Erster Wärmeverbund in Konstanz kann angegangen werden
Gründung einer Projektgesellschaft steht bevor.
Der Konstanzer Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 22. Mai dafür gestimmt, dass die Stadtwerke Konstanz gemeinsam mit der Iqony Energies GmbH mit Sitz in Saarbrücken eine Projektgesellschaft gründen. Deren Zweck ist es, im Gebiet rund um die Bodensee-Therme Konstanz einen Wärmeverbund aufzubauen, der zum allergrößten Teil mit aus dem Bodensee gewonnener Umweltwärme (Seethermie) mit anschließender Temperaturerhöhung durch Großwärmepumpen, regenerativ versorgt werden soll. Die Projektgesellschaft soll unter dem Namen „Wärmeversorgung Bodensee-Therme GmbH“ gegründet werden und ihren Sitz in Konstanz haben. „Indem wir das Projekt mit einem erfahreneren Partner angehen, profitieren beide Seiten vom gegenseitigen Know-how. Dies beginnt bei der Planung des Projekts, geht über den Aufbau des Geschäftsmodells und der Realisierung bis hin zum Betrieb des Wärmeverbundes. Es wird eine kompetenzbasierte Aufgabenteilung geschaffen, die Synergien freisetzt“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Gordon Appel die Vorteile der Projektgesellschaft. „Mit Iqony Energies haben wir einen hochkompetenten und erfahrenen Partner gefunden, mit dem wir gemeinsam einen wichtigen Schritt bei der Wärmewende in Konstanz gehen können. Darauf freue ich mich.“
„In den kommenden Jahren zählt die Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung planerisch, aber auch finanziell zu den größten Herausforderungen für die Kommunen“, sagt Andreas Loh, Geschäftsführer der Iqony Energies GmbH. „Gemeinsam mit den Stadtwerken Konstanz werden wir nun dafür sorgen, dass diese Transformation hin zu regenerativer Wärmelieferung maximal effizient verläuft.“
Die Stadtwerke Konstanz planen, in den kommenden Jahren vor dem Hintergrund der städtischen Klimaschutzstrategie und der kommunalen Wärmeplanung in mehreren Gebieten parallel Wärmeverbünde zu errichten. Für jedes Einzelne dieser Gebiete besteht ein enormer Planungs- und Umsetzungsaufwand. Dies ist von den Stadtwerken Konstanz allein nicht zu leisten. Das hierfür notwendige Eigenkapital für die Gesamtinvestitionen von etwa 550 Millionen Euro können die Stadtwerke nicht allein aufbringen. Daher wurde bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Aufsichts- und Gemeinderat die Strategie vereinbart, für die einzelnen Projekte Kooperationspartner ins Boot zu holen, um die Last organisatorisch wie finanziell auf mehreren Schultern zu verteilen. Der Aufbau des Wärmeverbundes rund um die Bodensee-Therme Konstanz ist das erste Projekt, bei dem eine solche Projektgesellschaft ausgegründet werden soll. Ziel ist es, die Projektgesellschaft bis Ende des Jahres 2025 zu gründen. Parallel treiben die Stadtwerke Konstanz in den kommenden Monaten die Projektentwicklung bis zur Genehmigungsplanung weiter voran.
„Wir haben diesen Prozess sehr sorgfältig vorbereitet und durchgeführt“, so Gordon Appel. „Es wurde ein Markterkundungsverfahren durchgeführt, bei dem zunächst mögliche Kooperationspartner identifiziert und eine Auswahl für den bevorzugten Kooperationspartner anhand einer engmaschigen Bewertungsmatrix getroffen wurde, die verschiedenste Gesichtspunkte wie beispielsweise Finanzen und Beteiligungsstrukturen einbezog. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke sowie der Gemeinderat waren dabei stets eng eingebunden und trafen die Letztentscheidung.“
Zum Wärmeverbund Bodensee-Therme
Gemeinsam mit der Bädergesellschaft Konstanz (BGK), den Kliniken Schmieder und dem Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) wurde im November 2023 eine Absichtserklärung unterzeichnet, die weiteren Planungen des Wärmeverbundes gemeinschaftlich anzugehen. Im Anschluss wurde eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, die durch die Europäische Union und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz finanziell gefördert wurde. Die Machbarkeitsstudie konnte im September 2024 abgeschlossen werden und bestätigte die grundsätzliche Umsetzbarkeit des Vorhabens. Im Gebiet rund um die Bodensee-Therme entfallen etwa 80 Prozent des Wärmebedarfs auf die Therme, die Kliniken Schmieder und den Parkstift Rosenau der KWA. Das gesamte Gebiet hat einen Wärmebedarf von etwa 14 Gigawattstunden (GWh). Dies entspricht in etwa dem Wärmebedarf für Raumwärme und Warmwasser von etwa 1.000 Wohnungen beziehungsweise Einfamilienhäusern mit einer Wohnfläche von 100 Quadratmetern. Neben den drei großen Ankerkunden könnten im bisher untersuchten Projektperimeter, der im Projektverlauf möglicherweise vergrößert wird, etwa 55 weitere Gebäude mit Wärme versorgt werden. Die Marketing- und Vertriebsmaßnahmen, die auch die Kommunikation des voraussichtlichen Wärmepreises beinhalten, sollen im Zweiten Halbjahr 2025 starten. Bei positivem Verlauf der weiteren Projektphasen kann der Bau des Wärmeverbunds im Jahr 2028 beginnen.
Zur Projektgesellschaft
Es ist vorgesehen, dass beide Unternehmen jeweils einen Anteil von 50 Prozent an der gemeinsamen Projektgesellschaft halten. Die Wärmeversorgung Bodensee-Therme GmbH wird entsprechend eine unmittelbare 50-Prozent-Tochtergesellschaft der Stadtwerke Konstanz GmbH und somit eine mittelbare Beteiligung der Stadt Konstanz. Die Stadtwerke Konstanz werden als Unternehmen in städtischer Hand die zentralen Entscheidungen rund um die Wärmeverbünde gemeinsam mit der Iqony Energies GmbH treffen. Die Gesellschaft soll ein Aufsichtsgremium in Form eines Beirates erhalten. Die Geschäftsführung soll aus zwei Geschäftsführern bestehen, wobei jeder Gesellschafter jeweils einen Geschäftsführer bestimmt.
Über die Iqony Energies GmbH
Die in Saarbrücken ansässige Iqony Energies GmbH ist eine Tochtergesellschaft der STEAG Iqony Group und bietet individuelle Lösungen für eine klimaneutrale Energieversorgung. Sie ist führend in den Bereichen Geothermie, Biomasse, Grubengas und Fernwärme und unterstützt Kommunen, Industrie und private Kunden bei der Umsetzung ihrer Energieziele.