Öffnungszeiten und Preise des Turm zur Katz im Kulturzentrum am Münster
- Montags: geschlossen
- Dienstag bis Freitag: 10 - 18 Uhr
- Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10 - 17 Uhr
- 5 €, erm.3 € (SchülerInnen, Studierende, Auszubildende, Gruppen ab 10 Personen) | freier Eintritt für Kinder u. Jugendliche bis 18 Jahren / Studierende mit Kulturticket
- Freier Eintritt jeden 1. Sonntag im Monat
Turm zur KatzKulturzentrum am MünsterWessenbergstr. 43 I 78462 Konstanz Tel.: +49.7531.900 2900Mail: turmzurkatz@konstanz.dewww.turmzurkatz.deFacebook: Turm zur KatzInstagram: turmzurkatz
AKTUELL IM TURM ZUR KATZ – Kulturzentrum am Münster
Der Turm zur Katz lädt zu »Ankommen? Migration, Glaube und Identität« ein.
Auszeichnung mit dem Grenzstein durch das ArchitekturFORUM KonstanzKreuzlingen für die beste grenzüberschreitende Arbeit im Rahmen der Werkschau.
Ankommen? Migration, Glaube, Identität
Ausstellungsteam
Architektur und Kommunikationsdesign – Master
Die Ausstellung »Ankommen? Migration, Glaube und Identität« thematisiert die Migrationsgeschichte der Stadt Konstanz. Im Mittelpunkt steht die Frage, was es bedeutet – gesellschaftlich wie persönlich – an einem neuen Ort anzukommen.
Ab dem 17. Juli lädt die Ausstellung im »Turm zur Katz« in Konstanz auf vier Stockwerken zum Besuch ein. Sechs Gruppen mit verschiedenen religiösen Hintergründen stehen exemplarisch für Migrationsbewegungen nach und aus Konstanz in unterschiedlichen Epochen. Neben der lokalen Geschichte werden globale Bezüge zu Migration und Kultstätten hergestellt.
Die Ausstellung beginnt mit einer symbolischen Meldebehörde. Danach erleben Besucher*innen die Reise der Protagonist*innen: vom Verlassen ihrer Heimat, über ihre Wege nach Konstanz, bis zum Ankommen in neuen Glaubensgemeinschaften. Abschließend geht es um Integration und das Bewusstsein für Migration als weltweites Phänomen.
Laut der Jury wurde das Projekt ausgezeichnet, weil es Migration anschaulich, historisch fundiert und architektonisch durchdacht darstellt – als fortwährenden Prozess, der Konstanz und Kreuzlingen über Jahrhunderte geprägt hat.
Entwurf im Master
Prof. Eberhard Schlag, Prof. Eva-Maria Heinrich
Wintersemester 2024/25
Ausstellung: Ankommen? Migration, Glaube und Identität
Wann: 18.07.25–23.10.2025
Wo: Turm zur Katz, Kulturzentrum am Münster, Wessenbergstr. 43, 78462 Konstanz
Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18 Uhr; Sa, So, Feiertag 10-17 Uhr,
Eintritt: 5 €, ermäßigt 3 €, 1. Sonntag im Monat frei
Impulsbeiträge zur Vernissage
"WANN WERDE ICH ALS DEUTSCH ANGESEHEN?" von Ario Mansour
Heimat
Fragst du mich, woher ich komme,
woher ich stamme –
so nenn ich oft meine Stadt.
Meinen Kiez.
Den Ort, an dem ich aufwuchs.
Dort,
wo Geborgenheit einst war
und immer währen wird.
Wo Freundschaften mein ganzes Sein erfüllten –
mit Liebe, mit Angst, mit Sorge.
Wo mein Herz zerbrach.
Und wo es wuchs.
Dort,
wo Sprachen ineinanderflossen.
Ohne Regel, ohne Urteil, ohne Scham.
Wo das Essen still erzählte
von Ferne, von Sehnsucht,
von Zuhause.
Dort,
wo das Lachen die Wände umhüllte,
Wo gestritten,
und geliebt wurde
Wo die Sprache,
Das Leben ein anderes war.
Und auch dort –
wo die Angst am größten war.
Ein Leben in der Ferne,
das Exil als Erbe.
Ein Neuanfang,
ohne echten Anfang.
Und wir, ihre Kinder –
leben dazwischen.
Wandernde,
zwischen der Heimat.
Zwischen alt
und neu.
Und so schien alles durcheinander –
und doch: ganz normal,
Diese Heimat.
Doch all ihre Schwere
und all ihr Schmerz
begleiten mich
Und all ihr Glück,
ihre Wärme,
ihre Weisheit.
Und all ihr Trauma.
Die Entwurzelung.
Der Verlust
einer Heimat,
die nie meine war.
Jenes Lebens,
das ich nie führte –
nie führen werde.
Und doch war sie da.
Allgegenwärtig.
Nicht nur in Worten.
Nicht nur im Denken.
In allem,
allem das mich umgab.
Und sei all das Leid,
das uns umgibt,
keine Anklage.
Kein Kummer.
Kein Verzagen.
Denn du trägst sie mit –
mein Freund,
meine Schwester,
mein Bruder.
Auch du trägst sie, Mama.
Und auch du, Baba
Identität
Doch diese Trennung,
so tief,
so still,
dass sie mich unentwegt fragt:
Wer bin ich?
Was bin ich?
Nichts als Gedanken?
Nichts als Erinnerungen?
All die Rollen
mit all ihren Erwartungen,
ihren Sehnsüchten?
Bin ich das,
was sie in mir sehen?
Sag –
was denkst du,
wenn du mich siehst?
Welche Erwartung füllt dein Herz?
Welche Angst liegt in deinem Schmerz?
Bin ich nur das –
ein Haupt, mitsamt seiner Glieder?
Ein Körper,
eine Form –
anders als deiner?
Nichts als Trennung.
Trennung von außen.
Trennung von dir
Nur Formen und Farben,
die uns unterscheiden.
Und all das genügt –
um all den Hass zu verteilen.
Bin ich nur das?
Ein fremdes Wesen?
Fremd in der Sprache.
Und fremd in so vielem.
So fremd,
dass meine Flammen
dich nie wirklich berühren –
selbst wenn ich brenne,
in deinem Schoß?
Und so irre ich weiter.
Für immer verloren.
Weder hier.
Noch jemals dort.
Heimatlos.
Ewig heimatlos
Ankommen
Und so kamen meine Eltern
vor Jahrzehnten hier an.
Und ich frage –
seit jeher:
Wann komme ich an?
In diesem Land,
das Hoffnung,
Frieden,
und Zuflucht versprach.
Deine Geschichte,
so düster,
dass du sie vergrubst –
tief im Inneren.
Wo keiner Sie sucht.
Und doch flackert sie auf.
Die Vergangenheit naht.
So entwachse ich dir,
liebe Heimat.
Jahr um Jahr mit
jedem Haus, das brennt,
jedem Schuss, der fällt,
jedem Schlag,
jedem Wort,
Mit jedem Blick,
der mich entstellt als
wär´ ich fremd
in deiner Welt
Mit jedem Urteil,
das du sprichst –
besiegelst du es
Und doch bin ich hier.
Und stehe vor dir.
Sag –
erkennst du mich jetzt?"
Rede zur Vernissage von Zahide Sarikas
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,
ich danke allen Mitwirkenden aus den 3 Hochschulen der Region.
Mit Herzblut, Engagement, Sensibilität, Kreativität,
fragt Ihr, weit jenseits plakativer Schlagzeilen:
Ankommen...?
Wie geht das eigentlich? Und: was macht das mit Menschen?
Isabella ... und Elena ... – Ihr habt Euch diesen Fragen im Dialog über Interviews angenähert.
Das war, glaube ich, auch interessant für Euch. – und manches davon findet sich hier wieder.
Deswegen danken wir auch denjenigen, die mit Mut, Offenheit und Vertrauen ihre Geschichten mit Euch geteilt haben und so das Projekt bereichern!
Wir hören Stimmen, erfahren Schicksale, und erkennen:
Migration ist primär ein Thema der Mit-Menschlichkeit, nicht der Statistik.
Diese Ausstellung, als Ort virtueller Begegnung,
kann auch zu realen Begegnungen anregen, denn diese Menschen leben ja hier unter uns:
So habt Ihr einen Raum fürs gegenseitige Verstehen geschaffen.
Wir verstehen jetzt: „Ankommen“ ist nicht einfach das Ende eines Weges.
„Ankommen“ formt allmählich eine neue Identität, zwischen Herkunft und möglicher Zukunft.
Genauso, wie ja auch das Losgehen begann, lange bevor ein Koffer gepackt, bevor ein Antrag gestellt wurde.
Wir hören von Überforderung und Verunsicherung, erleben Hoffnung und Mut:
Zum Beispiel so (und die Beispiele kommen aus meiner täglichen Arbeit mit Hunderten Migranten hier in Konstanz):
„Ich war selbst zu Hause kaum in die Schule gegangen, kann gar nicht lesen und schreiben; und jetzt soll ich ein Buch in die Hand nehmen und Deutsch lernen.“
ODER:
„Ich hatte als Architekt und Bauleiter ganze Straßenzüge entworfen und fertiggestellt; alles, was man mir hier zutraut ist: Regale einräumen. Was will ich hier?“
ODER:
„Wir waren eine große Familie: jetzt sind die Überlebenden über die ganze Welt verstreut, und ich bin hier alleine; das macht mir manchmal Angst: schaffe ich das?“
ODER:
„Wir machen gerne Musik, singen laut mit, tanzen, diskutieren wild durcheinander. Hier heißt es oft: Pschschscht! Ist das nicht ziemlich traurig?“
ODER:
„Die Kriegsverletzungen von zu Hause, die Schläge aus dem Lager in Libyen, dann das Salzwasser in der Lunge, das spüre ich bis heute, am ganzen Körper, aber vor allem im Kopf. Ich glaube, das versteht hier niemand.“
ODER:
„Ich hatte noch nie mit Menschen anderer Hautfarbe und Religion so eng zusammengelebt wie in der Unterkunft. Nur eine Plane zwischen uns, für alle nur ein Badezimmer. Das fand ich zuerst etwas bedrohlich.“
ODER:
„Ich bin erleichtert: niemand schreibt mir hier vor, an was ich zu glauben habe. Wir waren verfolgt als Minderheit, hier kann ich meinen Glauben frei leben.“
UND:
„Ankommen - das hört irgendwie nie auf. Selbst wenn wir ja wirklich schon viel geschafft haben.
Trotzdem tut es weh: wir haben soo viele liebe Menschen verloren, mussten soviel zurücklassen.
Ich weiß gar nicht, wo ich die Kraft finde, immer wieder neu zu beginnen. Aber ich spüre: es ist wichtig, dass wir uns öffnen und zusammenhalten.“
Ende der Zitate
Ich selber bin ja auch erst mit 14 Jahren nach Duisburg nachgeholt worden,
wo mein Vater als Gastarbeiter im Stahlwerk arbeitete.
Meine Eltern waren Analphabeten,
und ich lernte Deutsch vor allem dank lieber deutscher Nachbarinnen
– wie Tante Markmann von Gegenüber - ,
die als Heimat-Vertriebene auch etwas wusste von „Ankommen“.
Ausgegrenzt-Sein, Diskriminierung, Unverständnis: das hatte sie auch erlebt.
Aber Deutschland hat sich seitdem verändert, dank uns Allen, die wir heute hier sind.
Denn eigentlich ist Zuwanderung ja nichts Neues:
Es kamen Heimatvertriebene, Zwangsarbeiter, DDR-Flüchtlinge, Spätaussiedler und jüdische Kontingent-Flüchtlinge,
Gastarbeiter, politisch Verfolgte, boat people (“Boot Piepel”).
Menschen kamen aus Afrika und dem Nahen Osten wegen Hungersnöten, Krieg und Verfolgung: wir erinnern uns auch an Srebrenica vor 30 Jahren und an den IS-Genozid an den Jeziden im Irak vor 10 Jahren.
Und heute? Die russischen Invasionen im Kaukasus und in der Ukraine, und wieder Krieg und Gewalt in Israel, in Palästina und im Iran.
Alleine aus der Ukraine hat der Landkreis Konstanz zuletzt über 6.000 Frauen und Kinder aufgenommen!
Natürlich gibt es auch ganz friedliche Migration, zum Zwecke von Arbeitssuche, Familienzusammenführung, Liebe, Ausbildung... Leben und Überleben eben!
Etwa ein Drittel unserer knapp 90.000 Mit-Bürger*innen in Konstanz haben so inzwischen eine Zuwanderungsgeschichte.
Doch ihre Fragen bleiben:
Werde ich überhaupt jemals irgendwo wirklich ankommen?
Und werde ich mich dann – vor lauter Ankommen - überhaupt noch erinnern daran, wer ich war, wer ich sein wollte?
Was gab mir die Zuversicht, dass es mir besser gehen wird, wenn ich die lähmende Angst überwinde, und mich auf den Weg mache?
Welche Werte leiten mich, egal wo ich bin, und bei allem, was mir geschieht?
Fragen aber auch der Willkommen Heißenden,
denn es ist ja legitim zu fragen: was macht das Alles mit uns?
Was macht uns aus, was fordern wir ein,
was können wir annehmen, was wollen wir nicht akzeptieren,
was können wir teilen, was wollen wir behalten?
Welche Gewissheiten lassen uns Vorurteile überwinden, die Würde Aller respektieren und schützen - egal, was ihnen zugestoßen ist?
Welche Gewohnheiten werden durch Neuankömmlinge hinterfragt,
welche neuen Chancen bieten sich dadurch uns Allen?
UND:
Was wollen wir gemeinsam erreichen für unsere gemeinsame Zukunft?
Welche Werte sollen uns dabei leiten?
Es ist offensichtlich: Migration leben braucht Mut, und Zuversicht, und die Bereitschaft, Neues zu gestalten! Von allen Seiten!
Damals, mit 14, 15, 16 war für mich alles neu – Weihnachtsschmuck in den Fenstern, Händchenhalten auf der Strasse, keine Prügelstrafe, Transparente für Mandelas Freilassung, Nutella.
Eigentlich kein so schlechtes Land.
Ich wünsche Ihnen Allen einen inspirierenden, berührenden, nachdenklichen Ausstellungsbesuch - Vielen Dank!
Alle Infos zur aktuellen Ausstellung gibt es auch auf der Turm zur Katz-Homepage: www.turmzurkatz.de
Beschreibung des Turm zur Katz:
Als ältester Wohnturm inmitten von Konstanz ist der Turm zur Katz zentraler Ort der Begegnung von zeitgenössischem Design und Kunst.
Folgen Sie dem roten Pfad durch das Kulturzentrum am Münster und entdecken Sie an dessen Ende einen spannenden Ausstellungsraum für zeitgenössische Gestaltung und Kunst, beheimatet in einem einzigartigen historischen Bauwerk der Konstanzer Altstadt.
Unter der Leitung des Kulturamts finden im Turm zur Katz regelmäßig Ausstellungen in den Bereichen angewandter Kunst und aktueller Gestaltung statt.
Bei dem Gebäude handelt es sich um einen ursprünglich vierstöckigen Wohnturm, der um das Jahr 1200 erbaut wurde. Damit gehört der Bau zu den ältesten Gebäuden der Stadt Konstanz. Um 1870 wurde dieser auf die unteren zwei Geschosse reduziert und erstrahlt seit dem Jahr 2001, wieder um zwei Etagen ergänzt, in neuem Glanz.
Seine herausragende Bedeutung als frühe Quelle für die Geschichte der Architektur in Konstanz, wird vor allem an der Ostseite des Turmstumpfes deutlich: Hier ist ein rundbogiges Zwillingsfenster im Wackenmauerwerk erhalten.
Benannt ist der Turm nach der Patriziergesellschaft "Zur Katz", welche in der Mitte des 14. Jahrhunderts erstmals urkundlich in der Stadt Konstanz auftaucht. Ursprünglich von wohlhabendem Stadtadel begründet nahm die Gesellschaft bald Mitglieder aller Schichten auf und leistete insbesondere auch zur Konstanzer Fastnacht ihren Beitrag. Einige der ehemaligen Versammlungsräume der Gesellschaft sind heute Teil des Kulturzentrums, denen sich der Turm zur Katz mittels der Namensgebung anschließt.
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Der Turm zur Katz positioniert sich seit Beginn 2019 als neuer Ort für zeitgenössische Gestaltung und aktuelle Ausstellungskultur im Herzen der Stadt Konstanz. Themen gewidmet wie Grafik, Fotografie oder Plakatkunst soll der Turm zur Katz das Ausstellungsangebot der Stadt ergänzen und bereichern.