Franz Lenk (1898-1968). Der entwirklichte Blick

29. Januar – 16. April 2023

Franz Lenk: Calla mit Fruchtschale; 1931; Öl und Eitempera auf Leinwand; 71,5 × 55 cm; Museum im Kulturspeicher, Würzburg© 2022 VG Bild-Kunst, Bonn
Franz Lenk: Calla mit Fruchtschale; 1931; Öl und Eitempera auf Leinwand; 71,5 × 55 cm; Museum im Kulturspeicher, Würzburg, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Franz Lenk, der 1898 in Langenbernsdorf in Sachsen geboren wurde und 1968 in Schwäbisch Hall starb, zählt zu den herausragenden Vertretern neusachlicher Malerei und einer neuen Romantik, die Ende der 1920er-Jahre einsetzte. 1916 bezog er die Dresdner Kunstakademie und schloss sein durch den Kriegsdienst unterbrochenes Studium 1924 ab. Mit dem Umzug nach Berlin begann Lenks künstlerischer Aufstieg: Er nahm an Ausstellungen in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und den USA teil, zählte 1932 zu den Mitbegründern der Gruppe „Die Sieben“, und wurde 1933 als Professor für Landschaftsmalerei an die Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst Berlin berufen. Das Amt legte er 1938 nieder.
In der Zeit der Weltwirtschaftskrise trafen Lenks in altmeisterlicher Technik gemalten, stillen und naturverbundenen Bilder den Nerv der Zeit. Vor allem seine Landschaftsbilder – darunter zahlreiche Darstellungen der von ihm geliebten Bodenseelandschaft – beziehen sich auf künstlerische Vorbilder vergangener Epochen und öffnen sich zugleich weiterreichenden Deutungsspielräumen. Nach 1945 setzte der Maler seine künstlerische Arbeit ohne größere stilistische Brüche in Süddeutschland fort.
 
Die Ausstellung, die Bilder aus über 20 öffentlichen und privaten Kollektionen versammelt, präsentiert Lenks Werk im Überblick und zeigt Portraits, Stillleben und Landschaften. Werke seiner Künstlerkollegen aus der Gruppe „Die Sieben“ –Theo Champion, Adolf Dietrich, Hasso von Hugo, Alexander Kanoldt, Franz Radziwill und Georg Schrimpf – ergänzen die Darstellung. Biografische und kunsthistorische Erkenntnisse, unter anderem zu Lenks Weltsicht und zu deren Manifestation in seiner Malerei sowie zur ambivalenten Haltung des Künstlers in den Jahren 1933 bis 1945 komplettieren das Bild eines bislang weitgehend unterschätzten Künstlers des 20. Jahrhunderts.
 
Die Ausstellung, zu der ein Katalog erscheint, entstand in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Dresden.

My Ullmann (1905-1995). Bilder, Bühne Kunst am Bau

16. September 2023 bis 7. Januar 2024

My Ullmann: ohne Titel (Panther im Sprung); ohne Jahr; Mischtechnik auf Papier; Privatbesitz
My Ullmann: ohne Titel (Panther im Sprung); ohne Jahr; Mischtechnik auf Papier; Privatbesitz

Maria Ullmann, die 1905 in Wien geboren wurde und 1995 in Konstanz starb, zählt zu den BegründerInnen des Kinetismus, einer avantgardistischen Kunstrichtung, die sich um 1920 im Umfeld der Wiener Kunstgewerbeschule entwickelte. Ausgehend von dem griechischen Wort kinesis (Bewegung) suchte man rhythmische Komposition und die Darstellung simultan ablaufender Bewegungsprozesse in einer Komposition zu vereinigen. Ullmann, die seit 1921 an der Wiener Kunstgewerbeschule studierte und wegweisende Werke des Kinetismus schuf, signierte ihre Arbeiten seit dieser Zeit mit My, der lateinischen Transkription des griechischen M ihres Vornamens.
Nach dem Abschluss ihres Studiums arbeitete My Ullmann als Kunstgewerblerin, Werbegraphikerin sowie Bühnen- und Kostümbildnerin. Ihre von zahlreichen Ortswechseln bestimmte Karriere führte sie u. a. in die Schweiz, wo sie 1931 die Ausstattung der Geistlichen Spiele in Luzern verantworte und für das Zürcher Stadttheater Bühnenbilder und Drucksachen schuf. 1933/34 wurde sie Reklamechefin des Schuhhauses Leiser in Berlin und unterrichtete an der dortigen Textil- und Modeschule. Seit 1934 war sie als Bühnen- und Kostümbildnerin für Theater in Berlin, Leipzig, Münster, Dortmund und Gelsenkirchen tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete Ullmann, die als überzeugte Katholikin den Nationalsozialismus stets abgelehnt hatte, als Innenarchitektin u. a. den Crusader Country Club der Royal Navy in Travemünde, entwarf Gobelins und ließ sich 1959 in Münster nieder, wo sie my studio eröffnete und sich auf künstlerische Raum- und Wandgestaltungen spezialisierte. Viele ihrer in den 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre als Kunst am Bau entstandenen Werke, in denen sie oftmals an ihr kinetistisches Frühwerk anknüpfte, existieren heute nicht mehr. 1975 zog My Ullmann nach Konstanz, wo sie künstlerisch jedoch nie in Erscheinung trat und zwanzig Jahre später weitgehend vergessen starb.
 
Während Ullmanns frühe Gemälde und Graphiken Aufsehen erregten, hat sich die Kunstgeschichte nie für ihr nach 1930 entstandenes Werk interessiert. Die Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz hat sich auf Spurensuche begeben und eine vielseitig tätige Künstlerin entdeckt, die zeitlebens durch selbstbewusste Eigenwilligkeit und einen unkonventionellen Lebensstil auffiel.
 
Die Ausstellung, zu der ein Katalog erscheint, entsteht in Zusammenarbeit mit dem Museum für Angewandte Kunst Wien.
 

Tagung anlässlich des 250. Geburtstags von Ignaz Heinrich von Wessenberg

Freitag, 27. und Samstag, 28. Oktober 2023

Tagung "Etwas Rein-Gutes zu wirken..." anlässlich des 250. Geburtstags von Ignaz Heinrich von Wessenberg
Cover Tagung "Etwas Rein-Gutes zu wirken..." anlässlich des 250. Geburtstags von Ignaz Heinrich von Wessenberg

2024 jährt sich der Geburtstag des bedeutenden christlichen Spätaufklärers Ignaz Heinrich von Wessenberg (1774-1860) zum 250. Mal. In ihrer Sommerausstellung wird die Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz vom 4. Mai – 1. September an den 250. Geburtstag jenes Mannes erinnern, dessen nachgelassener Kunstsammlung sie ihre Existenz verdankt. Den Festvortrag am 3. Mai 2024 anlässlich der Vernissage um 19 Uhr hält der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf, Universität Münster (Anmeldung: Franziska.Deinhammer@konstanz.de). Um auf diese Ausstellung einzustimmen, findet am 27. und 28. Oktober 2023 eine Tagung statt, die das vielseitige Wirken des Kirchenmanns beleuchtet. Ausgewiesene ExpertInnen referieren über Wessenbergs Leben und Werk, sein Verhältnis zur Schweiz, seine Reisen, den Wessenbergische Familiennachlass im Stadtarchiv Konstanz als Dokumentation des Umbruchs um 1800 sowie über Wessenberg in den Wirtschaftsdebatten seiner Zeit.
In drei nachfolgenden Vorträgen zwischen Januar und März 2024 werden weitere Aspekte zu Wessenberg und seinem zeitlichen Umfeld beleuchtet.
Nähere Informationen dazu siehe den anhängenden Flyer.

Die Tagung findet am Freitag, den 27. Oktober 2023, 18 - 19:30 Uhr und Samstag, den 28. Oktober, 10 - 13 Uhr im Wolkensteinsaal am Münster und im hybriden Format statt. Eine Anmeldung ist erforderlich, bis Mittwoch, 25. Oktober bei: 
Franziska.Deinhammer@konstanz.de oder Tel. +49 (0)7531 900 2376