Franz Lenk, der 1898 in Langenbernsdorf in Sachsen geboren wurde und 1968 in Schwäbisch Hall starb, zählt zu den herausragenden Vertretern neusachlicher Malerei und einer neuen Romantik, die Ende der 1920er-Jahre einsetzte. 1916 bezog er die Dresdner Kunstakademie und schloss sein durch den Kriegsdienst unterbrochenes Studium 1924 ab. Mit dem Umzug nach Berlin begann Lenks künstlerischer Aufstieg: Er nahm an Ausstellungen in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und den USA teil, zählte 1932 zu den Mitbegründern der Gruppe „Die Sieben“ und wurde 1933 als Professor für Landschaftsmalerei an die Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst Berlin berufen. Das Amt legte er 1939 nieder.

Franz Lenk: Flugplatz (Scheinwerfer); 1927; MASI Lugano; Cantone Ticino, Fondazione Monte Verità, Donation Eduard von der Heydt © 2023 VG Bild-Kunst, Bonn
Franz Lenk: Flugplatz (Scheinwerfer); 1927; MASI Lugano; Cantone Ticino, Fondazione Monte Verità, Donation Eduard von der Heydt © 2023 VG Bild-Kunst, Bonn
Franz Lenk: Portrait Lotte Durst; 1928, Hessisches LandesmuseumDarmstadt© 2023 VG Bild-Kunst, Bonn
Franz Lenk: Portrait Lotte Durst; 1928, Hessisches Landesmuseum Darmstadt © 2023 VG Bild-Kunst, Bonn
Franz Lenk: Hegaulandschaft mit Hohentwiel; 1934, Privatbesitz© 2023 VG Bild-Kunst, Bonn
Franz Lenk: Hegaulandschaft mit Hohentwiel; 1934, Privatbesitz © 2023 VG Bild-Kunst, Bonn
Franz Lenk: Thomas Spielzeug; 1935; Nachlass Franz Lenk © 2023 VG Bild-Kunst, Bonn
Franz Lenk: Thomas Spielzeug; 1935; Nachlass Franz Lenk © 2023 VG Bild-Kunst, Bonn
Franz Lenk: Italienische Häuser; 1951, Nachlass Franz Lenk© 2023 VG Bild-Kunst, Bonn
Franz Lenk: Italienische Häuser; 1951, Nachlass Franz Lenk © 2023 VG Bild-Kunst, Bonn

In der Zeit der Weltwirtschaftskrise trafen Lenks in altmeisterlicher Technik gemalten, stillen und naturverbundenen Bilder den Nerv der Zeit. Vor allem seine Landschaften – darunter zahlreiche Darstellungen der von ihm geliebten Bodenseelandschaft – beziehen sich auf künstlerische Vorbilder vergangener Epochen und öffnen sich weiterreichenden Deutungsspielräumen. Nach 1945 setzte der Maler seine künstlerische Arbeit ohne größere stilistische Brüche in Süddeutschland fort.

Die Ausstellung, die Bilder aus 18 öffentlichen und privaten Kollektionen versammelt, präsentiert Lenks Werk im Überblick und zeigt Portraits, Stillleben und Landschaften. Werke seiner Künstlerkollegen aus der Gruppe „Die Sieben“ – Theo Champion, Adolf Dietrich, Hasso von Hugo, Alexander Kanoldt, Franz Radziwill und Georg Schrimpf – ergänzen die Darstellung. Biographische und kunsthistorische Erkenntnisse, unter anderem zu Lenks Weltsicht und zu deren Manifestation in seiner Malerei sowie zur ambivalenten Haltung des Künstlers in den Jahren 1933 bis 1945 komplettieren das Bild eines bislang weitgehend unterschätzten Künstlers des 20. Jahrhunderts.
 
Die Ausstellung, zu der ein Katalog erscheint, entstand in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Dresden.

Öffentliche Führungen

Sonntag, 5. Februar, 5. und 19. März, 2. und 16. April 2023 jeweils 11 Uhr

Mittwoch, 15. Februar, 1. und 22. März sowie 12. April 2023 jeweils 15 Uhr

Happy Hour

Wie bieten Ihnen eine Abendführung durch die Ausstellung und servieren zur Einstimmung einen Apéritif.

Dienstag, 31. Januar, 21. Februar, 7. und 28. März sowie 11. April jeweils 19 Uhr 

Kostenbeitrag: 7,- Euro

Eine Anmeldung zur Führung ist obligatorisch: Katharina.Schlude@konstanz.de oder per Telefon 07531/9002913 (Montag bis Freitag, Freitag bis 14 Uhr).

Buchvorstellung "Kasia von Szadurska. Eine Künstlerin zwischen Kunstmetropolen und Bodenseeidylle"

Buchvorstellung mit der Autorin Brigitte Rieger-Benkel

Die Malerin Kasia von Szadurska (1886 Moskau-1942 Berlin) lebte 25 Jahre in Konstanz bzw. Meersburg. Sie zählte zur Bodensee-Avantgarde und fiel durch ihr unbürgerliches Leben auf. Brigitte Rieger-Benkel, 2009 Mitorganisatorin der großen Szadurska Ausstellung in Konstanz und Meersburg, hat sich auf Spurensuche begeben und viel Neues zum Leben und Werk dieser ungewöhnlichen Frau und Künstlerin herausgefunden. Die Ergebnisse ihrer Recherchen stellt sie in Wort und Bild vor.

Dienstag, den 21. März um 19 Uhr in den Räumen der Wessenberg-Galerie
Kostenbeitrag:  5,-  Euro

Eine Anmeldung ist erforderlich unter Franziska.Deinhammer@konstanz,de oder per Telefon 07531/9002376 (Montag bis Freitag, Freitag bis 14 Uhr). 

Kunst-Workshop "Das Große im Kleinen" in Kooperation mit der Kunstschule Konstanz

Ein Blick auf die Wirklichkeit in den Werken von Franz Lenk

Nüchtern, fast trocken wirken die Schilderungen von Franz Lenk. Und doch strahlen sie eine schwer fassbare Faszination aus, der man sich nicht entziehen kann. Lassen Sie sich bei einer Führung durch die Ausstellung zu eigener künstlerischer Umsetzung anregen. Anleitung durch die Künstlerin Luise Merle.
 
Samstag, 4. Februar 14-17 Uhr 
Kosten inkl. Führung und Material: 25 € p.P.

Anmeldung: Telefon 07531 900 2376 oder Mail: Franziska.Deinhammer@konstanz.de (Montag bis Freitag, Freitag bis 14 Uhr)

Familien-Workshop

Spielerische Werkbetrachtung mit anschließender praktischer Arbeit für Kinder ab 5 Jahren und ihre Begleitung. Dauer 1,5 bis 2 Stunden.

Familienkarte 7,- Euro

Sonntag, 5. Februar und 19. März jeweils um 14.30 Uhr

Anmeldung: Telefon 07531 900 2376 oder Mail: Franziska.Deinhammer@konstanz.de (Montag bis Freitag, Freitag bis 14 Uhr)

Familien-Führungen

Spielerische Führung durch die Ausstellung für Kinder ab 5 Jahren mit Begleitung. Dauer 45 bis 60 Minuten.

Familienkarte 7,- Euro

Sonntag, 5. März und 2. April 2023 jeweils um 14.30 Uhr

Anmeldung: Telefon 07531 900 2376 oder Mail: Franziska.Deinhammer@konstanz.de (Montag bis Freitag, Freitag bis 14 Uhr)

Landschaftsbilder in der Sammlung von Ignaz Heinrich von Wessenberg

Kabinettausstellung im 2. OG
Ab 14. Mai 2022

Johann Jakob Biedermann: Landschaft am Thunersee; ohne Jahr; Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz. Erworben mit Mitteln der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH
Johann Jakob Biedermann: Landschaft am Thunersee; ohne Jahr; Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz. Erworben mit Mitteln der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH

Wann genau Ignaz Heinrich von Wessenberg mit dem Aufbau einer eigenen Gemäldekollektion begann, ist nicht bekannt. Aus seinem Elternhaus hatte er Familienbildnisse und das eine oder andere Werk geerbt. Mit seinem Rückzug ins Privatleben 1827 nahmen auch die Kunstankäufe zu, wobei er die meisten Bilder auf seinen zahlreichen Reisen erwarb.
Von den 141 noch vorhandenen Gemälden aus Wessenbergs Sammlung entfallen 42 auf italienische und 31 auf holländische bzw. flämische Maler, die alle aus dem 17. und 18. Jahrhundert datieren.  Während bei den italienischen Werken Bilder mit religiöser Thematik dominieren, sind bei den niederländischen Gemälden Landschaftsdarstellungen in der Mehrzahl, darunter auch italianisierende Szenen, die sich seinerzeit großer Beliebtheit erfreuten.
Schon früh setzte sich Wessenberg für die Förderung ihm bekannter, in Konstanz lebender Künstler wie Johann Jakob Biedermann (1763-1830) oder Joseph Mosbrugger (1810-1869) ein. Als aufgeklärter Geist lehnte Wessenberg die pantheistisch aufgeladene Landschaftsmalerei der Romantik ab. Dennoch schätzte er Bilder von ausgeprägt stimmungsvollem Gehalt. Leuchtende Sonnenuntergänge oder effektvolle Wolkenbildungen laden die Landschaft in Mosbruggers Gemälden dramatisch auf. Der Schweizer Johann Jakob Biedermann neigte dagegen zu einer betont realistischen, farblich akzentuierten und formal prägnanten Darstellungsweise und siedelte seine beschaulichen Szenen vor stimmungsvollen Kulissen an, die nicht nur das heimische, sondern auch das touristische Publikum entzückten. Auch Johann Georg Volmar (1770-1831) wusste die Schweizer Bergwelt als Sehnsuchtsort in seine Bilder zu integrieren, indem er den Betrachter gleichsam einlud, es sich mit seinen Protagonisten auf der Picknickdecke bequem zu machen und bei einem Glas Wein die in der Ferne weiß schimmernden Alpen zu bewundern.

Bild: Eigentum des Landes Baden-Württemberg. Erworben mit Mitteln der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH.

Die Bedeutung der Natur im Werk von Hans Meid

Kabinettausstellung im 2. Stock
Ab 29. Januar 2023

Hans Meid: Schwäne unter der Weide; 1905; Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz
Hans Meid: Schwäne unter der Weide; 1905; Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz

Hans Meid (1883 Pforzheim-1957 Ludwigsburg) zählt zu den herausragenden deutschen Graphikern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Bereich der Druckgraphik, vor allem der Radierung, und der Buchillustration, entwickelte er einen eigenen impressionistischen Stil und kann auf diesem Gebiet gleichberechtigt neben Lovis Corinth, Max Liebermann und Max Slevogt genannt werden.
Vor dem Hintergrund einer von vielfältigen Umbrüchen und Spannungen bestimmten Epoche beschwor Meids Werk mit seinen ebenso romantisch-phantastischen wie heiteren oder dramatischen Kompositionen eine künstlerische Gegenwelt. Dabei kommt der Natur als Schauplatz seiner erzählerischen Darstellungen gesteigerte Bedeutung zu.
Buschwerk und Bäume boten dem Künstler die stimmungsvolle Kulisse für die Inszenierung seiner phantasievollen Szenarien. Bereits Meids Arbeit für die Meissner Porzellanmanufaktur hatte seine Vorliebe für Galanterien, Liebesgetändel und Rokokozierlichkeiten offenbart. Doch erst in der Radierung fand der Künstler das bildnerische Ausdrucksmittel, das es ihm ermöglichte, Form und Inhalt spielerisch-elegant zu verbinden. Seine narrativen Graphiken künden von einer romantisch gestimmten Vorstellungskraft, die das Sinnliche wie das Dramatische in eindrücklichen Bildern zu fassen vermag. Das Flirren des Lichts auf Blättern, majestätisch aufragende Palmen oder schattige Laubengänge unterstreichen den emotionalen Gehalt seiner Darstellungen.
Nach seiner kriegsbedingten Flucht aus Berlin trat für eine Zeit die reine Natur in den Vordergrund von Meids Schaffen. In Kreidezeichnungen hielt er die süddeutsche Landschaft fest, in die es ihn und seine Familie verschlagen hatte. Diese atmosphärisch dichten, von romantischem Geist beseelten Darstellungen bildeten jedoch nur ein Intermezzo in Meids Schaffen. Schon bald kehrte er zu seinen narrativen Kompositionen zurück, die das Dargestellte ins Historisierend-Bühnenhafte wenden und damit Distanz zur Wirklichkeit erzeugen.