Artenreiches Betriebsgelände von EBK und TBK
Uni Exkursion erfasst 130 Pflanzen- und 130 Tierarten
Zwischen Wollmatinger Ried, B 33 und Flugplatz Konstanz befindet sich das knapp 12 Hektar große Betriebsgelände der Entsorgungsbetriebe (EBK) und Technischen Betriebe der Stadt Konstanz (TBK). Zwischen den Becken der Kläranlage, den verschiedenen Werkstätten und Betriebsgebäuden, inmitten der gelagerten Steine und rund um die Gehölze haben zahlreiche Pflanzen- und Tierarten ihren Lebensraum gefunden.
Im Juli hat sich eine Gruppe Studierender aus dem Fachbereich Biologie der Universität Konstanz unter Anleitung von Dr. Gregor Schmitz auf Einladung von Andreas Baumann (TBK) der Frage gewidmet, welche Arten das Gelände besiedeln. Im Rahmen einer Exkursion wurde das Gelände genau in Augenschein genommen. Das Ergebnis: Rund 130 Pflanzen- und 130 Tierarten konnten an nur einem Tag gefunden, bestimmt und katalogisiert werden.
Diese Anzahl ist vor allem den verschiedenen Lebensräumen geschuldet, die auf dem Betriebsgelände zu finden sind: Neben den Grünflächen und dem das Betriebsgebäude umgebenden Teich bieten vor allem die Lagerflächen der TBK – Steine, Hölzer, Grünabfall, Erden, Mulch – verschiedenen Tier- und Pflanzenarten einen passenden Lebensraum. Zudem werden die Grünflächen kaum betreten und nur extensiv gepflegt: So ist die Mahd auf zweimal im Jahr beschränkt und manche Winkel bleiben weitgehend ungestört.
Natürlich ist nicht nur der quantitative Aspekt interessant, also die Anzahl der gefunden Arten. Der qualitative Aspekt, also welche Arten gefunden wurden, ist der eigentliche Indikator für die Wertung eines naturnahen Industriegeländes. Beispielsweise sind unter den Pflanzen der Rauhaar-Löwenzahn und die Breitblättrige Sumpfwurz, eine Orchidee, als „wertbestimmende“ Arten gefunden worden.
Unter den Tierarten ist die Schiefkopfschrecke eine Erwähnung wert: Die Heuschreckenart war im Bodenseeraum bis vor Jahrzehnten nur im Eriskirscher Ried auf der anderen Seeseite heimisch. Begünstigt durch den Klimawandel findet sie mittlerweile rund um den See passende, warme und sonnenreiche Flächen – so auch auf dem Betriebsgelände der EBK und TBK am Rande des Konstanzer Industriegebiets. Eingebürgerte Tierarten wurden ebenfalls gefunden. So der Mexikanische Grillenjäger, eine Wegwespenart und die Indische Reiswanze. Da die Arterfassung längst nicht abgeschlossen ist, plant Herr Schmitz im nächsten Jahr eine zweite Exkursion auf das Gelände.