind in einer Pflegefamilie, so bleibt der Kontakt des Kindes zu den Eltern erhalten und auch die Pflegeeltern und Eltern stehen miteinander im Kontakt. Die Eltern sollen die Möglichkeit haben, trotz der Vollzeitpflege an der Entwicklung ihres Kindes angemessen teilzuhaben. Meist gibt es regelmäßige Umgangskontakte nach Absprache. Die Eltern werden bei wichtigen Entscheidungen einbezogen (ärztliche Eingriffe, Auswahl der Schule, religiöse Anlässe etc.) und, wenn möglich, zu wichtigen Anlässen des Kindes, z.B. religiöse Feiern, Einschulungsfeiern o.ä., eingeladen.

Der Umgang mit den Eltern eines Pflegekindes

Von großer Bedeutung ist eine unvoreingenommene Grundeinstellung gegenüber den Eltern des Pflegekindes. Alle Beteiligten, insbesondere die Pflegekinder, profitieren davon, wenn zwischen den Pflegeeltern und den Eltern ein gutes Verhältnis besteht. Auch während der Zeit, in der ein Kind in einer Pflegefamilie lebt, sollen die Beziehungen zu den Eltern wenn möglich erhalten und gepflegt werden. Diese Umgangskontakte mit den Eltern, die im Regelfall ein- oder zweimal im Monat stattfinden, werden individuell der Situation der Beteiligten angepasst. So ist es in manchen Fällen möglich, dass das Kind die Eltern zuhause besucht, in anderen Fällen kann es notwendig sein, dass die Kontakte in einem neutralen Raum, mit Begleitung einer Fachkraft, stattfinden. Ziel soll es grundsätzlich sein, dem Kind einen geschützten Raum mit den Eltern zu bieten, um so die Vergangenheit in sein aktuelles Leben integrieren zu können. Denn Pflegekinder sind und bleiben Kinder zweier „Elternpaare". Und es ist Aufgabe der Pflegeeltern und der Eltern, dem Kind dabei zu helfen, mit dieser Besonderheit in seinem Leben zurecht zu kommen. Deswegen halten auch die Pflegeeltern Kontakt zu den Eltern und informieren sie über den Verlauf in regelmäßigen Abständen, damit Eltern an der Entwicklung ihres Kindes trotzdem angemessen teilhaben können.

Wie kann man sich bewerben?

Schreiben Sie einfach formlos an das Jugendamt der Stadt Konstanz, Fachdienst Pflegekinder Benediktinerplatz 2,78467 Konstanz, dass sie sich für die Aufnahme eines Pflegekindes interessieren.

Gerne vereinbaren wir vor einer Bewerbung mit Ihnen ein unverbindliches erstes Informationsgespräch, um Ihre Fragen zu beantworten. Rufen Sie uns dazu einfach an unter der Telefonnummer: +49 7531 900-648 oder -441 oder senden Sie uns eine E-Mail an: christine.fischer@konstanz.de oder thomas.christner@konstanz.de

Wir senden Ihnen auch gerne Informationsunterlagen zu.

AnsprechpartnerInnen beim Fachdienst Pflegekinder

Mit Kindern leben

Ein Pflegekind in seine Familie aufzunehmen heißt, mit Kindern leben wollen und sich auf dieses „Abenteuer" einzulassen. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich dazu entschließen könnten, Kindern in schwierigen Lebenssituationen ein neues, zweites Zuhause zu geben und hören gerne von Ihnen.

Ihr Fachdienst Pflegekinder, Jugendamt Stadt Konstanz

Thomas Christner
Tel.: +49 7531 900-2441
Thomas.Christner@konstanz.de

Christine Fischer
Tel.: +49 7531 900-2648
Christine.Fischer@konstanz.de