„Am Horn“: Nachhaltigkeit in allen Bereichen
Zukunftsstadt-Quartier wird Modell für zukünftige Neubau-Quartiere
Einhellig lobten die Mitglieder des Gemeinderates das durchdachte Konzept von feld72 architekten und Treibhaus Landschaftsarchitektur, wie künftige nachhaltige Stadtentwicklung aussehen kann, und gaben mehrheitlich grünes Licht für den Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans „Am Horn“. Nach der Information hierzu in der letzten Ausgabe des Amtsblatts sind die Projektziele des Nationalen Projekts des Städtebaus auf dieser Themenseite ausführlich dargestellt.
„Am Horn“ ist Zukunftsstadt
Die rund zwei Hektar große Fläche zwischen Eichhornstraße, Herrmann- Hesse-Weg und Zur Torkel ist Bestandteil des Handlungsprogramms Wohnen. Aufgrund seiner Vorbildwirkung ist es eines der wichtigsten Projekte. Seit dem Jahr 2015 wird das Projekt als „Konstanzer Modellquartier“ im partizipatorischen Prozess mit ExpertInnen, Baugruppen und Initiativen sowie unter Federführung der HTWG Konstanz wissenschaftlich von 19 Fachbereichen der Universität und der Hochschule Konstanz vorangetrieben. „Wir brauchen nachhaltige, vernetzte und lebendige Quartiere, nicht nur Wohnraum. Wir haben das Modellprojekt für die Zukunftsstadt in einem breiten co-kreativen Beteiligungsprozess mit BürgerInnen und der Wissenschaft gemeinsam entwickelt. Das ist ein bundesweit viel beachteter Prozess“, erläutert Marion Klose, Leiterin des Amtes für Stadtplanung und Umwelt. Das nachhaltige Neubau-Quartier soll als Vorbild dienen für weitere Quartiersentwicklungen, insbesondere dem Hafner als größtes Entwicklungsgebiet. Das für den Standort passende Konzept ist so gut ausgearbeitet, dass – sobald der Bebauungsplan aufgestellt ist – „wir es sofort bebauen können“, so Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. Im Hinblick auf den Beteiligungsprozess, an dem unter anderem auch Baugruppen teilnahmen, stellt er fest: „Die Bauherrschaft steht schon da.“
Gemeinschaftliches Bauen
„Am Horn“ soll langfristig bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden und insbesondere dem gemeinschaftlichen Bauen zur Verfügung stehen. Der geförderte Mietwohnungsbau wird als weiterer Schwerpunkt ebenfalls integriert. Vorgesehen sind an dieser Stelle insgesamt fünf Baukörper. Rund 140 Wohnungen sollen für geschätzte 300 BürgerInnen entstehen. Der Konstanzer Gemeinderat wird zu einem späteren Zeitpunkt über die Vergaberichtlinien, basierend auf der im Januar beschlossenen Konzeptvergabe für Baugemeinschaften, entscheiden.
Qualität statt Quadratmeter
Um die Wohnfläche pro Kopf zu reduzieren, wurde ein sehr umfassendes Sharing-Konzept entwickelt und ausgearbeitet, das über das einfache Teilen von Räumen deutlich hinausgeht. Es soll gemeinschaftliche Flächen wie z.B. Co-Working-Space, Mobilitätsangebote oder eine Werkstatt zur gemeinschaftlichen Nutzung geben, unterstützt durch eine Quartiers-App. Der CO2-Fußabdruck der Gebäude wird auf ein Mindestmaß reduziert, sodass rund ein Hektar Freifläche erhalten bleibt, darunter auch das bestehende Biotop. Das Quartier soll überdies autofrei werden. Ein Novum: „Der Pkw-Stellplatzschlüssel liegt bei 0,25. Das ist eine Ansage“, stellt Marion Klose fest. Stattdessen wird es Stellplätze für Car- und Bike- Sharing geben und die Fahrradabstellplätze werden auf 420 erhöht.
Plus-Energie- und Ökologisches Quartier
„Am Horn“ ist als Plus-Energie- Quartier geplant. Die Gebäude sollen in Holzbauweise erstellt werden. Für das Energiekonzept soll die Nutzung von Erdwärme und kalte Nahwärme mit Abwärme aus der Bodensee-Therme vertieft untersucht werden. Die Stromerzeugung soll mittels Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern erfolgen. Mit dem Modellquartier soll zugleich eine Optimierung der Biodiversität erzielt werden. Aktuell wird die Fläche zum Anbau von Monokulturen genutzt. Mit der Bebauung soll eine abwechslungsreichere Flora einen nutzbringenderen Lebensraum für Tiere bieten. Gebäudefassaden werden begrünt und Teilflächen auf den Dächern stehen für Urban Gardening zur Verfügung. Die Freiflächen rund um die Neubauten werden mit Bäumen, Sträuchern und Wiesen gestaltet. Darüber hinaus ist im Quartier Regenwassernutzung vorgesehen. Zeitplan Nachdem die Zustimmung des Gemeinderats der Stadt Konstanz erfolgt ist, wird das Bauleitplanverfahren eingeleitet. Rechtskraft des neuen Bebauungsplanes ist im Jahr 2022 geplant. Anfang nächsten Jahres könnte bereits die Ausschreibung für Baugemeinschaften erfolgen. Detaillierte Informationen zum Modellquartier „Am Horn“ unter: www.konstanz.de/zukunftsstadt.
LexiKON sichert Wissenstransfer
Das Modellquartier „Am Horn“ hat nicht nur Vorbildcharakter in Sachen künftiger Städtebau in Konstanz. Auch bundesweit findet das nachhaltige, zukunftsweisende Pilotprojekt Beachtung, denn es könnte auch überregional als Beispiel für nachhaltiges Bauen unter Einbezug aller klimaschutzrelevanten Lösungen dienen. Dazu wird auch das digitale LexiKON beitragen. Durch die HTWG Konstanz wurden alle Erkenntnisse und Lösungsvarianten aus dem Modellquartier „Am Horn“ sowie Ergebnisse aus ExpertInnen-Interviews mitsamt Best-Practice-Beispielen in die Datenbank des LexiKONs eingepflegt. Weltweit wird am Thema nachhaltiges Bauen intensiv geforscht. Ein umfassendes Kompendium, das die Dimensionen der Nachhaltigkeit in ein digitales Nachschlagewerk für den Quartiersplanungsprozess integriert und für die Verwaltung, Bauwillige jedweder Art und auch die Wissenschaft mit Best-Practice-Beispielen aufbereitet, gibt es jedoch noch nicht. Diese Lücke soll das LexiKON als künftiges digitales Planungstool schließen und den Wissenstransfer sicherstellen.
Weitere Informationen unter www.konstanz.de/zukunftsstadt/lexikon