Die Zukunft liegt in aktiver Fortbewegung
Gregor Gaffga und Jakob Everling gestalten nachhaltige Mobilität in Konstanz
Konstanz gehört zu den fahrradaktivsten Städten Deutschlands. Mit dem Wandel kommen neue Herausforderungen. Diesen Herausforderungen widmet sich unter Leitung von Stephan Fischer die Abteilung Mobilität im Amt für Stadtplanung und Umwelt.
Dort teilen sich Gregor Gaffga und Jakob Everling nicht nur den Arbeitsplatz, sondern auch eine Mission: Konstanz noch lebenswerter gestalten. Als Beauftragter für Radverkehr kümmert sich Gregor Gaffga vor allem darum, die Infrastruktur für Fahrradfahrende auszubauen. Konstanz sei für ihn eine Stadt mit übersichtlicher Größe und einem Gemeinderat, der den Radverkehr ernsthaft fördern wolle: „Ich kann konstruktiv mitsteuern, Ideen einbringen und die Infrastruktur entwickelt sich wirklich weiter.“
Jakob Everling, Beauftragter für Fußverkehr, hat besonders die Gruppen im Blick, die auf das Zufußgehen angewiesen sind. Dazu gehören etwa Kinder und SeniorInnen: „Ziel ist, das Fußverkehrsnetz für alle attraktiv zu halten.“ Ein engmaschiges Wegenetz mit möglichst wenigen Lücken sei dafür essenziell. Jakob Everling schätzt zudem die Vielseitigkeit seines Arbeitsbereichs. Neben dem Fußverkehr gehören dazu Carsharing, Stadtlogistik und Ladeinfrastruktur.
Mobilität ist ein Schlüssel zum Klimaschutz
Die Beauftragten sind überzeugt, dass ihre Arbeit ein zentraler Hebel für mehr Nachhaltigkeit ist. Ein großes Ziel im Klimaschutz der Stadt Konstanz ist das sogenannte Gesamtmobilitätsverhalten: „Das heißt, dass die KonstanzerInnen nicht auf ein privates Auto zurückgreifen“, sagt Jakob Everling. Umso wichtiger sei es, durch attraktive Angebote vor Ort Alternativen zum motorisierten Individualverkehr zu schaffen.
Gregor Gaffga sieht Konstanz dabei auf einem guten Weg: „Wir konnten den Radverkehrsanteil in den letzten Jahren kräftig steigern und der Autoanteil ist zurückgegangen.“ Gleichzeitig räumt er ein, dass es gerade im Verkehrsbereich noch große Herausforderungen zum Erreichen der Klimaschutzziele gebe.
Die Mehrheit der KonstanzerInnen legt ihre Wege zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Das geht aus einer Untersuchung der Technischen Universität Dresden hervor. Demnach legt die Konstanzer Bevölkerung etwa 40 % ihrer Wege mit dem Fahrrad zurück. Der Anteil an Wegen, die zu Fuß bewältigt werden, liegt bei rund 30 %. Für 22,5 % der Wege wird in Konstanz das private Auto genutzt.
Ausgezeichnete Arbeit
2024 hat Konstanz eine Auszeichnung der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen Baden-Württemberg erhalten. Für den Radbeauftragten Gregor Gaffga ist klar: „Es geht um das Zusammenspiel aller Komponenten, die Menschen motivieren, das Fahrrad häufiger zu nutzen.“ Dazu zählen seiner Ansicht nach unter anderem der Ausbau von Fahrradstraßen, mehr Fahrradständer an Schulen und in der Altstadt sowie intensive Öffentlichkeitsarbeit, etwa beim Stadtradeln.
Konstanz hat 2024 erstmals die Qualitätsstufe für Fuß- und Radverkehr der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußverkehrsfreundlicher Kommunen (AGFK-BW) erreicht. 2022 wurde die Stadt Konstanz bereits als Fahrradfreundliche Kommune ausgezeichnet. Daran knüpft die Qualitätsstufe an und bescheinigt der Stadt, auch bei der Förderung des Zu-Fuß-Gehens auf einem guten Weg zu sein.
Die Kampagne „Stadtradeln“ verfolgt das Ziel, mehr Menschen fürs Radfahren zu begeistern und Klimaschutz zu fördern. Die Kampagne wird organisiert vom Klima-Bündnis, dem größten kommunalen Netzwerk mit mehr als 1.700 Mitgliedern in 26 europäischen Ländern. Das Stadtradeln findet jährlich drei Wochen lang im Sommer statt.
Das Handlungsprogramm Fußverkehr
Gleichzeitig verfolgt Konstanz einen ganzheitlichen Ansatz dabei, nachhaltige Mobilität zu fördern. „Viele Kommunen fördern nur den Radverkehr. Die Stadt Konstanz denkt den Fußverkehr gleichberechtigt mit. Dazu haben wir das Handlungsprogramm Fußverkehr erarbeitet, welches in den nächsten Jahren Schritt für Schritt umgesetzt wird“, erklärt Gregor Gaffga. Die Zebrastreifen in der Eichhornstraße (Ecke Hebelstraße) und in der Riedstraße (Ecke Karlsruher Straße), sind die ersten beiden sichtbaren Zeichen der Umsetzung des Handlungsprogramms Fußverkehr.
„Es gibt wachsende Konflikte zwischen Fuß- und Radverkehr“, sagt der Fußverkehrsbeauftragte Jakob Everling. Gerade in stark frequentierten Bereichen wie beispielsweise entlang des Seerheins, also am Herosé-Park oder an der Promenade bis zum Bodenseeforum, sei es eine Herausforderung, beide Verkehrsarten sicher zu gestalten: „Bisher gibt es keine Musterlösungen. Wir müssen im konkreten Fall herausfinden, wie man Fuß- und Radverkehr am besten in Einklang bringt.“
Musterlösungen gibt es nicht
Dazu arbeiten Gregor Gaffga und Jakob Everling nicht nur fachlich eng zusammen, sondern auch räumlich: „Wir sitzen im gleichen Büro und bekommen mit, woran der andere arbeitet“, erklärt Jakob Everling. Dadurch lassen sich potentielle Konflikte in der Infrastruktur früh erkennen und können bereits in der Planung gelöst werden. Beispiele dafür sind die Strecke entlang der Bahnlinie und die Hoheneggstraße. Dort teilen sich Radfahrende und FußgängerInnen den Raum – getrennte Verkehrsflächen sind nicht möglich. Damit die gemeinsame Nutzung hier klappt, ist gegenseitige Rücksichtnahme wichtig.
Klare Regeln sind notwendig
An anderen Stellen muss die Frage nach dem Vorrang hingegen klar geregelt werden. Das betrifft etwa den Sternenplatz oder die Schottenstraße. Die Regelungen werden mit dem Gemeinderat abgestimmt: „In stark frequentierten Bereichen muss in Abstimmung mit der Politik eine Linie gefunden werden. So kommt zustande, dass an manchen Stellen der Radverkehr und an anderen Stellen der Fußverkehr Vorrang hat, etwa über einen Zebrastreifen“, erklärt Gregor Gaffga.
Anpassungen gibt es immer wieder: „Zuletzt haben wir in der Friedrichstraße einen ungünstigen Knick in der Radverkehrsführung behoben“, berichtet Gregor Gaffga. Eine Herausforderung dabei ist, Anpassungen ohne große Baustellen vorzunehmen. Vorbereitet werden derzeit Anpassungen in der Riedstraße nördlich des Bahnhofs Wollmatingen. Dort soll eine sichere Überleitung vom Radweg auf die Fahrbahn geschaffen werden.
So unterstützt Technologie den Rad- und Fußverkehr
In neuen Technologien sehen die beiden Beauftragten Potenzial für die Rad- und Fußverkehrsplanung. So solle eine intelligente Ampelsteuerung den Fußverkehr komfortabler machen, sagt Jakob Everling: „Ampeln sind ein sicheres Mittel zur Verkehrsführung. Sie können aber auch ausbremsen.“ Die KI-gestützte Steuerung, die wir über die Smart Green City aktuell erproben, könne das ändern. Auch Gregor Gaffga erhofft sich durch neue Technologien mehr Flexibilität: „Wir haben Ampeln, die stark auf den Kfz-Verkehr ausgerichtet sind. In diesem Aspekt können wir von anderen Ländern lernen.“
Alle Informationen rund um die Mobilität in Konstanz gibt es unter www.konstanz.de/mobilitaet