Nachhaltige Wärme-& Energieversorgung "Haus zum Kampf" Niederburg | Konradigasse 12

Gebäudebestand:
Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude (Haus zum Kampf) in der Konradigasse 12 aus dem Jahr 1383 ist in einem sehr gepflegten Zustand. Es bietet auf drei Geschossen zwei Wohneinheiten. Einige (energetische) Sanierungsmaßnahmen wurden in den letzten Jahren bereits durchgeführt. Ein Teil des Daches wurde 1996 saniert und gedämmt, gleichzeitig wurden die Dachfenster erneuert. Im unbeheizten Treppenhaus wurde, wo es der Denkmalsschutz erlaubt, die Decke zum darüberliegenden beheizten Wohnraum gedämmt. Außerdem wurde im Innenhof ein großer Balkon angebaut. Bei den Fenstern von 2006 handelt es sich um zweifach isolierverglaste Fenster mit Wärmeschutzverglasung.
Im Wohnbereich der oberen Wohneinheit (mit 166 m² Wohnfläche) befindet sich ein alter Holzofen. Dieser hat zwar Bestandschutz, dient jedoch seit dem Winter 2020/2021 (mit einer Ausnahme) nur noch Dekorationszwecken. Ansonsten wird das Gebäude über Gasetagenheizungen beheizt und mit Warmwasser versorgt. Die zu ersetzende Gasheizung in der oberen Wohneinheit hat eine Leistung von 20 kW. Die Wärmeverteilung funktioniert über Heizkörper, ein hydraulischer Abgleich wurde nicht vorgenommen.

Sanierungskonzept:
Für die Stromversorgung wird eine PV-Anlage mit terracottafarbenen Modulen der Firma "Futura Sun" entsprechend den Vorgaben des Denkmalschutzes mit einer Leistung von 11,40 kWp auf dem Dach installiert. Die so gewonnene Energie soll mithilfe eines solarelektrischen Hybridsystems größtenteils für den Eigenverbrauch genutzt werden.
Die 28 Jahre alte Gastherme wird durch eine Abluft-Grundlast-Wärmepumpe ersetzt, die mit 30 % Grundleistung die Grundlast übernimmt, damit jedoch 70 % des Raumwärmebedarfs an das wassergeführte Heizsystem abgeben kann. Die restlichen 30 % Raumwärme werden durch eine elektrische Infrarotheizung bedarfsorientiert und raumweise abgedeckt. Die Warmwasserbereitung erfolgt mit Wärme aus dem integrierten Pufferspeicher der Wärmepumpe, der als thermische Batterie mit dem Speicher der Solaranlage kommuniziert und gezielt PV-Überschuss oder sonstigen EE-Überschuss aus dem Netz nutzt.

Begründung der Förderung:
Bei der PV Anlage handelt es sich um ein klassisches BIPV Projekt im Sinne der Leuchtturmförderung. Dazu noch bei einem alten Denkmalgeschützen Haus. Die vorgeschlagene Lösung für die Wärmeversorgung ist interessant, aber nicht ganz unbedenklich. Bislang gibt es nur wenige Projekte dieser Art. Sollte das Konzept funktionieren, wäre es eine Vorlage für andere Projekte in der Konstanzer Altstadt.
Um zu Prüfen wie effizient das Wärmeversorgungssystem im Realbetrieb funtioniert, ist die Förderung an die Auflage geknüpft dass ein Monitoring des Heizsystems über zwei Heizperioden stattfinden soll. So kann beurteilt werden, ob die Art des Heizsystems auf andere Gebäude übertragbar ist. Es sollen dazu der Stromverbrauch der Wärmepumpe für die Grundwärme und die Warmwasser-erzeugung sowie der Stromverbrauch der IR-Heizungen für die Spitzenlast und der Ertrag und solare Deckungsgrad der PV-Anlage gemessen und aufgezeichnet werden.

Update: Die Verbräuche des Systems zur Wärmeversorgung wurde über die Heizperiode 2024/2025 vom Amt für Klimaschutz Konstanz gemessen. Es hat sich gezeigt, dass das System wie geplant funktioniert. Die Grundlastwärmepumpe liefert ca. 80% der Wärme, die Infrarotheizungen die restlichen 20 %. Der spezifische Endenergieverbrauch für Heizung und Warmwasser hat sich von 131 kWh/m² Gas auf 41 kWh/m² Strom reduziert. Der Anteil der Umweltwärme bei der Wärmeversorgung lag über die Heizperiode bei ca. 70 %. Die ausführlichen Monitoringergebnisse finden sie hier: Energetisches Monitoring "Haus zum Kampf" Heizperiode 24/25 (214 KB) 

Update: Das Projekt "Haus zum Kampf" wurde beim Wettbewerb Innovationspreis „Denkmal – Energie – Zukunft“ ausgezeichnet. Wir freuen uns sehr, dass das Projekt aufgrund seines Inovativen Heizsytems im denkmalgeschützten Gebäude auch auf Landesebene gewürdigt wurde! Weitere Informationen zum Innovationspreis finden sie hier.