Wie sieht Ihr Arbeitsalltag beim Amt für Liegenschaften und Geoinformation aus?
Ich bin für das Management der raumbezogenen Daten der Stadt Konstanz zuständig. 80 % unserer Daten kann man auf einen Raumbezug zurückführen, sprich auf die Erdoberfläche. Bei der Verortung der Informationen, primär Katasterdaten, arbeiten wir im Endeffekt mit Kartendiensten.
Es ist ein vielfältiges Arbeitsfeld, ein großer Teil besteht in der Aktualisierung der Katasterdaten und darin, diese Daten im Web zur Verfügung zu stellen. Ein Schwerpunkt ist die thematische Kartografie, wir führen beispielsweise den amtlichen Stadtplan in Karten fort und fertigen Sonderkarten. Für das Internet pflegen wir u.a. die Bodenrichtwertkarte und Bebauungspläne.
Über laufende Fachanfragen bekommen wir weitere Daten und Aufträge, es besteht ein enger Kontakt zu den Fachämtern. Auch mit der IT und der Entwicklungsfirma befinden wir uns ständig im Austausch, um neue Prozesse zu entwickeln, z.B. dahingehend, grafische Daten mit analogen zu verknüpfen. Wir widmen uns seit 30 Jahren der Digitalisierung.
Dann haben wir noch die Ortho-Bild-Befliegung, d.h. Luftaufnahmen, die alle 3 Jahre aktualisiert werden müssen, und die Straßenbefahrung mit 360-Grad-Aufnahmen. Gerade im Bürgeramt ist das sehr nützlich, um Rechtsfragen zu klären. So können Behauptungen ohne Begehung gelöst werden, und man kann zurückschauen, wie es vor x Jahren ausgesehen hat. Da werden Streitfragen oft schnell geklärt.
Wie sah Ihr Ausbildungsweg aus und welche Talente braucht es?
Ich habe damals noch Vermessungstechnik studiert, heute sind das Bachelor- und Master-Studiengänge in Geomatics.
Man braucht auf jeden Fall Kenntnisse in EDV und eine gewisse Technikaffinität. In bestimmten Bereichen kann man sich spezialisieren: Im Geo- und Führungsbereich ist mehr Organisation gefragt, der Entwicklungsbereich ist eher Informatik-lastig. Dort werden Programme geschrieben. Oder man spezialisiert sich auf Webdesign, also wie man die Dinge darstellt.
Die Arbeit im Team ist entscheidend. Wer Daten-Management betreibt, muss außerdem auf Leute zugehen können, da man viel Kontakt zur Verwaltung hat, und sollte sich nicht scheuen, auch ein wenig Werbung für seine Sache zu machen. Es wäre gut, wenn mehr Leute wüssten, was wir hier alles machen. Durch den Digitalisierungsprozess kommt immer mehr Bewegung in den Bereich und vieles wird zusammengeführt.
Man sollte sich darüber bewusst sein, dass es ein Innendienst-Job ist. Damals wollte ich Geomatics machen, weil ich selbst auch mal raus konnte, aber der Bereich hat sich spezialisiert. Einer geht raus und misst, und der Innendienst veredelt die gesammelten Daten dann.
Die Berufschancen in diesen Bereichen sind sehr gut, da wird es zukünftig viele Stellen geben.
Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden? Und warum für die Stadt Konstanz?
Die Stelle war damals ausgeschrieben als Kartografenstelle. Ich hatte aber Vermessung studiert. Es gab eben die beiden Berufszweige Vermessung und Kartografie. Dann gab es noch die Möglichkeit, 18 Monate den Anwärterdienst beim Land zu machen. Der damalige Chef des Amtes saß in der Prüfungskommission meiner Staatsprüfung. In der Endphase des Studiums habe ich begonnen, mich zu bewerben, und da war die Stelle hier in Konstanz ausgeschrieben. Kartograf war ich zwar nicht, aber ich konnte mir vorstellen, im Bereich der analogen Karten den Digitalisierungsprozess einzuführen. Das wurde gerade gesucht und hat gepasst.
Mit der Staatsprüfung wirst du im Land irgendwohin versetzt. Ich wollte mir aber selbst den Ort aussuchen, wo ich mich wohlfühle und auch bleiben will. In Konstanz habe ich dann auch noch eine teure Schulung auf die neue Software bekommen und musste mich für fünf Jahre verpflichten. Hier herrscht ein gutes Miteinander – da habe ich schon ganz andere Sachen erlebt. Deshalb bin ich hiergeblieben. Die Perspektiven waren gut.
Wenn ich mich mit Praktikanten unterhalte, sagen die dann, sie können sich nicht vorstellen, das ganze Leben in der Verwaltung zu arbeiten. Aber so ist es gar nicht. Auch in einer Verwaltung kann man wechseln, selbst hier gibt es neue Anforderungen, und gerade die technische Entwicklung wird immer weiter voranschreiten.
Was macht Ihnen an Ihrer Tätigkeit am meisten Spaß?
Die immer wieder neuen Herausforderungen und die neueste Technik. Im Vermessungsbereich ist es schon immer so gewesen, dass man immer mit den neuesten Geräten gearbeitet hat, weil die Technik immer vorangegangen ist. Jetzt geht man zur Drohnenvermessung über oder auch zu Scan-Diensten. Wir bekommen im grafischen Bereich ganz neue Möglichkeiten, mit der Software zu arbeiten. Das macht sehr großen Spaß. Auch die Fachämter stellen neue Anforderungen. Wir sind Dienstleister innerhalb der Stadtverwaltung.
Wie hat sich die Stadt in den letzten Jahren verändert und wie trägt Ihre Arbeit dazu bei?
Insgesamt gesehen, gefällt mir die Entwicklung heute gut. Städtebaulich hat sich unheimlich viel getan. Auch beim Wohnraum – wobei wir da doch irgendwann in die Höhe gehen müssen. Beim neuen Stadtteil Hafner werden wir mit 3-D oder Virtual-Reality-Brille arbeiten, um die Stadt abzubilden. Die Menschen wollen eben gerne sehen. Trailer gibt es schon aus den Befliegungsdaten.
Auch beim autonomen Fahren werden unsere Daten als Basisdaten herangezogen. Wenn das kommt, dann weiß ich nicht, wie das unser Netz verkraftet. Dazu braucht es einen Abgleich zwischen den Basis- und den Jetzt-Zeit-Daten durch eine Kamera. Ich habe momentan eine sehr fixe Mitarbeiterin, die sich in dem Bereich laufend weiterbildet. Die Möglichkeiten vom Geoinformationssystem werden noch gar nicht komplett ausgeschöpft.
Was hat Sie am meisten überrascht bei der Stadt?
Überrascht war ich nicht, ich kam ja von der Landesvermessung. Hier hat sich einiges verändert, Hierarchien sind abgeflacht worden. Aus meiner Sicht braucht man jedoch eine gewisse Hierarchiestruktur, um auch steuernd tätig zu sein. Zu flach ist auch nichts, denn dann weiß ich nicht, was mein Mitarbeiter von außen reinkriegt. Das ist sehr locker geworden. Das stärkt den Mitarbeiter, fordert aber auch viel Kommunikation, damit alle Bescheid wissen.
Würden Sie die Stadt Konstanz als Arbeitgeber weiterempfehlen?
Als Arbeitgeber ja. Die hohen Wohnkosten hier in Konstanz sind allerdings schon ein Problem. Von dem her ist es gut, dass die Stadt gemeinsam mit der städtischen Baugesellschaft WOBAK Projekte aufsetzt, um bezahlbaren und attraktiven Wohnraum zu schaffen.
Gehaltsmäßig ist man gedeckelt, die Familie versorgt. Ich wollte auch einen sicheren Arbeitsplatz, das ist hier im öffentlichen Dienst gegeben. Auch das Arbeitsumfeld ist gut. Wir sind in einem schönen Gebäude untergebracht. Es gibt ein flexibles Arbeitsverhältnis mit Erziehungsurlaub und einer Kombi-Lösung, dass man einen Tag Home-Office machen kann. Ausschließlich Home-Office-Plätze, das wurde bei uns kritisch diskutiert. Dadurch geht bei der zwischenmenschlichen Beziehung viel unter. Die Flurgespräche und Kaffeeküchen sind wichtig.