Klimawandel, Mobilität und Frieden
Die BürgerInnenbefragung 2024 zeigt hohe Zufriedenheit, aber auch Unsicherheiten
Wie steht es um die Zufriedenheit in Konstanz? Was erwarten BürgerInnen von Politik und Verwaltung? Und welche Sorgen beschäftigen die KonstanzerInnen, insbesondere Jugendliche, derzeit? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der BürgerInnenbefragung 2024.
Rund 1.570 KonstanzerInnen haben an der Befragung teilgenommen. Zudem wurden im Rahmen einer Sonderbefragung 1.690 Jugendliche im Alter von 16–24 Jahren befragt. Die Ergebnisse geben einen spannenden Einblick in die Einstellungen, Wünsche und Einschätzungen der Stadtgesellschaft.
Zukunft und Soziales beschäftigt parteiübergreifend
Thematisch standen bei der Europawahl unter anderem die Themen Klimaschutz, Friedenssicherung und soziale Sicherheit im Fokus. Die Prioritäten variierten dabei je nach Parteipräferenz. Deutlich wird aber: Zukunftsthemen und soziale Fragen bewegen viele.
Bei der Gemeinderatswahl spielten für die meisten Befragten drei Themen eine herausragende Rolle: Verkehr und Mobilität, Klimaschutz und Umwelt sowie die Lage am Wohnungsmarkt. Diese Schwerpunkte spiegeln sich auch in der politischen Debatte der vergangenen Jahre wider.
Informationsquellen unterscheiden sich nach Alter
Während ältere Menschen sich vor allem über klassische Medien wie Zeitungen oder das Fernsehen über politische Themen informieren, greifen jüngere Befragte neben den Wahlprogrammen als Infoquelle häufiger auch auf soziale Netzwerke oder digitale Tools wie den Wahl-O-Mat zurück. Besonders in der Gruppe der Erstwählenden spielten auch Gespräche im Freundes- und Familienkreis eine große Rolle für die politische Meinungsbildung.
Lebensqualität in Konstanz weiterhin hoch
Insgesamt zeigen sich 80 % der Befragten „voll und ganz zufrieden“ oder „eher zufrieden“ mit dem Leben in Konstanz. Diese Prozentmarke wurde seit Beginn der Konstanzer BürgerInnenbefragung im Jahr 2008 noch nie unterschritten. Bei der Einschätzung der Lebensqualität im jeweiligen Wohnstadtteil wird diese ebenfalls mehrheitlich sehr gut bis gut eingeschätzt.
Lediglich im Industriegebiet berichten 39 % der Befragten von (geringen) Mängeln. Hervorzuheben ist hier, dass das Industriegebiet als Stadtteil mit einer kleineren EinwohnerInnenzahl insgesamt anfälliger für Schwankungen ist.
Angst vor andauernden Krisen überwiegt
Aktuelle Krisen wie der Ukraine-Krieg, der Klimawandel oder gesellschaftliche Spannungen bereiten vielen Befragten Sorgen. Die überwiegende Mehrheit der Befragten in allen Altersgruppen – mindestens 80 % – hat oft oder manchmal Angst davor, dass diese Krisen noch lange andauern werden. Dass sich das eigene Leben verschlechtern könnte, macht vor allem den 18- bis 30-Jährigen häufig Sorgen – hier geben 31 % der Befragten an, sich darüber oft Gedanken zu machen. Im Vergleich dazu sind es bei den 31- bis 59-Jährigen nur 23 % und bei den über 59-Jährigen 15 %.
Weniger als 11 % der Befragten machen sich oft darüber Gedanken, dass ihre persönlichen Lebenspläne – etwa die Ausübung von Hobbys, der gewünschte Beruf oder die Ausbildung – künftig nicht mehr realisierbar sein könnten. Besonders markant bei dieser Frage ist jedoch der Anteil der Befragten, die sich über diesen Punkt nie Sorgen machen. Über alle Altersgruppen beträgt dieser Anteil mehr als 41 %. Dies trifft insbesondere auf die ältere Generation zu: 57 % der Befragten ab 60 Jahren geben an, sich darüber keine Sorgen zu machen – das ist der höchste Wert unter allen Altersgruppen.

Religion: Vorurteile und Offenheit
Die Befragung zeigt, dass Vorurteile gegenüber bestimmten religiösen Gruppen weiterhin bestehen. So lehnen beispielsweise 39 % der Befragten die Aussage ab, dass der Islam zur deutschen Gesellschaft passe – ein leicht höherer Wert als 2019. Gleichzeitig gibt es Zeichen einer offeneren Haltung: Fast zwei Drittel der Befragten (63 %) hätten nichts gegen eine muslimische Bürgermeisterin oder einen muslimischen Bürgermeister in Konstanz – ein Anstieg um acht Prozentpunkte gegenüber der Befragung 2019. Auch die Zustimmung zu Einschränkungen der Religionsausübung ist gesunken – 2024 lehnen 69 % diese Forderung klar ab.
Bei Fragen zum Antisemitismus zeigt sich ein zeitlich konstantes Bild. So stimmt mit 76 % (2019: 74 %) die überwältigende Mehrheit der Befragten der Frage, dass der Einfluss von Jüdinnen/Juden zu groß sei zu, nicht zu.
Klimawandel in Konstanz deutlich spürbar
Die große Mehrheit der Befragten nimmt die Auswirkungen des Klimawandels in Konstanz deutlich wahr (85 % stimmen voll und ganz oder eher zu) – etwa durch zunehmende Wetterextreme, heiße Sommer oder Veränderungen in der Natur. Der Anteil derjenigen, die die Folgen vor Ort beobachten, ist gegenüber früheren Befragungen leicht gestiegen.
Viele EigentümerInnen sanieren Wohngebäude
Die energetische Sanierung von Wohngebäuden ist ein zentraler Hebel für den Klimaschutz, der in Konstanz gut genutzt wird. Über die Hälfte der befragten EigentümerInnen hat in den vergangenen zehn Jahren entsprechende Maßnahmen umgesetzt, etwa Fenster ausgetauscht, Photovoltaikanlagen installiert oder Dächer gedämmt.
Rund ein Fünftel der EigentümerInnen plant laut Befragung weitere Maßnahmen, etwa zur Heizungsmodernisierung oder energetischen Sanierung. Die Bereitschaft, in die eigene Immobilie zu investieren, ist also vorhanden.
Leinenpflicht: Mehrheit wünscht strengere Regeln
In den vergangenen Jahren gab es eine Vielzahl an Beschwerden über die Nichtbeachtung der geltenden Leinenpflicht für Hunde. In der Befragung sprechen sich 70 % für eine Ausweitung der Leinenpflicht im Konstanzer Stadtgebiet aus. Nur knapp über 20 % befürworten den Status quo. Weniger als 10 % sind generell gegen eine Leinenpflicht. Selbst ohne konkrete Vorfälle oder Hinweise auf Beißunfälle wünschen sich viele eine klarere Regelung. HundebesitzerInnen zeigen sich dabei tendenziell zurückhaltender.
Zahlen, Daten, Fakten zur BürgerInnenbefragung
·Kooperationsprojekt der Universität Konstanz und der Stadt Konstanz
·Teilnehmende 2024: 1.568 BürgerInnen Erhebungszeitraum: Herbst 2024
·Themenfelder: Politik, Klimawandel, Lebensqualität, gesellschaftliche Einstellungen, Wohnen, Mobilität und weitere
·Wiederholte Befragung derselben Personen: Die BürgerInnenbefragung findet jährlich statt – seit 2008
Zusatzbefragung: Junge Stimmen zählen!
Erstmals wurden junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren in einer eigenen Sonderbefragung gezielt zu ihren Einstellungen und Erfahrungen befragt. Anlass war die Europawahl 2024, bei der erstmals auch 16- und 17-Jährige wahlberechtigt waren. Insgesamt nahmen rund 1.690 junge KonstanzerInnen an der Online-Befragung teil.
Zentrale Ergebnisse der Sonderbefragung im Überblick
·Informiert durch Bekannte: Junge Menschen informieren sich besonders über Gespräche im persönlichen Umfeld – mit Freundinnen, Freunden und der Familie.
·Krisenbewusstsein: 16- bis 24-Jährige blicken kritischer auf die Zukunft als ältere Altersgruppen. Sie befürchten häufiger, dass sich ihr Leben durch aktuelle Krisen verschlechtern wird.
·Offener gegenüber Vielfalt: Im Vergleich zur Hauptbefragung zeigen die jungen Menschen eine deutlich aufgeschlossenere Haltung gegenüber religiöser und kultureller Vielfalt.
·Klimaschutz wichtig: Viele sprechen sich klar für mehr Klimaschutz aus und erwarten konsequentes Handeln von Politik und Gesellschaft.
Die gesamte BürgerInnenbefragung ist abrufbar unter konstanz.de/buergerInnenbefragung.