Ein Verkehrsrechner regelt den Verkehr in Konstanz

Das System steuert den Verkehrsstrom, das Parkleitsystem und die Ampelanlagen

Grafik mit einem Satteliten, Bus, Haltestellenschild und Ampel sowie folgendem Text: "Wirkungen der Lichtsignalanlagen-Steuerung: Früheres Schalten oder längeres Halten der „Bus Phase“. Kürzung der Grünzeiten der „Anderen“ auf Mindestzeit."
Der Verkehrsrechner unterstützt einen flüssigen Busverkehr

Um Autos, Fahrradfahrer, Fußgänger und den ÖNPV möglichst effizient durch Konstanz zu leiten, setzt die Stadt auf digitale Hilfe: Ein Verkehrsrechner lenkt den Verkehrsfluss auf den Straßen, regelt das Parkleitsystem und steuert die Ampeln. Er sorgt dafür, dass sich möglichst keine längeren Staus bilden oder dass Autofahrer wissen, in welchem Parkhaus noch Plätze frei sind. Ein besonders wichtiger Bereich ist die Regelung der Lichtsignalanlagen: Der Rechner überwacht diese und prüft beispielsweise, ob Störungen vorliegen. Diese werden dann automatisch an eine Leitstelle gemeldet, damit sie behoben werden können. Außerdem erfasst er, wie stark der Verkehr an den Hauptverkehrsstraßen ist, und entscheidet je nach Lage, welches Ampelprogramm laufen soll.
 
Regelung des Vorrangs
Welche Ampel beispielsweise wann und wie lange grün anzeigt, wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: Beispielsweise hat der Gemeinderat festgelegt, dass der Öffentliche Nahverkehr, Fußgänger und Radfahrer Vorrang vor Autofahrern haben. Andererseits müssen bei der Regelung der Ampelanlagen bestimmte Vorschriften eingehalten werden: Es gibt beispielsweise eine Mindestgrünzeit für alle Verkehrsteilnehmer. Für Autos liegt sie bei 5 bis 10 Sekunden, bei Bussen und Radfahrern bei 5 Sekunden. Auch Fußgänger erhalten eine Mindestgrünzeit, um die Straße zu überqueren – allerdings gilt hier eine Sonderregel: Wer bei Grün startet, darf weiterlaufen, auch wenn die Ampel auf der anderen Straßenseite bereits auf Rot springt. Denn zur Grünzeit kommt noch die Zeit zur Räumung einer Kreuzung hinzu.
 
Ein weiterer Faktor ist die sogenannte Zwischenzeit. Das ist die Dauer zwischen dem „Grün-Ende“ eines Verkehrsstromes und dem „Grün-Anfang“ eines anderen. Das bedeutet: Springt die Ampel an einer Kreuzung für einen Verkehrsteilnehmer auf Rot, dauert es noch einen kleinen Moment, bis die Ampeln für die nächsten Verkehrsteilnehmer auf grün schalten. Insgesamt 60 der 84 Ampeln in Konstanz gehören der Stadt, die restlichen zum Bund oder Landkreis Konstanz.
 
Möglich wird die akkurate Steuerung des Gesamtsystems der Lichtsignalanlagen durch das Programm TASS. Die Abkürzung steht für „Traffic Actuated Signal Program Selection“, zu Deutsch etwa „verkehrsabhängige Signalprogrammauswahl“. Es behält den Verkehr im Blick, analysiert die Situation, wählt das jeweilige Signalprogramm aus und aktiviert es dann. Insgesamt gibt es vier TASS-Bereiche in Konstanz: Innenstadt, Reichenaustraße, Wollmatinger Straße und Mainaustraße.
 
Damit der Verkehrsrechner einen guten Überblick über die Verkehrssituation bekommt, braucht er laufend aktuelle Informationen über das Geschehen auf den Straßen. Die liefern ihm 94 Detektoren in Form von Induktionsschleifen, die im Stadtgebiet verteilt sind. Sie geben dem Rechner unter anderem Auskunft über die Anzahl der Fahrzeuge und teilweise auch über deren Geschwindigkeit. Genutzt werden können die Informationen nicht nur vom Verkehrsrechner selbst, sondern auch für die Erstellung von Verkehrsgutachten, Prognosen oder zu Analysen.
 
Vorteile der Digitalisierung
Der Öffentliche Nahverkehr profitiert neben der vorrangigen Behandlung noch auf andere Art von der Digitalisierung: Insgesamt 48 Ampeln in Konstanz sind mit einer sogenannten Busbeschleunigung ausgestattet. Wenn ein Bus durch die Stadt fährt, sendet sein Fahrzeugcomputer per Funk Daten an die Lichtsignalanlagen. Fährt der Bus auf die Ampel zu, gibt er in einem vorab definierten Abstand seine Position an sie weiter. Dadurch weiß die Lichtsignalanlage, dass der Bus kommt und kürzt beispielsweise die Grünzeit für andere Verkehrsteilnehmer auf die Mindestzeit, damit der Bus schneller voran kommt. Ein ähnliches Beschleunigungssystem gibt es für die Feuerwehr, damit sie bei einem Notruf schnell zum Einsatzort gelangt.
 
Einen weiteren Vorteil bietet der Verkehrsrechner für Autos: So kann er beispielsweise für eine „Grüne Welle“ sorgen, damit auch die PKW zügig durch die Stadt gelenkt werden und so weniger CO2 emittiert wird. Damit das funktioniert, müssen allerdings ein paar Voraussetzungen erfüllt werden. Zum einen darf die Strecke zwischen zwei Ampeln höchstens 800 Meter betragen und es muss mindestens einen durchgehenden Fahrstreifen geben. Zudem dürfen sich zu diesem Moment keine haltenden oder langsamen Fahrzeuge auf der Straße aufhalten, etwa stehende Busse oder Anlieferfahrzeuge. Außerdem es darf keine Kreisverkehre und keine Fußgängerüberwege geben. Auch bei zu hohem Verkehrsaufkommen kann es sein, dass die Grüne Welle erschwert wird.
 
Orientierung durch das Parkleitsystem
Ein weiterer Bereich, den der Verkehrsrechner steuert, ist das Parkleitsystem. An 33 Standorten stehen dynamische LED-Anzeigen, die angeben, wie viele Plätze in den Parkhäusern noch frei sind. Zudem weisen sie den Autofahrern die Richtung, in der sie das jeweilige Parkhaus finden. Des Weiteren gibt es zwei Anzeigetafeln mit LED-Technik, die individuell beschreibbar sind und auf der auch freie Grafiken abgebildet werden können. Sie informieren die Verkehrsteilnehmer ebenfalls über freie Parkplätze und können die Richtung etwa zu Park & Ride Plätzen oder dem ÖNPV weisen. Zudem können die Informationstafeln auch Hinweise zu Straßensperrungen oder Verkehrsbeeinträchtigungen etwa durch Veranstaltungen geben. Die beiden Anzeigetafeln stehen an der B33 aus Richtung Singen sowie an der B33/ Fähre Allmannsdorf.
 
Auch im Jahr 2022 stehen wieder verschiedene Projekte im Bereich der Verkehrssteuerung an. So soll beispielsweise veraltete Signalanlagentechnik ausgetauscht und modernisiert werden. Dafür stehen für die kommenden Jahre jährlich rund 100 000 Euro zur Verfügung. Auch die Fußgänger-Grünzeiten sollen geprüft und gegebenenfalls angepasst werden, ebenso wie eine mögliche Verbesserung für den Radverkehr und eine Optimierung der ÖNPV-Beschleunigung. Durch den Umbau des Bahnhofsplatzes müssen außerdem das Parkleitsystem an die neue Situation angepasst und in diesem Zuge auch drei Lichtsignalanlagen ersetzt werden.



 
Zahlen, Daten, Fakten:
 
84 Lichtsignalanlagen im Stadtgebiet davon
60 Stadt
19 Bund
5 Land
 
60 Anlagen sind an den Verkehrsrechner
angeschlossen
41 Fußgänger Signalanlagen
35 Anlagen mit Einrichtungen für Sehbehinderte
48 Lichtsignalanlagen mit Busbeschleunigung
42 Lichtsignalanlagen mit Beschleunigung für Feuerwehr
 
Alle Signalanlagen sind verkehrsabhängig Geschaltet – Priorisierungsreihenfolge der Steuerung:
ÖPNV Fußgänger und Radfahrer Kfz Verkehr

(Erstellt am 05. April 2022 10:20 Uhr / geändert am 07. April 2022 02:00 Uhr)