Maria Ullmann, die 1905 in Wien geboren wurde und 1995 in Konstanz starb, zählt zu den BegründerInnen des Kinetismus (griechisch kinesis = Bewegung), einer avantgardistischen Kunstrichtung, die sich um 1920 im Umfeld der Wiener Kunstgewerbeschule entwickelte und als eine zwischen Kubismus und Futurismus angesiedelte Sonderform des Konstruktivismus bezeichnet werden kann. Rhythmische Komposition und die Darstellung simultan ablaufender Bewegungsprozesse wurden in einer Komposition vereinigt. Ullmann, die seit 1921 an der Wiener Kunstgewerbeschule studierte und ebenso Aufsehen erregende wie wegweisende Werke des Kinetismus schuf, signierte ihre Arbeiten seit dieser Zeit mit My, der lateinischen Transkription des griechischen Buchstabens M, der für ihren Vornamen Maria steht. Zeitlebens sollten Rhythmus, Bewegung und Licht Ullmanns Schaffen grundlegend beeinflussen.

My Ullmann, um 1935, Foto Nachlass My Ullmann
My Ullmann, um 1935, Foto Nachlass My Ullmann
My Ullmann: Abstrakte Komposition; 1925, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv
My Ullmann: Abstrakte Komposition; 1925, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv
My Ullmann: Angreifender Panther in drei Phasen - Landung; 1962, Nachlass My Ullmann
My Ullmann: Angreifender Panther in drei Phasen - Landung; 1962, Nachlass My Ullmann
My Ullmann: Kostümentwurf „Mode“ für die Faschingsredoute Die bunte Laterne; Berlin 1933, Galerie Walfischgasse, Rudolf Minichbauer
My Ullmann: Kostümentwurf „Mode“ für die Faschingsredoute Die bunte Laterne; Berlin 1933, Galerie Walfischgasse, Rudolf Minichbauer
My Ullmann: Bescheiden; 1925; Tempera auf Leinwand; 60 x 60 cm; Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv
My Ullmann: Bescheiden; 1925; Tempera auf Leinwand; 60 x 60 cm; Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv

Nach dem Abschluss ihres Studiums arbeitete My Ullmann als Kunstgewerblerin, Werbegrafikerin sowie Bühnen- und Kostümbildnerin. Ihre von zahlreichen Ortswechseln bestimmte Karriere führte sie u. a. in die Schweiz, wo sie 1931 die Ausstattung der Geistlichen Spiele in Luzern verantworte und für das Zürcher Schauspielhaus Bühnenbilder und Drucksachen schuf. Sie arbeitete als Werbegrafikerin und unterrichtete an der Berliner Textil- und Modeschule. Zwischen 1934 und 1940 war sie als Bühnen- und Kostümbildnerin für Theater in Berlin, Leipzig, Münster, Dortmund und Gelsenkirchen tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete Ullmann als Innenarchitektin u. a. den Crusaders Country Club der Royal Navy in Travemünde, entwarf Gobelins und ließ sich 1959 in Münster nieder, wo sie MY STUDIO eröffnete und sich auf künstlerische Raum- und Wandgestaltungen spezialisierte. Viele ihrer in den 1960er-Jahren als Kunst am Bau ausgeführten Werke, in denen sie an ihr kinetistisches Frühwerk anknüpfte, existieren heute nicht mehr. 1975 zog My Ullmann nach Konstanz, wo sie künstlerisch jedoch nie in Erscheinung trat und zwanzig Jahre später weitgehend vergessen starb.

Jetzt wird das Œuvre dieser vielseitig tätigen Künstlerin wiederentdeckt, die zeitlebens durch selbstbewusste Eigenwilligkeit und einen unkonventionellen Lebensstil auffiel.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem MAK -  Museum für angewandte Kunst, Wien. 

Öffentliche Führungen

Sonntag, 24. September, 22. Oktober, 12. und 26. November, 10. Dezember 2023 und 7. Januar 2024 jeweils 11 Uhr

Mittwoch, 27. September, 18. Oktober, 8. und 29. November, 13. Dezember 2023 und 3. Januar 2024 jeweils 15 Uhr

Happy Hour

Wie bieten Ihnen eine Abendführung durch die Ausstellung und servieren zur Einstimmung einen Apéritif.

Dienstag, 19. September, 10. Oktober, 7. und 28. November sowie 12. Dezember 2023 jeweils 19 Uhr 

Kostenbeitrag: 7,- Euro

Eine Anmeldung zur Führung ist obligatorisch: Katharina.Schlude@konstanz.de oder per Telefon 07531/9002913 (Montag bis Freitag, Freitag bis 14 Uhr).

"KUNST KREATIV" in Kooperation mit der Kunstschule Konstanz

Kunst-Workshop für Jugendliche und Erwachsene in Kooperation mit der Kunstschule Konstanz. Nach einer Führung durch die Ausstellung widmen wir uns eigenen kreativen Schöpfungen unter der Anleitung der Künstlerin Luise Merle.
 
Sonntag, 12. November und Samstag, 9. Dezember, jeweils 14-17 Uhr 
Kosten inkl. Führung und Material: 25 € p.P.

Anmeldung: Telefon 07531 900 2376 oder Mail: Franziska.Deinhammer@konstanz.de (Montag bis Freitag, Freitag bis 14 Uhr)

Familien-Workshop

Spielerische Werkbetrachtung mit anschließender praktischer Arbeit für Kinder ab 5 Jahren und ihre Begleitung. Dauer 1,5 bis 2 Stunden.

Familienkarte 7,- Euro

Sonntag, 24. September und Samstag, 11. November jeweils um 14.30 Uhr

Anmeldung: Telefon 07531 900 2376 oder Mail: Franziska.Deinhammer@konstanz.de (Montag bis Freitag, Freitag bis 14 Uhr)

Familien-Führungen

Spielerische Führung durch die Ausstellung für Kinder ab 5 Jahren mit Begleitung. Dauer 45 bis 60 Minuten.

Familienkarte 7,- Euro

Sonntag, 22. Oktober und 26. November 2023 jeweils um 14.30 Uhr

Anmeldung: Telefon 07531 900 2376 oder Mail: Franziska.Deinhammer@konstanz.de (Montag bis Freitag, Freitag bis 14 Uhr)

Landschaftsbilder in der Sammlung von Ignaz Heinrich von Wessenberg

Kabinettausstellung im 2. OG
Ab 14. Mai 2022

Johann Jakob Biedermann: Landschaft am Thunersee; ohne Jahr; Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz. Erworben mit Mitteln der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH
Johann Jakob Biedermann: Landschaft am Thunersee; ohne Jahr; Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz. Erworben mit Mitteln der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH

Wann genau Ignaz Heinrich von Wessenberg mit dem Aufbau einer eigenen Gemäldekollektion begann, ist nicht bekannt. Aus seinem Elternhaus hatte er Familienbildnisse und das eine oder andere Werk geerbt. Mit seinem Rückzug ins Privatleben 1827 nahmen auch die Kunstankäufe zu, wobei er die meisten Bilder auf seinen zahlreichen Reisen erwarb.
Von den 141 noch vorhandenen Gemälden aus Wessenbergs Sammlung entfallen 42 auf italienische und 31 auf holländische bzw. flämische Maler, die alle aus dem 17. und 18. Jahrhundert datieren.  Während bei den italienischen Werken Bilder mit religiöser Thematik dominieren, sind bei den niederländischen Gemälden Landschaftsdarstellungen in der Mehrzahl, darunter auch italianisierende Szenen, die sich seinerzeit großer Beliebtheit erfreuten.
Schon früh setzte sich Wessenberg für die Förderung ihm bekannter, in Konstanz lebender Künstler wie Johann Jakob Biedermann (1763-1830) oder Joseph Mosbrugger (1810-1869) ein. Als aufgeklärter Geist lehnte Wessenberg die pantheistisch aufgeladene Landschaftsmalerei der Romantik ab. Dennoch schätzte er Bilder von ausgeprägt stimmungsvollem Gehalt. Leuchtende Sonnenuntergänge oder effektvolle Wolkenbildungen laden die Landschaft in Mosbruggers Gemälden dramatisch auf. Der Schweizer Johann Jakob Biedermann neigte dagegen zu einer betont realistischen, farblich akzentuierten und formal prägnanten Darstellungsweise und siedelte seine beschaulichen Szenen vor stimmungsvollen Kulissen an, die nicht nur das heimische, sondern auch das touristische Publikum entzückten. Auch Johann Georg Volmar (1770-1831) wusste die Schweizer Bergwelt als Sehnsuchtsort in seine Bilder zu integrieren, indem er den Betrachter gleichsam einlud, es sich mit seinen Protagonisten auf der Picknickdecke bequem zu machen und bei einem Glas Wein die in der Ferne weiß schimmernden Alpen zu bewundern.

Bild: Eigentum des Landes Baden-Württemberg. Erworben mit Mitteln der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH.

Die Bedeutung der Natur im Werk von Hans Meid

Kabinettausstellung im 2. Stock
Ab 29. Januar 2023

Hans Meid: Schwäne unter der Weide; 1905; Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz
Hans Meid: Schwäne unter der Weide; 1905; Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz

Hans Meid (1883 Pforzheim-1957 Ludwigsburg) zählt zu den herausragenden deutschen Graphikern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Bereich der Druckgraphik, vor allem der Radierung, und der Buchillustration, entwickelte er einen eigenen impressionistischen Stil und kann auf diesem Gebiet gleichberechtigt neben Lovis Corinth, Max Liebermann und Max Slevogt genannt werden.
Vor dem Hintergrund einer von vielfältigen Umbrüchen und Spannungen bestimmten Epoche beschwor Meids Werk mit seinen ebenso romantisch-phantastischen wie heiteren oder dramatischen Kompositionen eine künstlerische Gegenwelt. Dabei kommt der Natur als Schauplatz seiner erzählerischen Darstellungen gesteigerte Bedeutung zu.
Buschwerk und Bäume boten dem Künstler die stimmungsvolle Kulisse für die Inszenierung seiner phantasievollen Szenarien. Bereits Meids Arbeit für die Meissner Porzellanmanufaktur hatte seine Vorliebe für Galanterien, Liebesgetändel und Rokokozierlichkeiten offenbart. Doch erst in der Radierung fand der Künstler das bildnerische Ausdrucksmittel, das es ihm ermöglichte, Form und Inhalt spielerisch-elegant zu verbinden. Seine narrativen Graphiken künden von einer romantisch gestimmten Vorstellungskraft, die das Sinnliche wie das Dramatische in eindrücklichen Bildern zu fassen vermag. Das Flirren des Lichts auf Blättern, majestätisch aufragende Palmen oder schattige Laubengänge unterstreichen den emotionalen Gehalt seiner Darstellungen.
Nach seiner kriegsbedingten Flucht aus Berlin trat für eine Zeit die reine Natur in den Vordergrund von Meids Schaffen. In Kreidezeichnungen hielt er die süddeutsche Landschaft fest, in die es ihn und seine Familie verschlagen hatte. Diese atmosphärisch dichten, von romantischem Geist beseelten Darstellungen bildeten jedoch nur ein Intermezzo in Meids Schaffen. Schon bald kehrte er zu seinen narrativen Kompositionen zurück, die das Dargestellte ins Historisierend-Bühnenhafte wenden und damit Distanz zur Wirklichkeit erzeugen.