Gemeinderat Konstanz verabschiedet Resolution zur Mietpreisbremse
„Die Bürgerinnen und Bürger erwarten die Unterstützung des Landes Baden-Württemberg“
Der Gemeinderat der Stadt Konstanz hat auf Anregung mehrerer Fraktionen in seiner Sitzung am 23. Oktober 2025 eine Resolution zur Mietpreisbremse beschlossen. Hintergrund ist die beabsichtigte Herausnahme der Stadt Konstanz aus der Gebietskulisse „angespannter Wohnungsmarkt“ durch das Land Baden-Württemberg. Diese Einstufung ermöglicht den Einsatz wichtiger wohnungs- und mietrechtlicher Instrumente wie Mietpreisbremse, Kappungsgrenze und Kündigungssperrfrist, aber auch die vollständige Nutzung relevanter Instrumente des Baugesetzbuches.
Die Resolution vom 23. Oktober 2025 im Wortlaut:
Resolution des Gemeinderats der Stadt Konstanz zur Gebietskulisse der Mietpreisbremse
Konstanz weist seit Jahren einen überhitzten Mietmarkt mit sehr geringem Leerstand auf. Die Warteliste der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WOBAK umfasst aktuell rund 3.300 Haushalte – Tendenz steigend. Steigende Baukosten, ein erhöhtes Zinsniveau und viel zu kleine Fördertöpfe im Land Baden-Württemberg haben die kommunale Wohnraumpolitik und die Umsetzung des Konstanzer Handlungsprogramms Wohnen in den vergangenen Jahren erheblich erschwert.
Als Oberzentrum am Bodensee steht Konstanz vor erheblichen wohnungsmarktbedingten Belastungen für Beschäftigte, Familien und vulnerable Gruppen. Beschäftigte mit niedrigen und mittleren Einkommen sowie junge Familien finden kaum bezahlbaren Wohnraum und weichen deshalb ins Umland aus. Diese Abwanderung verschärft den Fachkräftemangel in Konstanz.
Der Gemeinderat der Stadt Konstanz stellt mit Blick auf umfassendes Zahlenmaterial fest, dass der Wohnungsmarkt in Konstanz weiterhin angespannt ist. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten die Unterstützung des Landes Baden-Württemberg.
Der Gemeinderat der Stadt Konstanz fordert die Landesregierung auf:
Die tatsächlichen Gegebenheiten in Konstanz bei der Gebietskulisse fachlich belastbar zu berücksichtigen. Die zugrunde liegenden Kriterien praxistauglich, regional differenziert und transparent auszugestalten. Konstanz weiterhin als Stadt mit angespanntem Wohnungsmarkt einzustufen, um notwendige Instrumente der Gegensteuerung zu erhalten.
Einschätzung zur aktuellen Lage in Konstanz
Die Landesregierung hat am 21. Oktober 2025 eine Neufassung zur Anhörung freigegeben, in der Konstanz nicht berücksichtigt ist; dieser Schritt erfolgte ohne ausreichenden Dialog und unter Vernachlässigung der lokalen Lage.
Zugleich bestätigt empirica die anhaltende Wohnungsknappheit und einen hohen Neubaubedarf inklusive Nachholbedarf aufgrund der Baukrise der letzten Jahre. Die Analyse untermauert die Wohnungsknappheit zudem mit deutlich zu niedrigen Fertigstellungs- und Genehmigungszahlen im Vergleich zum Bedarf.
Der Konstanzer Wohnungsmarkt ist seit Jahren durch hohe Nachfrage, sehr geringen Leerstand und ein insgesamt hohes Mietniveau geprägt. Die Warteliste der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WOBAK umfasst aktuell rund 3.300 Haushalte – Tendenz steigend. Die Baukosten sind in den vergangenen fünf Jahren mit einem Plus von 48 Prozent im Baupreisindex stark gestiegen. Gleichzeitig ist das Mietpreisniveau in Konstanz deutlich höher als in vergleichbaren Städten. Eine sehr hohe Mieterquote von rund 71 Prozent, ein sehr geringer Leerstand sowie eine hohe Fluktuation verstärken die Gefahr schneller Mietsteigerungen ohne wirksame Regulierung. Nach Angaben von empirica zählt Konstanz bei der Mietbelastung zu den am stärksten betroffenen Städten; ohne Einstufung als „angespannter Wohnungsmarkt“ stünden zentrale regulierende Werkzeuge nicht mehr vollumfänglich zur Verfügung.
Die Stadt Konstanz erwartet von der Landesregierung eine fachlich belastbare, praxistaugliche und regional differenzierte Überarbeitung – sowie einen verlässlichen Austausch mit den betroffenen Städten.
