Carsharing

Carsharing – ein Auto teilen statt besitzen – ist ein wichtiger Baustein der Mobilitätsstrategie der Stadt Konstanz. Ziel der Verkehrswende ist, die Zahl der Autofahrten zu reduzieren. Hinzu kommt aber auch ein anderer Aspekt: Aus Sicht der Stadtplanung sollte der öffentliche Straßenraum vom „Blech“ entlastet werden, damit mehr Raum entstehen kann für Fuß- und Radverkehr, Spiel, Aufenthalt oder Grün.

Carsharing-Verkehrsschild


„Plane Städte, die die Bedürfnisse eines Achtjährigen genauso erfüllen wie die eines 80-Jährigen.“ (Jan Gehl, Stararchitekt und Vordenker städtebaulicher Konzepte)

Was ist Carsharing und wann lohnt sich das finanziell?

Carsharing (CS) lohnt sich, wenn man nicht ständig auf das Auto angewiesen ist und es nicht täglich oder regelmäßig für längere Strecken braucht. Für je weniger Kilometer im Jahr ein Auto benötigt wird, umso eher zahlt sich CS aus. Es lohnt sich bis etwa 10.000 Kilometer im Jahr. Wer mit CS auskommt, kann Hunderte Euro im Jahr sparen, indem man das eigene Auto abschafft. Wer beispielsweise jährlich 5.000 Kilometer fährt, spart mit CS gegenüber dem eigenen Auto zwischen rund 900 und 1.500 Euro im Jahr.

CS ist auch praktisch: Man muss sich nicht um TÜV, Inspektion oder Reparaturen kümmern. Das Auto muss lediglich sauber und ordentlich hinterlassen werden. Die Fahrzeuge lassen sich mit dem Smartphone oder einer Kundenkarte öffnen. Wer Wert auf das für unterschiedliche Transportbedürfnisse jeweils bestgeeignete Fahrzeug legt, findet im CS ein weitaus flexibleres Angebot als ein einzelner Privatwagen jemals bieten kann. Viele Anbieter halten vom Kleinwagen bis zum Transporter eine breite Fahrzeugpalette bereit.

Anbieter mit festen Stationen sind insbesondere für planbare Hin- und Rückfahrten billiger als Anbieter mit „free-floating“ (Stations-ungebunden). CS gibt es in 1.082 Orten in Deutschland (Stand 01.01.2023) d.h. CS bietet sich z.B. auch an Urlaubsorten an. Einen guten Überblick über die vorhandenen Anbieter ermöglicht die Karte des Bundesverbandes Carsharing.

Wie funktioniert Carsharing?

Bei CS ist Halter der Autos der Anbieter, bei dem die Nutzer angemeldet sind und über den die zur Verfügung gestellten Fahrzeuge gebucht werden können. Um an CS teilnehmen zu können, muss man sich also bei einem CS-Unternehmen anmelden. Die Buchung der Fahrten erfolgt über die Internet-Seite, Handy-App oder Telefonzentrale des Anbieters. Geöffnet wird das Fahrzeug mit einer Chipkarte oder mit dem Handy. Der Autoschlüssel befindet sich im Fahrzeug. Manche Anbieter verwenden auch sogenannte Schlüsseltresore, die dann direkt neben dem Fahrzeug stehen.

Bezahlt wird jeweils nur die tatsächliche Nutzung des Fahrzeugs. Alle Kosten sind im Fahrpreis inbegriffen – auch die Kraftstoffe oder Strom. Die meisten Anbieter senden dem Kunden nach der Fahrt gleich eine Mail mit den entstandenen Kosten. Bezahlt wird in der Regel direkt per Abbuchung vom Konto. Versicherung, Autopflege, Werkstatt, TÜV, Wartung, Reifenwechsel und alle anderen Pflichten übernimmt der CS-Anbieter.

Warum unterstützt die Stadt Konstanz Carsharing?

Weil in den vergangenen Jahren trotz sehr nachhaltigem Modal Split der Konstanzer Bevölkerung die Zahl der angemeldeten Kfz auch in Konstanz gestiegen ist, verschärft sich im öffentlichen Straßenraum der Stellplatzmangel. Deswegen ist ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätsstrategie der Stadt die Ausweitung des CS-Angebots. Ziel ist, dass immer mehr Menschen bereit sind, ihr eigenes Fahrzeug abzuschaffen, und mittels CS stets über ein gewartetes und gepflegtes Auto in der gewünschten Größe verfügen können.

CS-Stellplätze waren bis 2019 nur auf privaten bzw. nicht öffentlich gewidmeten Flächen möglich. Weil hierdurch das CS-Angebot nicht gut wahrnehmbar war, hat das Land Baden-Württemberg das Straßengesetz um einen § 16a „Sondernutzung durch Carsharing“ ergänzt. Es wurde die Möglichkeit geschaffen, Stellplätze im öffentlichen Straßenraum mittels einer Ausschreibung an CS-Betreiber zu vergeben.

Wie viele CS-Stellplätze gibt es in Konstanz?

2021 hat die Stadt in mehreren Paketen 88 Stellplätze im öffentlichen Raum für stationsbasierte CS-Fahrzeuge an die CS-Betreiber Car-Ship und Stadtmobil Südbaden vergeben. Die für CS geeigneten Stellplätze befinden sich an Mobilpunkten wie Bus- und Bahnhaltestellen, in jedem Teilort und stark bewohnten Stadtbereichen. Hinzu kommen mehrere CS-Stellplätze auf privaten Grundstücken.

Nicht alle der vergebenen CS-Stellplätze sind schon eingerichtet, denn es werden i.d.R. nur Fahrzeuge angeschafft, wenn eine entsprechende Nachfrage seitens der Nutzer besteht. Als Bedingung hat die Stadt jedoch gesetzt, ab 2023 mindestens in jedem Paket mindestens einen Stellplatz zu besetzen.

Hinzu kommen künftig CS-Stellplätze, die im Rahmen von städtebaulichen Projekten entstehen. Damit können Investoren den Stellplatzschlüssel reduzieren, d.h. nicht für jede Wohnung muss dann ein eigener Stellplatz nachgewiesen werden.

Wie viele CS-Fahrzeuge gibt es in Konstanz?

Stadtmobil Südbaden hat in Konstanz derzeit 32 Fahrzeuge im Betrieb. Die Standorte sind unter www.stadtmobil-suedbaden.de/auto-buchen einsehbar. Bis zum Beginn der Sommerferien 2023 sollen noch 9 Autos dazu kommen, sodass dann 41 Fahrzeuge zur Verfügung stehen werden, davon 12 elektrisch.
Bei den knapp 40 bundesweiten Partnerorganisationen besteht zudem die Möglichkeit, über 7.000 Fahrzeuge zu nutzen. In Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Stichwort Deutschland-Ticket) lässt sich so bspw. der längste Teil der Reise mit der Bahn zurücklegen und man steigt dann für die "letzte Meile" auf ein CS-Auto um.

Car-Ship verfügt derzeit über 16 Elektrofahrzeuge in Konstanz, davon auch je eines in Dingelsdorf, Dettingen und Litzelstetten. Die Standorte sind unter www.Car-ship.jetzt/Standorte/ einsehbar.

Zusammen mit den Fahrzeugen des Vereins Ökostadt (5 Fahrzeuge) stehen damit in Konstanz derzeit 53 CS-Fahrzeuge zur Verfügung (Stand 30.5.2023).

Warum verfügen nicht alle CS-Stellplätze über eine Ladestation?

Wenn neben den Anschaffungskosten für Fahrzeuge und die Buchungsinfrastruktur auch (zu) hohe Kosten für die Installation von Ladeinfrastruktur (LI) besteht, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass ein von der Stadt an den Betreiber vergebener Stellplatz mit einem Auto belegt werden kann. Insofern sind die Herausforderungen insbesondere für Car-Ship hoch, da dieser Anbieter ausschließlich Elektrofahrzeuge anbietet.

LI wird im öffentlichen Straßenraum nur für öffentliche Ladepunkte gefördert; LI für CS muss ausschließlich dem CS- Anbieter zur Verfügung stehen, der für den betreffenden Stellplatz eine Sondernutzungsgenehmigung erworben hat. Diese LI darf auch nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, weil sonst nicht garantiert werden könnte, dass der Stell-(Lade-)platz nach Rückkehr dem CS-Fahrzeug zur Verfügung steht.

Um dennoch das elektrische CS zu unterstützen, wird die Stadt mit Fördermitteln des Landes sukzessive an allen CS-Standorten öffentliche LI einrichten lassen, sodass sich dann die Kosten für den CS-Anbieter im Wesentlichen auf das Aufstellen eigener Ladesäulen neben den öffentlichen Stellplätzen beschränkt.