Zeit–Bilder

Kunst in Konstanz 1945 bis 1965

Volontärin Franziska Deinhammer (links im Bild, mit Dr. Barbara Stark) erstellte die Sommerausstellung der Städtischen Wessenberg-Galerie, die das Kunstschaffen in Konstanz in den Jahren 1945 bis 1965 beleuchtet.

Die beiden ersten Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg waren in Deutschland von vielfältigen Um- und Aufbrüchen geprägt. Am 8. Mai 1945 kapitulierte Deutschland vor den alliierten Mächten und wurde vom Nationalsozialismus befreit. Weite Teile des Landes waren verwüstet, die Infrastruktur zerstört und die alliierten Besatzungsmächte hatten die Kontrolle übernommen. Die Menschen ersehnten die Rückkehr zur Normalität, doch die vielbeschworene „Stunde Null“ ist ein Mythos, denn das fatale Erbe des Faschismus sollte – nicht nur unterschwellig – weiterwirken.

Konstanz war im Krieg von Zerstörungen verschont geblieben, hatte zahlreiche Flüchtlinge aufnehmen müssen, und die Grenze zur Schweiz war geschlossen. Unter den französischen Besatzern kehrten Kunst und Kultur bald zurück. Bereits an Pfingsten 1946 fand mit den Konstanzer Kunstwochen das erste „Kulturfestival“ im Nachkriegsdeutschland statt. Die einheimischen MalerInnen engagierten sich bei der 1948 wieder aufgenommenen Fasnacht, beteiligten sich seit den 1950er-Jahren an Kunst-am-Bau-Projekten, profitierten als Plakatgestalter vom Wiederaufkommen des Tourismus und betätigten sich als Designer von Stoffen und Mosaiktischen. Das alles vollzog sich vor dem Hintergrund einer weltpolitisch aufgeheizten Stimmung, in der der „Kalte Krieg“ die Kunst erneut ideologisch zu vereinnahmen suchte.

Die Sommerausstellung der Wessenberg-Galerie (14. Mai bis 4. September 2022) beleuchtet das Kunstschaffen in Konstanz in den Jahren 1945 bis 1965 und ordnet es vor dem historischen Hintergrund ein. Man begegnet den Werken bekannter KünstlerInnen wie Otto Adam, Hans Breinlinger, Sepp Biehler, Peter Diederichs, Karl Einhart, Elisabeth Mühlenweg und Hans Sauerbruch, aber auch zahlreiche heute eher weniger geläufige oder vergessene MalerInnen und KunsthandwerkerInnen wie Paul Dietrich, Annelies Schwan-Güllering, Wolfgang Schmidt-Ernst, Anneliese Stiegele oder Barbara Weyl sind zu entdecken. Eine Zeitung zum Mitnehmen dokumentiert das Konstanzer Kunstgeschehen vor den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Ereignissen dieser wechselhaften Zeit.

(Erstellt am 18. Mai 2022 13:57 Uhr / geändert am 19. Mai 2022 02:00 Uhr)