Klimawandel, Mobilität und Frieden

Die BürgerInnenbefragung 2024 zeigt hohe Zufriedenheit, aber auch Unsicherheiten

Wie steht es um die Zufriedenheit in Konstanz? Was erwarten BürgerInnen von Politik und Verwaltung? Und welche Sorgen beschäftigen die KonstanzerInnen, insbesondere Jugendliche, derzeit? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der BürgerInnenbefragung 2024.

Das Luftbild zeigt eine Autobrücke, die die Konstanzer Innenstadt über den Rhein mit der anderen Seite verbindet.
Die Konstanzer BürgerInnenbefragung wird seit 2008 jährlich von Abteilung Datenmanagement und Statistik der Stadt Konstanz als Kooperationsprojekt mit der Universität Konstanz durchgeführt. (Bild: Christian Heinemann)

Rund 1.570 KonstanzerInnen haben an der Befragung teilgenommen. Zu­dem wurden im Rahmen einer Son­derbefragung 1.690 Jugendliche im Alter von 16–24 Jahren befragt. Die Ergebnisse geben einen spannenden Einblick in die Einstellungen, Wünsche und Einschätzungen der Stadtgesell­schaft.

Zukunft und Soziales beschäftigt parteiübergreifend

Thematisch standen bei der Euro­pawahl unter anderem die Themen Klimaschutz, Friedenssicherung und soziale Sicherheit im Fokus. Die Prioritäten variierten dabei je nach Parteipräferenz. Deutlich wird aber: Zukunftsthemen und soziale Fragen bewegen viele.
Bei der Gemeinderatswahl spielten für die meisten Befragten drei Themen eine herausragende Rolle: Verkehr und Mobilität, Klimaschutz und Um­welt sowie die Lage am Wohnungs­markt. Diese Schwerpunkte spiegeln sich auch in der politischen Debatte der vergangenen Jahre wider.

Informationsquellen unterscheiden sich nach Alter

Während ältere Menschen sich vor allem über klassische Medien wie Zeitungen oder das Fernsehen über politische Themen informieren, grei­fen jüngere Befragte neben den Wahl­programmen als Infoquelle häufiger auch auf soziale Netzwerke oder digitale Tools wie den Wahl-O-Mat zurück. Besonders in der Gruppe der Erstwählenden spielten auch Gespräche im Freundes- und Familienkreis eine große Rolle für die politische Mei­nungsbildung.

Das Balkendiagramm zeigt die Ergebnisse auf die Frage, welche Themen bei der der Gemeinderatswahl in Konstanz für die Befragten besonders wichtigt waren.
Die Frage „Welche Themen waren für Sie bei der Gemeinderatswahl in Konstanz besonders wichtig?“ haben die meisten Befragten mit dem Thema „Verkehr und Mobilität“ beantwortet. Datenbasis Konstanzer BürgerInnenbefragung 2024 (gewichtet) N=1.391

Lebensqualität in Konstanz weiterhin hoch

Insgesamt zeigen sich 80 % der Be­fragten „voll und ganz zufrieden“ oder „eher zufrieden“ mit dem Le­ben in Konstanz. Diese Prozentmar­ke wurde seit Beginn der Konstanzer BürgerInnenbefragung im Jahr 2008 noch nie unterschritten. Bei der Ein­schätzung der Lebensqualität im jeweiligen Wohnstadtteil wird diese ebenfalls mehrheitlich sehr gut bis gut eingeschätzt.
Lediglich im Industriegebiet be­richten 39 % der Befragten von (ge­ringen) Mängeln. Hervorzuheben ist hier, dass das Industriegebiet als Stadtteil mit einer kleineren Einwoh­nerInnenzahl insgesamt anfälliger für Schwankungen ist.

Angst vor andauernden Krisen überwiegt

Aktuelle Krisen wie der Ukraine-Krieg, der Klimawandel oder gesellschaft­liche Spannungen bereiten vielen Be­fragten Sorgen. Die überwiegende Mehrheit der Befragten in allen Alters­gruppen – mindestens 80 % – hat oft oder manchmal Angst davor, dass die­se Krisen noch lange andauern wer­den. Dass sich das eigene Le­ben verschlechtern könnte, macht vor allem den 18- bis 30-Jährigen häufig Sorgen – hier geben 31 % der Befragten an, sich darüber oft Gedanken zu ma­chen. Im Vergleich dazu sind es bei den 31- bis 59-Jährigen nur 23 % und bei den über 59-Jährigen 15 %.

Weniger als 11 % der Befragten ma­chen sich oft darüber Gedanken, dass ihre persönlichen Lebenspläne – etwa die Ausübung von Hobbys, der ge­wünschte Beruf oder die Ausbildung – künftig nicht mehr realisierbar sein könnten. Besonders markant bei die­ser Frage ist jedoch der Anteil der Be­fragten, die sich über diesen Punkt nie Sorgen machen. Über alle Alters­gruppen beträgt dieser Anteil mehr als 41 %. Dies trifft insbesondere auf die ältere Generation zu: 57 % der Befrag­ten ab 60 Jahren geben an, sich da­rüber keine Sorgen zu machen – das ist der höchste Wert unter allen Altersgruppen.

Das Balkendiagramm zeigt die Antworten auf die Frage, wovor die Befragten der Konstanzer BürgerInnenbefragung 2024 Angst haben.
Die Frage „Haben Sie Angst, dass...“ haben die befragten Altergruppen unterschiedlichbeantwortet. Datenbasis Konstanzer BürgerInnenbefragung 2024 (gewichtet) N=1.534

Religion: Vorurteile und Offenheit

Die Befragung zeigt, dass Vorurtei­le gegenüber bestimmten religiösen Gruppen weiterhin bestehen. So leh­nen beispielsweise 39 % der Befrag­ten die Aussage ab, dass der Islam zur deutschen Gesellschaft passe – ein leicht höherer Wert als 2019. Gleich­zeitig gibt es Zeichen einer offeneren Haltung: Fast zwei Drittel der Befrag­ten (63 %) hätten nichts gegen eine muslimische Bürgermeisterin oder einen muslimischen Bürgermeister in Konstanz – ein Anstieg um acht Pro­zentpunkte gegenüber der Befragung 2019. Auch die Zustimmung zu Ein­schränkungen der Religionsausübung ist gesunken – 2024 lehnen 69 % die­se Forderung klar ab.

Bei Fragen zum Antisemitismus zeigt sich ein zeitlich konstantes Bild. So stimmt mit 76 % (2019: 74 %) die überwältigende Mehrheit der Be­fragten der Frage, dass der Einfluss von Jüdinnen/Juden zu groß sei zu, nicht zu.

Klimawandel in Konstanz deutlich spürbar

Die große Mehrheit der Befragten nimmt die Auswirkungen des Klima­wandels in Konstanz deutlich wahr (85 % stimmen voll und ganz oder eher zu) – etwa durch zunehmende Wetterex­treme, heiße Sommer oder Verände­rungen in der Natur. Der Anteil derjenigen, die die Folgen vor Ort beobachten, ist gegenüber frü­heren Befragungen leicht gestiegen.

Viele EigentümerInnen sanieren Wohngebäude

Die energetische Sanierung von Wohngebäuden ist ein zentraler Hebel für den Klimaschutz, der in Konstanz gut genutzt wird. Über die Hälfte der befragten EigentümerIn­nen hat in den vergangenen zehn Jahren entsprechende Maßnahmen umgesetzt, etwa Fenster ausge­tauscht, Photovoltaikanlagen instal­liert oder Dächer gedämmt.
Rund ein Fünftel der Eigentüme­rInnen plant laut Befragung weitere Maßnahmen, etwa zur Heizungs­modernisierung oder energetischen Sanierung. Die Bereitschaft, in die eigene Immobilie zu investieren, ist also vorhanden.

Leinenpflicht: Mehrheit wünscht strengere Regeln

In den vergangenen Jahren gab es eine Vielzahl an Beschwerden über die Nichtbeachtung der geltenden Leinenpflicht für Hunde. In der Be­fragung sprechen sich 70 % für eine Ausweitung der Leinenpflicht im Kon­stanzer Stadtgebiet aus. Nur knapp über 20 % befürworten den Status quo. Weniger als 10 % sind gene­rell gegen eine Leinenpflicht. Selbst ohne konkrete Vorfälle oder Hinweise auf Beißunfälle wünschen sich viele eine klarere Regelung. Hun­debesitzerInnen zeigen sich dabei tendenziell zurückhaltender.

Zahlen, Daten, Fakten zur BürgerInnenbefragung

·Kooperationsprojekt der Univer­sität Konstanz und der Stadt Kon­stanz
·Teilnehmende 2024: 1.568 Bürg­erInnen Erhebungszeitraum: Herbst 2024
·Themenfelder: Politik, Klimawan­del, Lebensqualität, gesellschaft­liche Einstellungen, Wohnen, Mo­bilität und weitere
·Wiederholte Befragung dersel­ben Personen: Die BürgerInnen­befragung findet jährlich statt – seit 2008

Zusatzbefragung: Junge Stimmen zählen!

Erstmals wurden junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren in einer eigenen Sonderbefragung gezielt zu ihren Einstellungen und Erfah­rungen befragt. Anlass war die Europawahl 2024, bei der erstmals auch 16- und 17-Jährige wahlbe­rechtigt waren. Insgesamt nahmen rund 1.690 junge KonstanzerInnen an der Online-Befragung teil.

Zentrale Ergebnisse der Sonderbefragung im Überblick

·Informiert durch Bekannte: Junge Menschen informieren sich be­sonders über Gespräche im per­sönlichen Umfeld – mit Freundin­nen, Freunden und der Familie.
·Krisenbewusstsein: 16- bis 24-Jährige blicken kritischer auf die Zukunft als ältere Alters­gruppen. Sie befürchten häufiger, dass sich ihr Leben durch aktuel­le Krisen verschlechtern wird.
·Offener gegenüber Vielfalt: Im Vergleich zur Hauptbefragung zeigen die jungen Menschen eine deutlich aufgeschlossenere Hal­tung gegenüber religiöser und kultureller Vielfalt.
·Klimaschutz wichtig: Viele spre­chen sich klar für mehr Klima­schutz aus und erwarten konse­quentes Handeln von Politik und Gesellschaft.

Die gesamte BürgerInnenbefragung ist abrufbar unter konstanz.de/buergerInnenbefragung.

(Erstellt am 28. Mai 2025 13:18 Uhr / geändert am 30. Mai 2025 16:26 Uhr)