Ein Ehrenamt, das Leben verändert
Ehrenamtliche Vormundinnen und Vormünder gewürdigt
Die Stadt Konstanz hat am 20. Oktober im Häberlinsaal des Rathauses engagierte BürgerInnen empfangen, die sich für das Ehrenamt der Einzelvormundschaft interessieren oder bereits eine Vormundschaft übernommen haben. Der Abend stand im Zeichen des Dankes, des Austauschs und der Wertschatzung.
Mit der Reform des Vormundschaftsrechts zum 01.01.2023 wurde die ehrenamtliche Einzelvormundschaft in den Mittelpunkt gestellt. Anders als bei einer Amtsvormundschaft, bei der Fachkräfte des Jugendamts mehrere Vormundschaften gleichzeitig führen, betreuen ehrenamtliche Vormundinnen und Vormünder jeweils ein Kind oder einen Jugendlichen persönlich. „Das Näheverhältnis, das ein Kind zu einer Privatperson hat, ist ein anderes als zu jemandem, der diese Aufgabe beruflich ausübt“, erklärte eine Referentin des Amtsgerichts Konstanz: „Während Amtsvormünder oft bis zu 50 Vormundschaften führen, entsteht im Ehrenamt eine 1:1-Begleitung – mit mehr Zeit, Erreichbarkeit und oft einem sehr persönlichen Kontakt.“
Ein Ehrenamt mit Herz und Verantwortung
Seit Einrichtung der Koordinationsstelle Vormundschaften und Pflegschaften bei der Stadt Konstanz im Januar 2024 wurden bereits 13 Ehrenamtliche für Einzelvormundschaften bestellt. Weitere fünf befinden sich aktuell in einer Kennenlernphase mit ihrem möglichen Mündel. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – oft neben Beruf, Familie und weiteren Verpflichtungen“, betonte Judith Dehne, die die Koordinationsstelle leitet. „Dieses Engagement schenkt jungen Menschen Stabilität, Vertrauen und Begleitung in einer sensiblen Lebensphase.“
„Wir gehören zusammen – wie eine Familie“
Wie bereichernd eine solche Vormundschaft sein kann, zeigte das Beispiel einer Konstanzer Familie, die die Vormundschaft für einen unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten übernommen hat. „Wir haben zwei eigene Teenager, und es war schön zu sehen, dass Kinder überall gleich sind – egal, ob aus Konstanz oder aus Afghanistan“, erzählte die ehrenamtliche Vormundin beim Empfang. „Bei uns darf er einfach Kind sein, lachen, streiten, lernen – wie alle anderen auch.“
Der Jugendliche berichtete schüchtern, aber stolz: „Ich gehe jetzt in die Schule, mache bald ein Praktikum und will danach eine Ausbildung in Lagerlogistik oder Elektronik anfangen. Wir haben viel Spaß zusammen – mein Deutsch wird immer besser.“
Solche Geschichten zeigen, dass die gesetzliche Verantwortung oft in echte Freundschaften und familiäre Bindungen übergeht, häufig über die Volljährigkeit hinaus.
Koordination, Schulung und Unterstützung
Die Stadt Konstanz unterstützt interessierte BürgerInnen auf ihrem Weg ins Ehrenamt mit einer Schulungsreihe, die in mehreren Modulen rechtliche, pädagogische und praktische Grundlagen vermittelt. Dabei werden auch Fragen zur Zusammenarbeit mit Gerichten und Jugendämtern sowie zur Begleitung von unbegleiteten minderjährigen AusländerInnen behandelt.
Ziel ist, Menschen auf ihre Rolle in der Vormundschaft vorzubereiten und Sicherheit für diese verantwortungsvolle Aufgabe zu geben. Wer sich für das Ehrenamt der Einzelvormundschaft interessiert, kann sich an die Koordinationsstelle Vormundschaften und Pflegschaften der Stadt Konstanz wenden unter konstanz.de
