Die Verkehrswende beginnt im Kopf

Das sind wir: Die Stadtverwaltung Konstanz stellt sich vor

Mit innovativen Konzepten will die Mobilitätsmanagerin Judith Maier noch mehr Menschen dazu bewegen, auf umweltfreundlicheVerkehrsmittel wie Rad und Bus umzusteigen.

Judith Maier ist seit Februar 2020 die neue Mobilitätsmanagerin. Sie will die KonstanzerInnen für Mobilität jenseits des Autos begeistern.

In der Mobilität der Zukunft spielt das Auto nicht mehr die Hauptrolle. Um die Städte von Lärm, Verkehr und Umweltverschmutzung zu entlasten, fördern Kommunen intensiv den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), den Fahrrad- und Fußverkehr. In Konstanz bildet seit 2013
der Masterplan Mobilität 2020+ die Grundlage aller Maßnahmen zur Verkehrsentwicklung in Konstanz. Er sieht unter anderem ein Mobilitätsmanagement vor, das die Menschen zu einem neuen Mobilitätsverhalten motivieren und Akteure miteinander verknüpfen soll. Es soll Prozesse anstoßen, zwischen den verschiedenen Fachbereichen vermitteln und eine zentrale Gesamtkoordination bieten. kommunales Planen und Handeln werden damit auf eine zukunftsfähige Mobilitätsentwicklung ausgerichtet.

Seit Februar 2020 ist Judith Maier im Amt für Stadtplanung und Umwelt, Bereich Strategische Verkehrsplanung, als Mobilitätsmanagerin verantwortlich „für die Verkehrswende in den Köpfen“ der KonstanzerInnen und Besucher der Stadt. Dabei führte Maiers Weg nach dem Abitur erst einmal in die Gegenrichtung – in die Automobilbranche. Die gebürtige Konstanzerin studierte in Stuttgart im Bachelor Automobilwirtschaft, den Master legte sie in Unternehmensführung ab. Nach ihrem Abschluss war Maier einige Jahre in der Textilbranche im Bereich zielgruppenorientiertes Marketing tätig. Danach arbeitete die heute 35-Jährige im internationalen Marketing eines Car-Sharing-Unternehmens eines großen Autoherstellers. „Ich habe mich während dieser Zeit viel mit Mobilität in Städten wie Amsterdam und London auseinandergesetzt. Es ging zum Beispiel darum, die Ursachen von Verkehrsproblemen festzustellen und die Rolle der Autobauer bei einer Lösung zu definieren.“ Trotz der spannenden Arbeit – die Sehnsucht nach Konstanz blieb. In der Bewerbung als kommunale Mobilitätsmanagerin sah Maier die große Chance, das Thema Mobilität mit ihrem Know-how aus Marketing und Öffentlichkeitsarbeit beruflich zu verbinden – und dies in ihrer Heimatstadt.

Seit Februar hat sich die Konstanzerin in die örtlichen Gegebenheiten und Sachverhalte eingearbeitet und bereits erste Maßnahmen formuliert, die sie umsetzen will. Ein Projekt ist zum Beispiel das „Stadtradeln“, das in diesem Jahr vom 20. September bis 10. Oktober stattfindet und Menschen animieren soll, für ein gutes Klima und die eigene Gesundheit in die Pedale zu treten. Alle, die in der Stadt Konstanz wohnen, arbeiten, einem Verein angehören oder eine (Hoch-)Schule besuchen, können mitmachen und gegen andere Kommunen um die Wette radeln. „Damit möglichst viele Menschen teilnehmen, arbeite ich gerade die Werbemaßnahmen aus“, erklärt Judith Maier. Da sie in ihrer Arbeit unterschiedliche Zielgruppen erreichen will – Berufspendler, Schüler, Senioren, Studierende u.v.m. – unterscheiden sich auch die Aktionen und Projekte der Mobilitätsmanagerin. Sie reichen von Informationsveranstaltungen über Aktionstage und Beratungen für BürgerInnen, der Vernetzung von CarSharing-Angeboten bis hin zu neuen Park&Ride-Konzepten. Vielfältige Anreize und Angebote sollen die Menschen dazu bewegen, das Auto stehen zu lassen.

Ein Arbeitsschwerpunkt ist für Judith Maier die Förderung des betrieblichen und schulischen Mobilitätsmanagements. Dabei gilt es zum Beispiel herauszufinden, warum Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. „Denken die Eltern, es gibt keine andere Möglichkeit? Geht es um Sicherheit? Wenn wir wissen, warum, können wir Anreize setzen, das Verhalten freiwillig zu ändern“, sagt Judith Maier. In Betrieben kann die Mobilitätsmanagerin beratend tätig sein, um fehlende Infrastrukturen einzurichten oder die Möglichkeit des Jobtickets vorzustellen.

Um die Gründe für ein bestimmtes Nutzerverhalten zu verstehen, würde Judith Maier gerne eine Bürgerumfrage lancieren. Aufgrund dieser Analyse könnten Handlungsfelder und individuelle Lösungsmöglichkeiten für die einzelnen Zielgruppen zielgenauer definiert und so ein geeigneter Rahmen geschaffen werden, um die Mobilität in Konstanz effizienter, umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten. Ein weiterer Schwerpunkt ist für Judith Maier die langfristige Vernetzung der Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen, von Verbänden und Interessensvertretungen sowie Einrichtungen und Institutionen, die Verkehr erzeugen. In enger Zusammenarbeit mit diesen Akteuren sowie den KollegInnen aus der Strategischen Verkehrsplanung und anderer Ämter, will sie Ideen sammeln, Mobilitätsmanagementvorhaben formulieren und auf den Weg bringen.

Was Judith Maier beeindruckt, ist, dass die Stadt und die BürgerInnen schon große Anstrengungen im Bereich Mobilität gemacht haben. Konstanz gehört zum Beispiel zu den Städten mit dem höchsten Radverkehrsanteil in Deutschland. „Man ist hier schon sehr weit in der Änderung des Mobilitätsverhaltens, gerade auch was den Vergleich mit Kopenhagen, Oslo oder Amsterdam angeht. Die Forderungen, die gestellt werden, bewegen sich auf einem sehr guten, anspruchsvollen Niveau. Aber es gibt immer noch Luft nach oben und dafür ist das Mobilitätsmanagement gefragt.“ Judith Maier selbst ist sehr modern, nämlich multimodal unterwegs mit Rad, Bus, zu Fuß und auch ab und zu mit dem Auto, wie sie gerne einräumt.

(Erstellt am 18. August 2020 16:45 Uhr / geändert am 18. August 2020 16:51 Uhr)