In jedem Lebensalter

Teil 3 der Serie zur Feuerwehr Konstanz

Luftbild, man sieht ein große Gruppe Menschen in Uniform vor 7 unterschiedlichen Feuerwehrautos stehen.
Gruppenbild der Gesamtwehr (Bild: Feuerwehr Konstanz)

Wer wollte als Kind nicht schon immer Astronaut, Lokführer oder Feuerwehrmann werden? Ist das „Feuerwehrleben“ mit dem Ausscheiden aus dem Einsatzdienst beendet? Was macht die Feuerwehr sonst noch, außer Feuer zu löschen?
 
Die Jugendfeuerwehr
Ca. 100 Kinder und Jugendliche zwischen dem 10. und 18. Lebensjahr sind in der Jugendfeuerwehr Konstanz aktiv. Diese setzt sich aus den sieben Jugendgruppen in den einzelnen Abteilungen zusammen. Die Jugendgruppen werden von qualifizierten und motivierten Jugendgruppenleiterinnen und Jugendgruppenleitern geleitet, die durch weitere Jugendleiterinnen und Jugendleiter bei ihren Aufgaben in der Betreuung und Ausbildung der Jugendfeuerwehrangehörigen unterstützt werden. An der Spitze der Jugendfeuerwehr steht der Stadtjugendfeuerwehrwart.
 
In der Jugendfeuerwehr finden altersgerechte Übungen und Unterrichte statt, um die Kinder und Jugendlichen auf eine spätere Tätigkeit in der Einsatzabteilung vorzubereiten. Um optimale Voraussetzungen zu schaffen, werden in den Unterkünften eigene Jugendräume eingerichtet. Die „JuFeus“ üben wie die Großen an den Geräten und Fahrzeugen der Einsatzabteilung. Auch sie tragen dabei entsprechend angepasste Schutzkleidung, um sich vor der Witterung oder etwaigen Gefahren zu schützen.
 
Neben der feuerwehrspezifischen Ausbildung kommt auch die allgemeine Jugendarbeit mit Spiel und Spaß, Ausflügen, Sport, Zeltlager und Besuchen bei anderen Jugendfeuerwehren und Hilfsorganisationen nicht zu kurz. Dadurch werden schon in jungen Jahren die Kameradschaft und der Zusammenhalt gestärkt. Durch das Angebot von Schülerpraktika im Feuerwehramt sollen die Motivation gefördert und das lange Warten bis zum Übertritt in die Einsatzabteilung belohnt werden.
 
Ein Großteil des Nachwuchses für die Einsatzabteilungen kommt aus der Jugendfeuerwehr, und vielleicht entscheidet sich auch ein Teil der Jugendfeuerwehrangehörigen später, das Hobby zum Beruf zu machen. Kinder und Jugendliche, die Interesse an einer Mitgliedschaft in der Jugendfeuerwehr haben, können sich gerne über die Webseite melden. Die Mitgliedschaft ist kostenlos und die notwendige Ausstattung wird von der Feuerwehr gestellt.
 
Die Altersabteilung
Durch gesetzliche Vorgaben endet der Dienst in den Einsatzabteilungen der Freiwilligen Feuerwehr mit dem Erreichen des 65. Lebensjahres. Doch damit landet man nicht auf dem Abstellgleis, denn es gibt auch ein Leben als „Feuerwehrrentner“. In der Altersabteilung wird zwar kein aktiver Übungs- und Einsatzdienst mehr geleistet, jedoch unterstützen die Angehörigen der Altersabteilung tatkräftig bei Veranstaltungen oder nach den Diensten ihrer Einsatzabteilung. Beispielhaft sind das Engagement bei der Verpflegung der Feuerwehrangehörigen, der Betreuung von Gästen und der Pflege der Oldtimer-Fahrzeuge zu nennen. Darüber hinaus werden Zusammenkünfte, Ausflüge usw. in regelmäßigen Abständen organisiert und gemeinsam durchgeführt. Hier stehen das gemeinsame Erlebnis, die Kameradschaftspflege und die Erinnerung an die gemeinsam erlebten Einsätze und Übungsdienste im Vordergrund.
 
Der Spielmannszug
Der Spielmannszug ist mittlerweile ein Exot bei den Feuerwehren. Während es früher üblich war, dass Feuerwehren auch eine Musikabteilung oder einen Spielmannszug unterhielten, ist die Feuerwehr Konstanz mittlerweile eine der wenigen Feuerwehren, die diese Tradition aufrechterhalten. Ca. 30 Musikerinnen und Musiker haben bei internen und externen Veranstaltungen bis in die Partnerstädte ihre Auftritte und tragen so zu einem guten Ansehen und zur Bekanntheit der Feuerwehr Konstanz bei. Wer sich im Spielmannszug engagieren möchte, muss nicht zwangsläufig Mitglied einer Einsatzabteilung oder der Jugendfeuerwehr sein.
 
Die Sondereinheiten
In den Sondereinheiten sind die Spezialisten im Ehrenamt tätig. Hier bietet sich die Möglichkeit, je nach persönlicher Neigung und Fähigkeiten, sich zusätzlich zu engagieren. Die Tätigkeit in einer Sondereinheit erfolgt zusätzlich zum Dienst in der jeweiligen Einsatzabteilung. Es gibt Sondereinheiten für die folgenden Aufgabenbereiche.
 
Absturzsicherung
Bei Einsätzen in der Höhe, auf Dächern, an Kaminen usw. besteht permanent die Gefahr eines Absturzes. Hier bedarf es Spezialisten, die diese Gefahren kennen und über das notwendige Know-how zur Eigensicherung verfügen. Daher wurde eine Gruppe gebildet, die sich genau um diese Problematik kümmert. Damit entlastet diese Sondereinheit die Kameradinnen und Kameraden in den Einsatzabteilungen.
 
Führungsunterstützung
Bei größeren Schadenslagen braucht der Einsatzleiter eine Mannschaft, die ihn bei der Bewältigung seiner Führungsaufgaben unterstützt. Dazu wurde die Sondereinheit Führungsunterstützung gebildet. Diese besetzt bei größeren oder länger anhaltenden Einsätzen den großen Einsatzleitwagen oder das stationäre Lagezentrum in der Feuerwache. Dort werden dann die Lagekarte, die Kräfte- und Schadensübersicht geführt. Ebenfalls wird in diesen Fällen die Kommunikation durch die Angehörigen der Sondereinheit abgewickelt, inklusive Kanaltrennung und Erstellung der Funk- und Fernmeldeskizze. Bei diesen Szenarien wird ein Stab gebildet, der durch die Mitglieder der Sondereinheit unterstützt wird.
 
Gefahrstoffeinheit
Der Austritt von Gefahrstoffen hat nicht nur schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit, sondern auch auf die Umwelt. Daher haben sich schon früh Feuerwehren dieser Aufgabe angenommen. Auch in Konstanz besteht eine Einheit, die sich der Abwehr von Gefahren durch freiwerdende Gefahrstoffe verschrieben hat. Die Angehörigen können Stoffe messen und analysieren, Gefahren erkennen und die richtigen Maßnahmen ergreifen, um eine Ausbreitung zu verhindern. Dafür stehen Spezialfahrzeuge, Messgeräte und besondere Schutzkleidung zur Verfügung, um chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Gefahren begegnen zu können. Unterstützt wird die Einheit durch einen Fachberater der Universität, der bei Bedarf hinzugezogen werden kann.
 
Ölwehr Bodensee
Bereits vor Jahrzehnten hat man die Bedeutung des Bodensees als Trinkwasserquelle erkannt und entsprechende Maßnahmen ergriffen, um bei einer drohenden Verschmutzung durch Mineralöle oder sonstige Gefahrgüter tätig werden zu können. Hier hat das Land Baden-Württemberg bei vier Feuerwehren sogenannte Ölwehrstandorte eingerichtet. Die Ausrüstung mit Fahrzeugen, Anhängern und Booten wird dabei vom Land gestellt. Das Personal stellen die kommunalen Freiwilligen Feuerwehren. Das Personal ist teils als Bootsund Schiffsführer oder Matrose auf den Mehrzweckbooten und Feuerlöschbooten sowie umfassend in der Handhabung der speziellen Geräte zur Ölschadensbekämpfung auf dem Bodensee ausgebildet. Die Angehörigen der Ölwehr sind zusätzlich noch in der Wasserrettung als Rettungsschwimmer ausgebildet und in der Schiffsbrandbekämpfung geschult. Auch dies ist eine wichtige Aufgabe zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung einer ganzen Region, die ehrenamtlich geleistet wird.
 
Hytrans-Fire-System (HFS)
Das Land Baden-Württemberg stellt den kommunalen Feuerwehren verschiedene Spezialfahrzeuge zur Verfügung. So gibt es sechs Feuerwehren, die über einen Abrollbehälter mit dem Hytrans-Fire-System verfügen, dazu gehört auch die Feuerwehr Konstanz. Dementsprechend sind mit dieser Spezialausrüstung auch überörtliche Einsätze im gesamten Bundesland oder sogar darüber hinaus wahrzunehmen. Mit dem sogenannten HFS können große Mengen Wasser (2.000 Liter/Minute) aus offenen Gewässern entnommen oder aus einem Keller abgesaugt und über weite Strecken (2.500 Meter) gefördert werden, wenn dies z.B. zur Bekämpfung eines Großbrandes notwendig ist.
 
Die Ausbildungseinheit „Rettung“
In einer Zeit, als der Einsatz von umluftunabhängigen Atemschutzgeräten in den Feuerwehren begann, gründete sich der „Rettungszug“. Hier fanden sich KameradInnen zusammen, die intensiv mit dieser damals neuen Technik üben wollten. Auch heute noch besteht diese Sondereinheit der Feuerwehr Konstanz weiter. Vor allem junge Kameradinnen und Kameraden nutzen heute die Möglichkeit, intensiv mit den verschiedenen Atemschutzgeräten zu üben. Dabei kommen nicht nur die herkömmlichen Geräte mit einer Einsatzzeit von ca. 30–45 Minuten, sondern auch Langzeitgeräte mit doppeltem Luftvorrat zum Einsatz. Diese Geräte und die durchgeführten Übungen stellen extreme Anforderungen an die körperliche Fitness und Ausdauer der Geräteträger. Für das individuelle Fitnessund Ausdauertraining steht in der Feuerwache ein Sportraum zur Verfügung. Für das Training der Rettungsschwimmer wurde eine Bahn im Schwaketenbad angemietet.
 
Mit diesem Teil endet die dreiteilige Berichterstattung über die Feuerwehr Konstanz, die zeigen sollte, wie organisiert und vielfältig aufgestellt die Konstanzer Feuerwehr ist und welche Tätigkeiten und Anforderungen mit dem Engagement verbunden sind. Denn die Feuerwehr Konstanz besteht überwiegend aus den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt und wird als kommunale Pflichtaufgabe aus den Steuereinnahmen der Stadt finanziert. Nach wie vor ist und bleibt es wichtig, dass Ehren- und Hauptamt „Hand in Hand“ zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger zusammenarbeiten. Nur so können die vorgegebenen Ziele erreicht und die Kosten im Rahmen gehalten werden.
 
Wer Interesse am Dienst der Feuerwehr gefunden hat, darf gerne direkt dort vorbeischauen. Wem es nicht möglich ist, sich aktiv in der Feuerwehr zu engagieren, kann auch Mitglied im Förderverein „Freunde und Förderer der Freiwilligen Feuerwehr Konstanz e.V.“ werden und so die Arbeit mit einem Mitgliedsbeitrag unterstützen. Informationen über den Förderverein inklusive Kontaktdaten sind ebenfalls auf der Webseite zu finden.
 
So oder so, bei der Feuerwehr Konstanz sind alle herzlich willkommen. Interesse geweckt? Anmeldung, auch für die Jugendfeuerwehr, unter: Ich-will-zur-feuerwehr@feuerwehrkonstanz.de.

(Erstellt am 03. November 2023 12:37 Uhr / geändert am 03. November 2023 12:50 Uhr)