
Klimamobilitätsplan Konstanz 2035
Aktuell erarbeitet die Stadt Konstanz einen Klimamobilitätsplan 2035, der bei der Erreichung der Klimaziele im Verkehrssektor eine wichtige Rolle spielt. Damit wird der 2013 beschlossene Masterplan Mobilität 2020+ hinsichtlich seiner quantitativen Klimawirksamkeit fortgeschrieben und mit anderen Planwerken zu einer Gesamtstrategie für die Mobilität der Zukunft in Konstanz verzahnt.
Mobilitätsforum am 14. Mai 2025: Informieren und Mitgestalten
Das Mobilitätsforum am 14.05.2025 zum Klimamobilitätsplan (KMP), der Fortschreibung des bestehenden Masterplan Mobilität, war gut besucht. Mit dem KMP besteht die Möglichkeit, für viele wichtige Infrastruktur-Maßnahmen, die bereits vorgesehen sind, Landesförderungen durch einen zusätzlichen Klimabonus von 50 % auf 75 % zu erhöhen. Er schreibt den 2013 beschlossenen Masterplan Mobilität 2020+ fort und soll der Verwaltung künftig den Rahmen geben für die Maßnahmen, die in den nächsten 10 Jahren dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt werden sollen.
Hier können Sie die Präsentation einsehen: Rahmenpräsentation Mobilitätsforum KMP 14.05.2025 (14,4 MB)
Das Mobilitätsforum markierte den Abschluss der Erarbeitungsphase des Klimamobilitätsplans.
Zusammenfassung des Ablaufs
Burkhard Horn, freiberuflicher Berater und ehemaliger Verkehrsplaner in verschiedenen Städten, begrüßte etwa 100 Anwesende und moderierte den Abend.
Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn führte das Publikum in die Möglichkeiten ein, die der KMP der Stadt Konstanz bieten würde – wenn er beschlossen wird.
Stephan Fischer, Abteilungsleiter Mobilität im Amt für Stadtentwicklung, informierte über neueste Zahlen zum Verkehrsverhalten der Konstanzer Bevölkerung (siehe Präsentation) (siehe Präsentation (14,4 MB)) aus der repräsentativen Studie „Mobilität in Konstanz“. Hieraus ist erkennbar, dass in der Stadt pro Haushalt die Zahl der Pkw gegenüber 2018 gesunken und die Zahl der Fahrräder sowie die Verfügbarkeit einer ÖV-Zeitkarte gestiegen ist. Die Bemühungen aus Politik und Verwaltung zahlen sich aus. Der Rückgang der Wege mit dem Auto zeigt, dass die Stadt auf dem richtigen Weg ist, aber es macht sich bemerkbar, dass Rad- und Fußverkehr in der Infrastruktur an die Grenzen der Leistungsfähigkeit kommen. Um das Niveau halten zu können, müsse die Infrastruktur erhalten und angepasst werden. Wichtig sei auch, den Ausbau von Sharingsystemen und des Stadtbusverkehrs voranzutreiben, um das Potenzial zu nutzen, dass private Autos abgeschafft werden oder junge Menschen sich gar nicht erst ein Auto anschaffen.
Sascha Klein von der INOVAPLAN GmbH sowie Mario Zech von der StetePlanung GmbH erläuterten die Inhalte des KMP. Danach hatte das Publikum etwa 45 Minuten die Möglichkeit, sich an verschiedenen Themenwänden über die Maßnahmen zu informieren und mit Klebepunkten auch einzelne Bewertungen vorzunehmen.
Im Anschluss daran gab es eine anregende Diskussion gemeinsam mit Gisela Stete, deren Stadtplanungsbüro 2010-2013 den Masterplan Mobilität für Konstanz erarbeitet hatte und deren Büro aktuell den KMP als Teil einer Bürogemeinschaft verfasst hat, Sascha Klein, Jürgen Baur, von EDEKA Baur als Vertreter des Einzelhandels und Vorsitzender des Fördervereins Marketing und Tourismus in Konstanz, Philipp Baumgartner, Leiter des Amts für Klimaschutz, und Marion Klose, Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt, um Mobilität in Konstanz aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.
Zum Abschluss hatten die Anwesenden bei Getränken und einem kleinen Imbiss die Möglichkeit zu weiteren Gesprächen.
Schluss-Statements
Gisela Stete hält als nächstes eine gute Kommunikation für wichtig. Man müsse jetzt das Positive am KMP herausheben, nämlich das, was man gewinnt, wenn die Stadt klimafreundlicher wird. Insgesamt sehe der KMP über 30 Maßnahmen zur Stärkung der Angebote vor („Pull-Maßnahmen“) und lediglich zwei sogenannte „Push-Maßnahmen“ im Bereich Parken vor – man solle nicht immer nur die Maßnahmen betonen, die Widerstand hervorrufen.
Sascha Klein von INOVAPLAN GmbH stellt fest, dass möglichst viele Menschen ihr Mobilitätsverhalten ändern und aktiv dafür Werbung machen sollten, dass dies funktioniert. Dann könne die Stadt noch lebenswerter werden.
Jürgen Baur stimmt dem KMP durchaus zu, weist aber darauf hin, die Umsetzung Schritt für Schritt, konkret durchdacht in der richtigen Reihenfolge anzugehen, weil eine attraktive Stadt wie Konstanz ausreichend Stellplätze brauche – insbesondere für E-Autos, denn sie müsse auch mit dem Auto erreichbar bleiben.
Philipp Baumgartners Schluss-Statement war der Vorschlag, schon bald in einem Quartier in Konstanz erfahrbar zu machen, was die Vorzüge einer nachhaltigen Verkehrsplanung sind.
Marion Klose, Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt, nennt keine Maßnahme des KMP als besonders wichtig, denn alle Maßnahmen wirken integriert miteinander. Die Stadt müsse auf ihrem guten Weg zur nachhaltigen Stadt jetzt einfach weitermachen. Besonders im Fußverkehr, damit bekomme der KMP Akzeptanz. Wir brauchen Mut, eine gute Reihenfolge und auch einen langen Atem. Der Umweltverbund müsse weiter gestärkt und die Erreichbarkeit sichergestellt werden; dabei sollten Bürger und Bürgerinnen mitgenommen, deren Bedürfnisse und unterschiedliche Sichtweisen gesehen werden.
Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn greift letzteres in seinem Schlusswort auf, denn schon sein Vorvorvorgänger habe viele Radwege bauen lassen – und der Autoverkehr in der Stadt ist dadurch nicht zusammengebrochen. Die Politik solle angstfrei bereit sein, die Maßnahmen des KMP umzusetzen. Der KMP gebe dazu der Stadt noch die Möglichkeit, vom Land mehr Fördergelder zu erhalten, und zeige außerdem weitere Möglichkeiten auf, wie die Maßnahmen finanziert werden könnten, die zum Erreichen der Klimaschutz-Ziele im Verkehr notwendig sind.
Was genau ist ein Klimamobilitätsplan?
Klimamobilitätspläne sind ein neues Förderinstrument des Landes Baden-Württemberg. Als solches wurden sie in der Novellierung des Klimaschutzgesetzes Baden-Württemberg 2020 festgeschrieben. Als neues, datenbasiertes Planwerk sind sie darauf ausgelegt, dass Kommunen Klimaschutz und Mobilität gemeinsam betrachten. Konkret heißt das, dass spezifische Maßnahmen geprüft werden, die dabei helfen, die Treibhausgase im Verkehr möglichst schnell langfristig und umfassend zu mindern. Zielsetzung des Klimamobilitätsplans ist dabei die Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehr des Landes Baden-Württemberg, das heißt eine Einsparung von 55 % bis 2030 und 77,5 % bis 2035 (gegenüber 2010).
Mit Hilfe eines modellbasierten Ansatzes (Verkehrsmodell) werden die entsprechenden Maßnahmen hinsichtlich ihrer Umweltwirkung (CO2-Einsparung) quantifiziert, bewertet und mit einem Umsetzungskonzept hinterlegt. Maßnahmen, die nachweislich einen positiven Effekt für den Klimaschutz im Verkehr haben, können vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg mit bis zu 75 % gefördert werden.
Dabei ist der Klimamobilitätsplan als Gesamtstrategie zu verstehen, die bestehende Pläne, wie beispielsweise die Klimaschutzstrategie, und bereits geplante Maßnahmen im Bereich Mobilität in Konstanz zusammenführt. So kann eine genaue Darstellung der CO2-Ersparnisse im Verkehr erfolgen und festgelegt werden, welche Maßnahmen bis zum Jahr 2035 umgesetzt werden müssen, um die Zielsetzung des Landes sowie der Stadt Konstanz zu erreichen. Die Auswahl erfolgt dabei datenbasiert nach Wirksamkeit. Durch die Zusammenführung, Wirkungsanalyse und konkrete Umsetzungsplanung wird die Komplexität der einzelnen Vorhaben reduziert und so die Effektivität der Maßnahmenbereiche (s. unten) erhöht.
Der Klimamobilitätsplan trägt damit maßgeblich zu einer zukunftsgerichteten Mobilität und lebenswerten Stadt Konstanz bei.
Wie erfolgt die Erarbeitung?
Die Erarbeitung erfolgt in drei Phasen:
- In der ersten Phase erfolgt die Bestandsanalyse und Modellanpassung. Dabei werden vorhandene Verkehrsdaten und Planwerke gesichtet und ausgewertet. Zudem wird das Verkehrsmodell, mit welchem die Wirkung der Maßnahmen überprüft wird, auf die Stadt Konstanz angepasst. In dieser Phase fanden auch die ersten Beteiligungsformate statt. Im Rahmen von Experteninterviews, einer Auftaktveranstaltung sowie eines BürgerInnenrats wurden Konstanzer Akteure ebenso wie die breite Öffentlichkeit über das Vorhaben informiert und konnten Hinweise zur Erarbeitung des Klimamobilitätsplans in den Prozess einbringen. Zudem wurden die Ziele des Masterplans Mobilität geprüft und angepasst, sodass der Klimamobilitätsplan einer klaren Zielsetzung folgt.
- Aufbauend auf dieser Grundlage erfolgt die Maßnahmenentwicklung & -bewertung. Dabei werden bereits beschlossene Maßnahmen (beispielsweise aus dem Masterplan Mobilität oder der Klimaschutzstrategie) gesichtet, ergänzt und durch das Verkehrsmodell auf ihre Wirksamkeit geprüft. Dazu wurden zunächst neun Maßnahmenbereiche identifiziert. Diese konnten im Rahmen einer Online-Beteiligung kommentiert und bewertet werden. Im Zuge der Maßnahmenentwicklung wird ein entsprechendes Umsetzungskonzept erstellt.
- Der Entwurf des Klimamobilitätsplans Konstanz wird schließlich in der Abschluss- und Übergabephase finalisiert. Dazu wird er zunächst durch den Technischen und Umweltausschuss (TUA) sowie den Gemeinderat diskutiert. Vor dem finalen Beschluss werden die Maßnahmen im Rahmen des Mobilitätsforums den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Konstanzer Interessensverbänden vorgestellt und hinsichtlich ihrer Umsetzung diskutiert. Parallel wird ein Monitoring- und Evaluierungskonzept für die Umsetzung des Planes erstellt.
Mit der Erstellung des Planes hat die Stadt Konstanz Ende 2022 ein Team bestehend aus INOVAPLAN GmbH, StetePlanung GmbH und Burkhard Horn (Fachplanung) sowie DialogWerke GmbH (Beteiligung) beauftragt.
Im Rahmen der Maßnahmenbewertung verzögert sich die Erarbeitung aktuell. Geschuldet ist dies u.a. dem Umstand, dass sich Konstanz als eine der Vorreiterstädte auf den Weg gemacht hat, einen Klimamobilitätsplan zu erstellen, und diesen nun an geänderte Förderbedingungen auf Landesebene anpassen muss. Zudem wird weiterhin intensiv am Umsetzungskonzept gearbeitet. Die Finalisierung ist bis spätestens Q4 2025 angestrebt. Über laufende und anstehende Maßnahmen im Bereich nachhaltiger Mobilität können Sie sich hier informieren.
Maßnahmenbereiche des Klimamobilitätsplans
Die Maßnahmenbereiche des Klimamobilitätsplans umfassen somit alle laufenden und geplanten Maßnahmen im Bereich nachhaltige Mobilität in Konstanz:
- Öffentlicher Personenverkehr
- Aktive Mobilität
- Multimodalität
- E-Mobilität / Alternative Antriebe
- Parken
- Straßenraumgestaltung
- Siedlungsentwicklung
- Verkehrsmanagement
- Mobilitätsmanagement
Der Klimamobilitätsplan wird für das Gebiet der Stadt Konstanz erstellt. Das bedeutet, dass sich die nachweisliche Reduktion der Treibhausgasemissionen auf alle Verkehre bezieht, die innerhalb des Stadtgebiets stattfinden, mit Ausnahme der Durchgangsverkehre auf den Abschnitten der Bundesstraße 33.
Die Erstellung des Klimamobilitätsplans Konstanz wird durch das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg gefördert.
Bisherige Öffentlichkeitsbeteiligung
Zu Projektbeginn wurden Interviews mit Akteuren der Konstanzer Stadtgesellschaft geführt. Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wirtschaft, Tourismus, Jugend, Forschung und Mobilität konnten Ihre Erwartungen an den Klimamobilitätsplan so frühzeitig in den Prozess einbringen.
Am 25. April 2023 fand eine öffentlichen Auftaktveranstaltung im Speichersaal des Konzils statt, bei der Bürgerinnen und Bürger sich über den Prozess informieren und in einer offenen Diskussion Fragen an die Planerinnen und Planer sowie Verantwortlichen aus der Verwaltung stellen konnten.
Zwischen dem 25. April bis 21. Mai gab es im Rahmen einer Online-Beteiligung die Möglichkeit, erste Maßnahmenbereiche zu kommentieren und eigene Ideen und Hinweise einzureichen. Ein Überblick über die Ergebnisse steht Ihnen hier (619 KB) zur Verfügung. Parallel wurde zudem ein BürgerInnenrat zum Klimamobilitätsplan durchgeführt - 25 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger diskutierten über die Maßnahmenbereiche und konnten ihre Perspektive sowie Wünsche und Bedenken im Zusammenhang mit dem Klimamobilitätsplan in den Prozess einbringen.