Häberlin-Bilderfries im Rathaus

Siegert Stiftung und Rosgartenmuseum restaurieren Gemälde

Die mit Mitteln der Konstanzer Siegert Stiftung finanzierte Restaurierung des Gemäldefrieses im Rathaus ist abgeschlossen. Darüber freuen sich (v.l.) OB Uli Burchardt, Stiftungsrätin Christine Hügel, Restauratorin Annika Maier und Museumschef Tobias Engelsing.

Der Häberlin-Bilderfries im Rathaus, Bestandteil des Kunstschatzes der Stadt, erstrahlt in neuem Glanz: Im Auftrag des Rosgartenmuseums und finanziert durch die Werner Konrad Siegert Stiftung wurden die stark ramponierten Gemälde von Diplom-Restauratorin Annika Maier fachgerecht und umfassend restauriert. Die Stiftung wendete hierfür 24.000 € auf. OB Uli Burchardt dankte in einer Feierstunde dem Museum für die Initiative und der Stiftung für die beträchtliche Unterstützung für den Erhalt des bedeutenden Kunstschatzes.

Kurz vor der Jahrhundertwende 1900 konnten die KonstanzerInnen im Rathaus einige große Momente der Stadtgeschichte besichtigen: Der in Stuttgart beheimatete, reichsweit bekannte Historienmaler Carl von Häberlin hatte im Auftrag der Stadt zehn große Ölgemälde geschaffen und in der sogenannten „Vorhalle“ des Rathauses ins Holztäfer eingelassen. Die dramatisch gehaltenen Werke stellen zehn Episoden aus der Geschichte des Rathauses dar: Da wägen die Textil- und Salzhändler der alten Zunft „Zur Salzscheibe“ ihre Waren und muskulöse Schützen legen auf dem Turnierplatz die Armbrust an. Auch weniger glanzvolle Momente, wie etwa den von den damals österreichischen Konstanzern keineswegs begrüßten Übergang der Stadt an Baden, hat Häberlin dargestellt.

Seit 1895 arbeitete der Künstler an diesem Bilderfries. Zuvor schon hatte er im Inselhotel im Auftrag der Familie Zeppelin den gewaltigen Freskenzyklus zur Inselgeschichte geschaffen. Weitere Aufträge erfüllte er an Schloss Castell, in Stein am Rhein und am Konstanzer Obermarkt.

Der 1832 geborene Häberlin hatte in Düsseldorf und in München bei Karl von Piloty studiert, war später Professor geworden und schuf vielerorts bedeutende Monumentalgemälde. Die Historienmalerei verstand sich als Kunst mit pädagogischem und staatspolitischem Auftrag: Durch die Darstellung bedeutender historischer Momente, großer Männer (und weniger Frauen) der Geschichte, in Schlachtenbildern und heroischen Einzeltaten sollte das betrachtende Publikum über die Größe der Nation belehrt werden. Häberlins Arbeiten am Bodensee stehen in dieser Tradition. Doch weil er als Geschichtsmaler auch ein großartiger Meister der Figurenzeichnung, der lebendigen Bilddynamik und einer fast impressionistischen Farbsetzung war, sind seine Werke noch immer große Kunst. Deshalb war es richtig, den Rathaus-Bilderfries als Teil der städtischen Kunstsammlungen vor dem weiteren Verfall zu retten.

(Erstellt am 30. November 2022 12:44 Uhr / geändert am 30. November 2022 12:47 Uhr)