Julia (28), seit 2014 Erzieherin in der Krippe Urisberg

Julia Müller liebt ihre Krippenkinder, aber sie verhätschelt sie nicht, denn sie möchte kein Mamaersatz sein. Sie nimmt sich Zeit für die Kleinen, gibt ihnen auch Raum, um Dinge auszuprobieren, die vielleicht
zu Hause im Alltag zu kurz kommen. 


Wie bist du zum Beruf der Erzieherin gekommen?
Ich habe tatsächlich lange Zeit geschwankt zwischen zwei Möglichkeiten: Erzieherin oder Tierpflegerin. Schlussendlich habe ich mich dann für die Ausbildung zur Erzieherin entschieden und bin komplett glücklich damit. Schnell habe ich gemerkt, dass mir besonders die kleineren Kinder am Herzen liegen. Meine Tierliebe lebe ich nun mit meinem eigenen Hund aus. So habe ich mich letztendlich für beides entscheiden können. Das ist super so.
 
Woher kommen die Motivation und die Begeisterung für die tägliche Arbeit?
Zum einen von den Kindern und meinem Team, zum anderen bekomme ich aber auch sehr viele positive Rückmeldungen von den Eltern, das motiviert unheimlich. Ich mag die sehr persönliche, fast schon heimelige Atmosphäre in der Krippe mit den wenigen Kindern und die intensiven und herzlichen Begegnungen mit den Eltern. Wir sind wie eine große Familie. (schmunzelt)
 
Was geben dir die Kinder zurück bei deiner Arbeit?
Die Kinder zeigen mir sehr genau, wie sie sich fühlen. Ein Blick in ihre Augen genügt und man sieht direkt, ob sie Spaß haben. Das ist Lob genug. Aber natürlich bekommen wir in der Krippe auch sehr viel Lob von den Eltern. Über diese Ecke bekommt man dann sehr gut gespiegelt, dass man seine Arbeit gut und richtig macht.
 
Früher hat man gesagt, dass die Arbeit mit Kindern was für Frauen ist. Wie siehst du das?
Ich freue mich, dass wir im Herbst in der Krippe zwei männliche Azubis bekommen. Das bringt eine eigene und gute Dynamik mit sich, für die Kinder, aber auch für uns als Team.  

Das Berufsbild hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Das Wort „Basteltante“ passt nicht mehr – mit welchem Wort, würdest du deinen Job heute beschreiben?
Das erste Wort, das mir einfällt ist: kreativ. Vielleicht sowas wie kreative und verantwortungsvolle Bezugsperson? Ich sehe mich nicht als eine Ersatzmama, ich habe eine andere wichtige Rolle für die Kinder. Hier in der Krippe dürfen sie auch mal Dinge tun, die sie zu Hause vielleicht nicht machen können, zum Beispiel im Kreativraum mit Fingerfarben ausgiebig experimentieren. (schmunzelt) Natürlich dann mit dem Hinweis, dass man sowas zu Hause besser nicht tun sollte.
 
Woher kommt das Feuer, das in dir brennt?
Das kommt täglich neu aus meiner Arbeit mit den Kindern. Es ist wie ein Kreislauf: Ich arbeite sehr gern in meinem Beruf und das wiederum überträgt sich auf die Kinder und so weiter und so fort.
 
Was möchtest du den Kindern für ihre Leben mitgeben?
Die Kinder sollen ihren eigenen inneren Themen nachfühlen und diese leben. Vor allem aber sollen sie keine Angst haben, auch etwas Neues auszuprobieren, wenn sie merken, dass sie auf einem falschen Weg sind.
 
Warum würdest du einem 16-Jährigen empfehlen, eine Ausbildung zum Erzieher zu machen? Tatsächlich ist dieser Beruf einer, der immer gebraucht wird und damit ein sicherer ist. Aber vor allem macht er viel Spaß und man lernt für sich selbst täglich jede Menge dazu.
 
Was ist das Spezifische am pädagogischen Konzept der Stadt Konstanz?
Das offene Konzept ist super mit den vielen verschiedenen Räumen und den Angeboten. Wir in der Krippe haben das etwas abgewandelt, da wir merkten, dass wir sowohl Themenräume als auch Gruppenräume brauchen. So in der Mischung funktioniert das nun super! Das ist sozusagen ein positives Corona-Erbe.
 
Was gefällt dir an der offenen Arbeit?
Mir gefällt ganz besonders, dass sich die Kinder ganz nach ihren Interessen orientieren und weiterentwickeln können und dass die Stärken und nicht die Schwächen der einzelnen Kinder im Vordergrund stehen.
 
Warum arbeitest du eigentlich bei der Stadt Konstanz und nicht bei einem freien Träger?
Ich habe einen unbefristeten Vertrag direkt nach der Ausbildung angeboten bekommen, das ist super. Außerdem kann ich mich mit den Zielvereinbarungen nicht nur selbst weiterentwickeln, sondern bekomme auch noch etwas extra Geld dazu. (schmunzelt)
 
Was schätzt du an deinem Arbeitgeber Stadt Konstanz?
Wie eben schon gesagt, ich kann mich selbst weiterentwickeln. Zum Beispiel starte ich ab Herbst eine Weiterbildung zum Fachwirt. Damit könnte ich später mal eine Einrichtung leiten, was ich mir auch ganz gut vorstellen könnte. Schon jetzt helfe ich der Leitung manchmal im Büro aus und mag das. Da kann man mal in Ruhe ein paar Sachen erledigen. Vor ein paar Jahren hätte ich das nicht gedacht. (lacht) Aber in den vergangenen Jahren habe ich ein paar sehr verantwortungsvolle Chefs als Vorbild erlebt.
 
Was bedeuten deine KollegInnen für dich?
Oh, sehr viel bedeuten sie für mich! Es ist mir sehr wichtig, dass wir alle an einem Strang ziehen! Außerdem habe ich über die Arbeit auch ein paar beste Freundinnen gefunden, das ist natürlich besonders gut! So gehe ich in die Arbeit und sehe aber gleichzeitig auch meine Freundinnen.
 
Was schätzt du an Konstanz als Arbeitsort?
Konstanz ist meine Heimat! Ich liebe Großstädte, aber nur im Urlaub! (lacht) Hier leben meine Familie und meine Freunde. Ich brauche dieses soziale Netzwerk hier um mich herum, ich könnte mir nicht vorstellen, einfach mal so drauflos irgendwohin zu gehen. Ich mag meine Stadt hier sehr.