Abfallstatistik 2022
Weniger Rest- und Biomüll, keine Änderung bei Verpackungsabfällen
Von der Abfallstatistik 2022 sind selbst die Mitarbeitenden der Entsorgungsbetriebe Stadt Konstanz (EBK) ein wenig überrascht. Denn im Jahresvergleich wurde von der Müllabfuhr und auf den Wertstoffhöfen weniger Abfall gesammelt als in den Jahren zuvor. Die Ursachen sind nicht eindeutig zu benennen, sondern es kann mehrere Gründe geben. Eventuell gibt die Abfallstatistik auch Anlass für vorsichtigen Optimismus im Sinne der Ressourcenschonung und Abfallvermeidung.
Die EBK sind für die Sammlung der sogenannten Siedlungsabfälle verantwortlich. Das sind im Wesentlichen die Abfälle, die im privaten Umfeld, in den Konstanzer Wohnhäusern, Wohnungen und Haushalten normalerweise anfallen. Dazu zählt vor allem das, was von der Müllabfuhr geholt wird. Ebenso werden die Abfälle erfasst, die auf den vier Wertstoffhöfen der EBK gesammelt werden. Natürlich fällt in Konstanz auch in sogenannten Nicht-Haushalten, also in Büros, Gastronomie- und Hotelbetrieben und anderen Einrichtungen eine Menge Abfall an. Auch dieser Abfall wird zu großen Teilen von den EBK gesammelt, kann jedoch nur teilweise getrennt erfasst werden, weil die Sammlung gemeinsam mit den Haushaltsabfällen erfolgt.
Das bedeutet für die Abfallstatistik 2022, dass es sich um den aus Haushalten gesammelten Müll einschließlich eines Anteils hausmüllähnlicher Gewerbeabfälle in Konstanz handelt. Die Anzahl der Personen entspricht den Angaben des statistischen Landesamtes zum 31.12.2021. Für Interessierte sind die Abfallstatistiken der EBK jederzeit im Open Data Portal der Stadt Konstanz zu finden: https://offenedaten-konstanz.de/
Gesamtmenge: 404 kg pro Person
Insgesamt haben die EBK im Jahr 2022 rund 404 Kilogramm Abfall pro Person gesammelt. Das entspricht 32 Kilogramm weniger als im Vorjahr, ein außergewöhnlicher Rückgang um rund 7%. Während die Abfallmenge in den Vorjahren kontinuierlich gewachsen ist, sowohl der pro Kopf Anteil als auch die Gesamtmenge, ist 2022 nun das erste Jahr, in dem ein so deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist. Und dieser Rückgang ist nicht auf eine Abfallart beschränkt, sondern lässt sich übergreifend beobachten.
5 kg weniger Restmüll pro Person
Auffällig ist der Rückgang der Restmüllmenge auf insgesamt 10.384 Tonnen im Jahr 2022. Das entspricht rund 123 Kilogramm Restmüll pro Person, 5 Kilogramm beziehungsweise 4 % weniger pro Kopf als im Vorjahr! Dieser Rückgang ist nicht eindeutig zu erklären. Es kann sein, dass 2020 und 2021 bereits so viel entrümpelt wurde, dass im Jahr 2022 nichts mehr für die Restmülltonne übrig blieb. Auch der Wechsel vom Homeoffice zurück ins Büro wird Auswirkungen auf die Abfallmenge zu Hause haben.
Der Rückgang der Restmüllmenge ist in der Regel positiv zu bewerten: Entweder wird der Abfall besser getrennt und die Rohstoffe bleiben dank Recycling dem Wertstoffkreislauf erhalten. Oder die Konstanzerinnen und Konstanzer vermeiden mittlerweile Abfall so gut es geht. Denn Abfallvermeidung ist immer besser als Abfalltrennung.
Biomüll: 79 kg pro Person
Beim Biomüll ist sogar ein Rückgang von knapp 10 % zu beobachten! Haben die Konstanzerinnen und Konstanzer 2021 noch 87 Kilogramm pro Person Biomüll in den braunen Tonnen entsorgt, so waren es 2022 nur noch 79 Kilogramm.
Dabei sollte man beachten: Die Biomüllmenge ist ebenso wie die Menge an Grünabfällen witterungsabhängig. Mehr Niederschläge führen zu mehr Pflanzenwachstum, die wiederum im Jahresverlauf in der Bio- oder Grünabfalltonne entsorgt werden. Da es im vergangenen Jahr weniger geregnet hat als 2021, ist damit ein Teil des Rückgangs zu erklären. Dazu kommt wahrscheinlich auch das Ende der „Corona-Jahre“, also die Rückkehr in Restaurants und Biergärten. Wenn nicht mehr so viel zu Hause gegessen und gekocht wird, fällt auch nicht so viel Biomüll an.
Korrekt entsorgter Biomüll ist vor allem in der aktuellen Situation eine wichtige Ressource: In Singen wird aus dem Konstanzer Biomüll nicht nur Kompost und Dünger, sondern vor allem Biogas gewonnen. Biogas ist ein erneuerbarer, nachhaltiger Energieträger und ersetzt fossiles Erdgas bei der Produktion von Strom und Wärme.
Weniger Regen, weniger Grünabfälle
Bei der Grünabfallmenge ist das Wetter des vergangenen Jahres unmittelbar abzulesen: 2022 gab es weniger Grünabfall als 2021. Es hat weniger geregnet, Pflanzen, Wiesen und Bäume sind nicht so schnell gewachsen und mussten nicht so häufig zurückgeschnitten werden. Insgesamt haben die EBK 36 Kilogramm pro Person beziehungsweise im gesamten Jahr 3.075 Tonnen Grünabfälle gesammelt, das sind knapp 20 % weniger als 2021, in dem rekordverdächtige 3.843 Kilogramm Grünabfälle gesammelt wurden.
24 kg Verpackungsabfälle im Gelben Sack
Leichtverpackungen aus Plastik, Metall und Verbundstoffen werden im Gelben Sack gesammelt. Wird der Gelbe Sack zur Abfuhr bereit gestellt, hat dieser in der Regel nur wenig Gewicht, führt aber deutlich vor Augen, wie viel Verpackungsmüll in einem Haushalt anfällt. Pro Person haben die EBK rund 24 Kilogramm Verpackungsabfälle im Gelben Sack gesammelt – keine Veränderung zum Vorjahr. Erstaunlich, da sich der Rückgang der Abfallmenge sonst relativ deutlich in allen Fraktionen zeigt, nicht jedoch bei den Verpackungen.
Keine Veränderung beim Altglas
Wein, Marmelade, Creme, Senf und eingekochtes Gemüse – auch in Glas wird viel verpackt. Und auch die von den EBK gesammelte Menge Altglas bleibt im Jahresvergleich stabil: 31 Kilogramm pro Person beziehungsweise 2.610 Tonnen Altglas wurden 2022 in den Containern entsorgt.
Glas kann ohne Qualitätsverlust recycelt werden, der Gang zum Container lohnt sich also! Übrigens: Grünglas verträgt andere Farben am besten. Wenn also ein blaues oder rotes Glas entsorgt werden muss, dann im Grünglascontainer. Ganz wichtig: Deckel können noch zu Hause im Gelben Sack oder mit im Container entsorgt werden, sollten jedoch niemals vor Ort abgeschraubt und auf dem Container liegen gelassen werden.
Altpapier: Weniger Gewicht, mehr Volumen
Beim Altpapier setzt sich ein seit Jahren anhaltender Trend fort: Das erfasste Gewicht wird weniger, sinkt auf mittlerweile 64 Kilogramm pro Person, die benötigten Fahrten zum Entleeren der Sammelbehälter werden jedoch mehr! Das heißt, auch bei weniger Gewicht sammeln die EBK mehr Altpapier-Volumen. Das ist nicht überraschend, denn die Zusammensetzung des Altpapiers verändert sich: Der Anteil an schweren Katalogen, gedruckten Telefonbüchern, auch Tageszeitungen wird weniger, während der Anteil an Verpackungs- und vor allem Versandkartons steigt. Diese sind leichter, nehmen aber mehr Platz in Anspruch.
Wertstoffhöfe: Weniger Sperrmüll, weniger Holz
Die Erklärung, dass in den „Corona-Jahren“ 2020 und 2021 bereits so viel ausgemistet wurde, dass 2022 in vielen Haushalten nicht mehr ungewöhnlich viel für die Entsorgung übrig war, lässt sich auch an den gesammelten Mengen Sperrmüll und Holz beobachten: 2022 wurden 1.033 Tonnen Sperrmüll und 1.805 Tonnen Holz gesammelt. Bei beiden ist der angesprochene Rückgang zu beobachten: von 13 auf 12 Kilogramm Sperrmüll pro Person, beziehungsweise von 23 auf 21 Kilogramm Holz.
Elektrogeräte: 7 kg pro Person
Auf den Wertstoffhöfen werden nicht nur Sperrmüll und Holz, sondern auch Elektrogeräte gesammelt. In den verschiedensten Fraktionen, von großer Waschmaschine bis handlichem Reiseföhn, mit oder ohne Akku, um sie dem Recycling zuzuführen. Schließlich enthalten Elektrogeräte zahlreiche Rohstoffe, die wieder aufbereitet und weiter genutzt werden können. Auch bei den Elektrogeräten ist die gesammelte Menge 2022 rückläufig: Auf den vier Wertstoffhöfen wurden insgesamt 591 Tonnen gesammelt, das sind rund 30 Tonnen weniger als 2021. Im vergangenen Jahr wurden allerdings die Sammelstellen erweitert – die Rückgabe im Handel ist nun unkomplizierter möglich. Darum lässt die Abfallstatistik der EBK nur bedingt Rückschlüsse auf die Menge der entsorgten Elektrogeräte in Konstanz zu.
Auf den vier Wertstoffhöfen der EBK wird auch Metall, Hartkunststoff und sogenanntes Flachglas (Glas, das keine Verpackung ist) gesammelt. Diese Mengen sind 2022 weitgehend unverändert im niedrigen Bereich und liegen bei rund 1 Kilogramm pro Person.
Abfallvermeidung und Abfalltrennung: Nur gemeinsam zu schaffen
Was von der kommunalen Müllabfuhr geholt oder auf den Wertstoffhöfen gesammelt wird, macht nur etwa 15% der Gesamtmüllmenge in Deutschland aus. Die größten Anteile entfallen auf das Bau- und Abbruchgewerbe, auf Produktion und andere Industriezweige sowie die Gewinnung von Bodenschätzen, so das Statistische Bundesamt Destatis. Dennoch ist es wichtig und richtig, dass sich die Konstanzerinnen und Konstanzer Gedanken über ihr Abfallverhalten machen. Jeder Beitrag zählt, auf dem Weg zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Viel zu oft landet eigentlich noch Brauchbares im Müll und Rohstoffe gehen verloren, weil sie in der falschen Tonne entsorgt werden. Die Neuproduktion und Entsorgung von Konsumgütern tragen einen großen Anteil zum globalen CO2-Ausstoß bei. Abfallvermeidung und Abfalltrennung reduzieren diesen CO2-Ausstoß, da beim Recycling weit weniger Energie benötigt wird und die Transportwege kürzer sind. Abfallvermeidung und Abfalltrennung sind damit ein unmittelbarer Beitrag zum Klimaschutz.
Darum helfen die EBK mit Tipps zur Abfallvermeidung und Abfalltrennung. Im Online Abfall ABC ist schnell herausgefunden, wo etwas korrekt entsorgt wird. Auf der Website der EBK lässt sich in der Rubrik Abfallwege nachvollziehen, wie die einzelnen Abfallarten weiterverarbeitet und recycelt werden. Und wer spezielle Fragen hat, dem hilft die Abfallberatung der EBK persönlich und per Mail gerne weiter. Denn nur gemeinsam können wir es schaffen, die aufkommende Abfallmenge zu reduzieren und die unvermeidbaren Abfälle dem bestmöglichen Recycling zuzuführen.