Offen, kreativ, quirlig: ein zukunftsweisendes Konzept fürs Grenzbachareal

  

Der Umzug des Technologiezentrums Konstanz eröffnete 2021 am Grenzbachareal einen Freiraum, eine Lücke – und die seltene Chance, eine urbane Fläche ganz neu zu denken, zu ordnen und zu nutzen.

  

Von April bis Juli 2021 führte das Amt für Stadtplanung und Umwelt ein Planungsverfahren im Dialog mit drei renommierten Planungsbüros, örtlichen Fachleuten, VertreterInnen aus Politik & Verwaltung, potenziellen NutzerInnen, NachbarInnen und interessierten BürgerInnen durch. Das Ergebnis: ein stimmiges Konzept, das städtebauliche, nutzungsstrukturelle, wirtschaftliche, ökologische als auch soziale Aspekte einbezieht. Zum Jahresbeginn 2022 startete die Zwischennutzung der bestehenden Gebäude durch eine städtische Kindertageseinrichtung, das Café Mondial, die Kunstschule Konstanz sowie Büro- und Lagerflächen. In den kommenden Jahren soll sich das Areal sukzessive mit Wohn-, Arbeits-, Gewerbe- und Kulturflächen füllen.
  

Mitmischen, mitspinnen, mitgestalten – in Pandemiezeiten

Ein Online-Auftaktworkshop im April, eine Zwischenpräsentation mit Ideenworkshop im Mai und die Jurysitzung im Juni 2021: Das mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ geförderte Planungsverfahren am Standort des ehemaligen Technologiezentrums Konstanz zeigt, wie Bürgerbeteiligung in Pandemiezeiten funktioniert.
Der Einstieg in den hybriden Prozess gelang durch einen Rundgang übers Areal und interaktive Formate. Die rund 80 TeilnehmerInnen umschrieben zum Beispiel mit einer „Postkarte aus der Zukunft“ ihre Vision des Areals, arbeiteten die in Kleingruppen an virtuellen Pinnwänden zu Städtebau, Freiraum, Nutzungsmischung und Mobilität und diskutierten mit den drei Planungsteams, worauf es am Grenzbach künftig ankommt.
  

Eine Aufgabe, drei Ansätze, vielfältige Anregungen …

Bei einem Präsenzrundgang im Frühjahr 2021 verschafften sich die ArchiktektInnen einen eigenen Eindruck vom Grenzbachareal – zusammengefasst in einem Video-Clip, der durch die Offenheit und Kollegialität der beteiligten Teams besticht und als Einstieg in den Ideenworkshop im Mai diente. Anschließend präsentierten die drei Planungsteams ihre Ansätze, stellten diese zur breiten Diskussion und nahmen die Anregungen zur finalen Ausarbeitung mit. „Es freut mich sehr, dass die Planungsteams ganz unterschiedliche Ansätze für die Bearbeitung der Aufgabenstellung verfolgen“, stellte Prof. Andreas Theilig, Vorsitzender des beratenden Begleitgremiums fest. Während das Büro Kaden+Lager aus Berlin (mit einenkel Landschaftsarchitekten, Leipzig) die Gebäude komplett abreißen und die Fläche mit aufgelockerter Neubebauung planten, schlug das Konstanzer Büro baechlemeid (mit Koeber Landschaftsarchitektur, Stuttgart) vor, prägende Gebäudeteile zu erhalten, aufzustocken und mit Neubauten zu einem Ensemble aus drei Höfen und einer durchgehenden Fußwegverbindung zu ergänzen. Das Studio Trachsler-Hoffmann aus Zürich (mit Bernhard Zingler Landschaftsplaner) verfolgte ebenfalls einen hybriden Ansatz, bei dem sich das Grenzbachareal nach und nach zu einem „Forum am Grenzbach“ entwickelt.
„Dadurch, dass wir so intensiv in den gesamten Prozess eingebunden waren, wurde aus anfänglicher Skepsis schnell Offenheit, Neugierde und Akzeptanz“ berichtet eine Anwohnerin ein einem Video-Clip, bei dem die NachbarInnen und beteiligten AkteurInnen zu Wort kommen – und den Fachleuten zu Beginn der Jurysitzung am 7. Juli 2021 ihre Empfehlung mit auf den Weg geben konnten.
  

… und ein klarer Gewinner

 „Alle drei Arbeiten bieten in ihrer großen Unterschiedlichkeit gut durchgearbeitete Lösungen“ stellte Prof. Theilig als Vorsitzender des Begleitgremiums fest. Kaden+Lager zeigte einen angemessenen Umgang mit der Umgebungsbebauung. Bächlemeid bestach mit einer außerordentlichen städtebaulichen und architektonischen Qualität. Die Stärke der Arbeit des Zürcher Büros Studio Trachsler Hoffmann (mit Bernhard Zingler, Landschaftsarchitekt) liegt darin, den lebendigen Prozess den Vordergrund zu rücken: Das Grenzbachareal entwickelt sich unter Beteiligung vieler AkteurInnen zu einem offenen, kreativen und quirligen Quartier mit einer zentralen Freifläche – dem Forum. Das Bestandsgebäude bleibt teils erhalten, wird teils umgewidmet und teils wiederverwendet im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Ein Neubau soll das Areal mit dem gründerzeitlichen Paradies verknüpfen. Ein als „Arche“ bezeichnetes Gebäude ermöglicht einen bunten Mix an Nutzungen, indem es wie ein „Regal“ befüllt werden kann, Raum für künftige Wohn- und Arbeitsformen bietet und so das „leise aber präzise Gerüst für die Bühne des urbanen Lebens" bietet.
„Das Prozesshafte dieser Arbeit bietet enormes Potenzial“, zeigt sich Bürgermeister Langensteiner-Schönborn zufrieden mit dem einstimmigen Ergebnis des Begleitgremiums. Nun gilt es, den Ansatz mit allen Stakeholdern und der Nachbarschaft weiter zu entwickeln. „Die Zwischennutzung mit Kita und Kunstschule bietet uns die Möglichkeit, ohne Zeitdruck etwas Einzigartiges zu schaffen“ freut sich auch Marion Klose, Amtsleiterin im Amt für Stadtplanung und Umwelt über das Resultat des Planungsverfahrens.
  

Die Beiträge der Planungsteams

  
Studio Trachsler-Hoffmann (1. Rang)

  
Begleitet wurde der Prozess von der Konstanzer Agentur „Die Regionauten“ und Sigrun Blick vom Büro „Die Bauhelfer“. „Ein rundum gelungener Prozess, bei dem der gemeinsame Wunsch deutlich wurde, dass auf dem Grenzbachareal ein besonderer, vielfältiger und kreativer Ort entsteht“, so das Fazit von Marion Klose.
  
  

  

Alle Präsentationen, Entwürfe und Hintergrunde zum Projekt

  
Fotorundgang über das Grenzbachareal (6,2 MB)
Protokoll des Auftaktworkshops vom 16. April 2021 (1,8 MB)
Präsentation des Auftaktworkshops vom 16. April 2021 (3,7 MB)
Protokoll der Zwischenpräsentation vom 19. Mai 2021 (954 KB)
Präsentation Kaden+Lager mit Einenkel Landschaftsarchitektur (3,5 MB)
Präsentation Bächlemaid mit Koeber LA (2,3 MB)
Präsentation Studio Trachsler-Hoffmann mit Bernhard Zingler, Landscape Projects (21,1 MB)
Protokoll Sitzung des Begleitgremiums 7. Juli 2021 (1,3 MB)
Beschlussvorlage „Zwischennutzungskonzept Grenzbachareal“
Beschlussvorlage „Qualifzierungsverfahren Grenzbachareal“
  

Modellprojekt im Programm „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“

  
Das Land Baden-Württemberg fördert Vorhaben wie das am Konstanzer Grenzbach, die in besonderem Maße den Zielen der qualitätvollen Innenentwicklung, der Flächeneffizienz sowie der Schaffung attraktiver, kompakter Siedlungsmuster mit zukunftsweisenden ressourceneffizienten Strukturen beitragen. „Für uns in Konstanz ist diese Förderung Auszeichnung und Ansporn zugleich“, sagt Marion Klose, Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt. Die Lage im gründerzeitlich geprägten Stadtteil „Paradies“ bietet die seltene Gelegenheit, Lücken zu schaffen und zu nutzen und eine zukunftsweisende Mischung von Wohnen, Arbeiten und Leben innerhalb gewachsener Strukturen zu entwickeln.
  
  

Fragen, Ideen, Anregungen ?

Hannes Munk

Amt für Stadtplanung und Umwelt
E-Mail: Hannes.Munk@konstanz.de
Telefon: +49 7531 900-5564


    
        
Gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg im Rahmen des Förderprogramms „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“