Wie entwickelt sich das Klima direkt vor der Haustür?

Der Klimawandel ist längst in Konstanz spürbar. Wie genau, das zeigt die Datengeschichte „Das Stadtklima unter der Lupe“.

Vergleich von Stephansplatz und Stadtgarten in Konstanz: Luftbilder zeigen eine versiegelte Fläche gegenüber einer grünen Parkanlage. Temperaturbalken markieren am Stephansplatz überwiegend hohe Werte, im Stadtgarten deutlich niedrigere. Maximaltemperaturen: 34,2 °C am Stephansplatz, 29,6 °C im Stadtgarten. Anzahl der Hitzetage: 22 vs. 0.
Stadtklima im Detail: Stephansplatz und Stadtgarten zeigen deutlich unterschiedlicheTemperaturprofile.

Die interaktive Datengeschichte lädt zum Entdecken und Ausprobieren ein: Nutzerinnen und Nutzer können zum Beispiel ihr eigenes Geburts- oder Zuzugsjahr auswählen und erhalten daraufhin einen Überblick über die Entwicklung der Jahresmitteltemperatur. Wer etwa „1987“ eingibt, sieht: Die durchschnittliche Durchschnittstemperatur ist seitdem mit Schwankungen kontinuierlich von rund 9°C auf etwa 11°C gestiegen. Wer tiefer eintauchen möchte, findet Daten zu besonders heißen Tagen oder sogenannten Tropischen Nächten mit mindestens 20°C.

Plätze in der Innenstadt im Vergleich
Per Schieberegler lässt sich nachvollziehen, wie sich Hitze an warmen Tagen in verschiedenen Teilen der Stadt im Stundenverlauf entwickelt. Besonders anschaulich wird dies am heißesten Tag des Jahres 2024: Während am Stephansplatz um 17 Uhr 34 °C gemessen wurden,
lag die Temperatur am Döbele rund zwei Grad und im Stadtgarten etwa vier Grad darunter. Das verdeutlicht, wie stark die Gestaltung eines Ortes die Temperatur beeinflusst. Während der Stephansplatz weitgehend versiegelt ist, bietet der Stadtgarten Grünflächen, Baumschatten und helle Wege. Auch die Nähe zum See trägt tagsüber zur Abkühlung bei. Entsprechend wurden am Stephansplatz im Jahr 2024 insgesamt 22 Tage mit Temperaturen über 30°C registriert – im Stadtgarten dagegen kein einziger.

Datenbasis und Kooperation
Die Datengeschichte wurde im letzten halben Jahr von CorrelAid im Rahmen des Programms Smart Green City entwickelt. Grundlage bilden Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sowie der städtischen Wetterstationen. Die Anwendung ist ab sofort unter stadtdaten.konstanz.digital/stadtklima abrufbar.

CorrelAid e.V. ist ein gemeinnütziges Netzwerk von ehrenamtlichen Data Scientists, das Datenkompetenz für das Gemeinwohl einsetzt. Es verbindet NGOs und zivilgesellschaftliche Initiativen mit Datentalenten, realisiert Pro-bono-Projekte und bietet Community-Formate sowie Weiterbildung rund um datengetriebene Arbeit. Die Datengeschichte ist im Smart Green City-Projekt „Datenplattform“ entstanden. In dem Projekt entsteht eine zentrale städtische Datenplattform für verschiedene Themengebiete. Sie stellt eine wichtige Dateninfrastruktur für die Stadt Konstanz bereit, indem sie Informationen an einem zentralen Ort bündelt, strukturiert und verfügbar macht.

Das Konstanzer Programm Smart Green City im Rahmen des Bundesprogramms
Das Programm Smart Green City stellt grundlegende Fragen: Wie werden wir als Verwaltung, Wohnort und Wirtschaftsstandort besser? Welchen Beitrag leisten Daten und Technologie dazu? Gemeinsam mit zahlreichen Projektpartner lernen wir, welche Ansätze, Daten und Strukturen wir dafür brauchen – oder nicht brauchen –, etwa beim Klimaschutz und der Anpassung in der Konstanzer Innenstadt oder für die Schifffahrt. Gleichzeitig baut das Programm die notwendige Kompetenz und Dateninfrastruktur auf, die Voraussetzungen für eine moderne Verwaltung, den Einsatz von KI für einen leistungsstarken Innovationsstandort und lebenswerten Wohnort schafft. Das Bundesprogramm „Modellprojekte Smart Cities“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen unterstützt 73 Kommunen dabei, gemeinsam praxistaugliche digitale und integrierte Lösungen für die Stadtentwicklung zu erarbeiten und untereinander zu teilen. Die Modellprojekte dienen als Experimentierorte, in denen Städte erproben, wie Daten, Technologie und neue Formen der Zusammenarbeit nachhaltige und gemeinwohlorientierte Entwicklung ermöglichen können. Ziel ist es, die Lösungen und Anwendungen und Erfahrungen unter den Städten zu übertragen und die Kräfte bei den Themen Digitalisierung und Stadtentwicklung zu bündeln.

(Erstellt am 12. Dezember 2025 16:15 Uhr / geändert am 12. Dezember 2025 16:19 Uhr)