Bodenradaruntersuchung auf dem Stephansplatz
Ergebnisse bestätigen Hinweise auf historische bauliche Strukturen

Dem Stephansplatz kommt durch seine Geschichte eine besondere Bedeutung zu. Im Mittelalter war der Stephansplatz eine eingefriedete Freifläche des Franziskanerklosters, die sich in den nördlichen Klostergarten und den südlichen Friedhofsbereich aufteilte. Gegenüber dem Quartier der Wessenbergstraße war lediglich eine Zugangsgasse zur Stephanskirche freigelassen. Rund um die Stephanskirche befand sich der sogenannte Leutefriedhof. Die Friedhofsmauern wurden abgetragen, und Anfang des 19. Jahrhunderts entstand hier ein öffentlicher Stadtplatz mit Bäumen für Veranstaltungen und Feste.
Die Bodenradaruntersuchung – ein elektromagnetisches Impulsverfahren – im Juni 2025 hatte zum Ziel, Mauerspuren und -reste des Franziskanerklosters und die Umfassungsmauern von Friedhof und Klostergarten nachzuweisen und zu lokalisieren. Die Beschaffenheit des Bodens reduzierte die Eindringtiefe der Radarwellen auf 1,3 m. In der Auswertung zu berücksichtigen waren die Versorgungsleitungen; die Zuordnung erfolgte mithilfe aktueller und historischer Leitungspläne.
Denkbare Fundamentmauern deuteten sich in der Tiefe von 70-90 cm an. So konnten mögliche Mauern südlich des Bürgersaals als Teile eines Gebäudes aus der Zeit um 1300 gedeutet werden. Die Untersuchung von weiten Teilen im Umfeld war hier durch Leitungen und Kanäle allerdings gestört.
Ebenfalls angedeutet haben sich die lineare Struktur der Mauer zwischen dem Mönchsfriedhof und dem Klostergarten mit einer Länge von ca. 21 m sowie die mögliche Mauer zwischen Klostergarten und dem Leutefriedhof der Stephanskirche, hier konnten 15 m gemessen werden.
Stadtgeschichte trifft Klimawandelanpassung
Das Ergebnis der Bodenradarmessung wird zum Bestandteil der denkmalrechtlichen Genehmigungsplanung für die Neugestaltung des Stephansplatzes. Die archäologisch besonders sensiblen Bereiche, der ehemalige Leutefriedhof um die Stephanskirche und der Mönchsfriedhof innerhalb des Klosterareals, sind im Entwurf berücksichtigt. Die Neugestaltung des Platzes nimmt das Potenzial des Ortes und die besondere Bedeutung der historischen klösterlichen Bauten und Freiflächen auf. In Form einer zeitgemäßen Gestaltung in Zeiten des Klimawandels wird so ein Teil der Konstanzer Stadtgeschichte wieder ablesbar gemacht.