Kunstvereins Konstanz: Peter Mathis „bewohnt, bewundert, benutzt“

Ausstellung von 22.07. bis 17.09.2023 - Vernissage am Freitag, 21.07., um 19 Uhr 

Schwarz-Weiß-Fotografie eines Sessellifts mit Wolken im Hintergrund
Peter mathis "pian dei Fiacconi", Italien (2011)

Die Ausstellung im Kunstverein Konstanz widmet sich der Landschaftsfotografie des Künstlers Peter Mathis; rund 30 Aufnahmen geben einen Einblick in sein Schaffen der letzten Dekade. Alle Aufnahmen sind schwarzweiß.  
 
Peter Mathis‘ Fotografien entstehen lange bevor er auf den Auslöser seiner Kamera drückt. Die Vorbereitung beginnt mit dem Studium der Wetterkarte. Die Witterung muss zum anvisierten Bild passen und bestimmt den Zeitpunkt des Aufstiegs. Wer jungfräuliche Schneefelder ohne Spuren von Bergsteigern einfangen und der Steinwüste unbekannte Facetten entlocken will, muss in tiefer Nacht aufbrechen. Auch im Sommer liegen die Temperaturen in großer Höhe weit unter dem Gefrierpunkt. Bis sich das richtige Licht endlich zeigt, ist man häufig durchgefroren, und nicht selten hat Mathis das ersehnte Motiv mit zitternden Händen in der Kamera fixiert. Schlechtes Wetter ist gutes Wetter zum Fotografieren, ist Mathis‘ Credo, doch trotz allem Enthusiasmus hat der erfahrene Bergsteiger neben seinen Motiven stets auch die Zeit für den rechtzeitigen Abstieg ins Tal im Blick.
 
Das Bildspektrum von Peter Mathis reicht von naturgetreuen, feintönig abgestuften Aufnahmen bis zu grafisch strengen, kontrastreichen Kompositionen. Er fotografiert ausschließlich in Schwarzweiß und kreiert seine Bilder vor Ort direkt in der Kamera. Ausschnitt, Perspektive und Licht sind die Werkzeuge mit denen er dem Ursprünglichen in der Landschaft nachspürt. Seine subtile Lichtsetzung verleiht alpinen Höhenzügen eine reliefartige Tiefe. Von einem nebelumhüllten Bergmassiv ragt lediglich die Spitze wie ein Fingerzeig gen Himmel. Von letzten Sonnenstrahlen zauberhaft erhellte Panoramen verbreiten eine Monumentalität, die Schauder hervorruft. Bergwälder verwandelt er in Bühnenräume hinter einem flirrenden Vorhang aus fallendem Schnee.
 
Seit sich Mathis vor etwa 15 Jahren von der Bergsportfotografie abgewendet und verstärkt der Landschafts­fotografie gewidmet hat, sind Menschen, abgesehen von Hochgebirgssportlern, fast gänzlich aus seinen Bildern verschwunden. Dennoch ziehen ihn zivilisatorische Spuren weiterhin an, besonders die ski-touristischen Infrastrukturen reizen seinen Blick. Seilbahnen, Skipisten, Schnee­zäu­ne und Lawinenverbauungen, Häuser und Hütten, dazu die Spu­ren der Skifahrer und ihre Schatten verdichtet er zu beeindruckenden, grafi­schen und geometrischen Mustern in der winterlichen Szenerie. Re­flexhaft sucht der Betrachter nach der kritischen Aus­sage oder Anklage gegen das naturzerstörende Wirken der Menschen. Doch das ist nicht Mathis‘ vorrangiges An­liegen, wiewohl seine äs­thetische Sehschule für den Schutz und Erhalt der Natur sensibilisiert.
 
Die Ausstellung im Kunstverein Konstanz legt den Schwerpunkt auf Mathis Bergfotografie. Ein kleinerer Teil gibt Einblick in Mathis‘ jüngstes Projekt, welches sich mit dem Meer und den gebirgigen Küsten entlegener Gebiete beschäftigt. Auch dieses Sujet erfordert eine ambitionierte Arbeitsweise. Licht und Schatten treiben hier ein sonderbares Spiel und ein Sturm vermag in kurzer Zeit eine idyllische Wasserfläche in ein aufgewühltes Element zu verwandeln. 
 
Peter Mathis wurde 1961 in Hohenems/Österreich geboren. Seine Passion für Bergsteigen und Klettern führte ihn zur Fotografie, die anfangs aus Sport- und Portraitfotografie bestand. Schnell gewann er Ansehen, internationale Aufträge führten ihn in verschiedenste Länder, seine Bilder wurden in renommierten Zeitschriften veröffentlicht. 2007 wurde er mit dem Titel Hasselblad Master und 2008 mit Master of European Photography geehrt. Seither widmet er sich der künstlerischen Landschaftsfotografie.
 
 
Öffentliche Führungen
SO 30.O7., 11.30 Uhr,
DO 10.08., 16.30 Uhr
DO 31.08., 16.30 Uhr
SO 10.09., 11.30 Uhr
weitere auf Anfrage
 
Öffnungszeiten
DI - FR 10 - 18 Uhr
SA / SO / FEIERTAGE 10 - 17 Uhr

(Erstellt am 05. Juli 2023 14:09 Uhr / geändert am 05. Juli 2023 14:14 Uhr)