Fair und alltagstauglich? Nachhaltige Arbeitskleidung im Tragetest

Ausschreibung von EBK und TBK mit Nachhaltigkeitskriterien nimmt nächsten Meilenstein

EBK Mitarbeiter in Warnschutzkleidung
Wird jetzt nachhaltig: Die Arbeitskleidung der EBK

Entsorgungsbetriebe (EBK) und Technische Betriebe (TBK) der Stadt Konstanz stehen vor der Neuvergabe ihrer Arbeitsmietkleidung mit Waschservice. Bei dieser Ausschreibung handelt es sich um rund 1.000 Kleidungsstücke für etwa 180 Mitarbeitende. Dazu zählt die orangefarbene Warnschutzkleidung der Müllwerker, Stadtreinigungskräfte und Kanalwärter ebenso wie die verschiedenen Arbeitskleidungen mit ihren spezifischen Schutzanforderungen in Kfz- und Elektro-Werkstatt, in der Schlosserei, der Gärtnerei, im Labor und den anderen, vielfältigen Arbeitsbereichen von EBK und TBK. 

Da die Textilbranche von zahlreichen ökologischen und sozialen Missständen geprägt ist, haben EBK und TBK bei dieser Ausschreibung gemeinsam mit den Expertinnen des Bonner Vereins Femnet e.V. erstmals Nachhaltigkeitskriterien definiert. Die Arbeitskleidung von EBK und TBK wird damit nachhaltig und fair! Die entsprechenden Nachhaltigkeitskriterien rechtssicher und nachvollziehbar zu formulieren, war nur dank der Kooperation mit Femnet möglich. EBK, TBK und Femnet beschreiten mit dieser Ausschreibung bundesweit neue Wege der nachhaltigen Beschaffung, da erstmals Nachhaltigkeitskriterien für Arbeitsmietkleidung mit Waschservice festgelegt wurden. 

Folgende soziale und ökologische Nachhaltigkeitskriterien wurden definiert: Verpflichtend sind der Verzicht auf Kinder- und Zwangsarbeit sowie auf Diskriminierung. Umso mehr die herstellenden Unternehmen ihre Sorgfaltspflichten bei der Produktion der Textilien einhalten, desto mehr Punkte erreichen sie bei der Wertung ihrer Angebote. Dazu zählt beispielsweise die Zahlung eines angemessenen Lohnes für die meist weiblichen Näherinnen. Im Zuge der Produktion sind bei den Fasern Umweltschutzkriterien wichtig. Bei der Waschdienstleistung der Textilien wird auf den ökologischen Aspekt wert gelegt: Der möglichst geringe CO2-Ausstoß beim Transport wird in der Wertung ebenso belohnt wie der möglichst vollständige Einsatz von Energien aus erneuerbaren Quellen in der Wäscherei. 
Um die Erfüllung der Nachhaltigkeitskriterien nachzuweisen, wurden bereits in der Ausschreibung die konkreten Siegel oder vergleichbare Nachweise genannt, die zur Erfüllung der Kriterien anerkannt werden. Denn in der Textilbranche sind zahlreiche Siegel im Umlauf, die auf eine angebliche Nachhaltigkeit hinweisen. Doch nur wenige davon erfüllen tatsächlich die grundsätzlichen Standards, die von fairen Textilien erwartet werden: Achtung der grundlegenden Arbeitsrechte und eine unternehmerische Sorgfaltspflicht. 

Da die zukünftige Arbeitskleidung natürlich nicht nur Nachhaltigkeitskriterien, sondern auch die Anforderungen im Arbeitsalltag erfüllen muss, wurden die Kollektionen der Anbieter, die ihre Angebote sachlich und fachlich korrekt eingereicht haben, im August zum Tragetest angefordert. Erfahrene Mitarbeitende von EBK und TBK haben sich bereit erklärt, die Arbeitskleidung auf Herz und Nieren zu testen, also im Alltag zu tragen, anhand einer Punkteskala zu bewerten und Auffälligkeiten zu notieren. Natürlich gibt es persönliche Favoriten und einzelne Ausreißer, doch der Grundtenor lautet: Die Kleidungsstücke haben den Praxistest bestanden. Sie sind nicht nur nachhaltig, sondern auch bestens für den Arbeitsalltag von EBK und TBK geeignet.

Nun sind alle Beteiligten gespannt, welcher Bieter den Zuschlag erhalten wird. Die vergebenen Punkte des Tragetestes fließen zu einem festgelegten Prozentsatz mit in die übergreifende Wertung ein, die neben der Wirtschaftlichkeit die Nachhaltigkeitskriterien beinhaltet. Der Zuschlag wird voraussichtlich Anfang Oktober vergeben und mit der beauftragten Firma veröffentlicht.

(Erstellt am 07. September 2022 10:50 Uhr / geändert am 10. September 2022 02:00 Uhr)