Klimaneutral – aber wie?

Infoveranstaltung zur Klimaschutzstrategie am 30. März 2022

Am Mittwoch, den 30. März um 18 Uhr, hatte die Stadt Konstanz alle Interessierten zu einer Informationsveranstaltung eingeladen.

Vom Klimawandel zur Strategie: das Programm

Zu Beginn der Veranstaltung ging Dirk Schindler, Umweltmeteorologe und Professor an der Universität Freiburg, in einem einführenden Beitrag auf die Auswirkungen des Klimawandels in Baden-Württemberg in der Gegenwart und der Zukunft ein.

Mit der Präsentation der Klimaschutzstrategie durch die Stadt Konstanz sowie das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) folgte der inhaltliche Schwerpunkt der Veranstaltung. Im Anschluss stellte die Initiative Fridays for Future Konstanz, vertreten durch Frida Mühlhoff, ihren Standpunkt vor.

Alle Präsentationen sind noch einmal gesammelt als Pdf hier abrufbar:

Was zeichnet ein klimaneutrales Konstanz aus?

Fragen und Antworten zur Klimaschutzstrategie

Im Rahmen der Infoveranstaltung „Klimaneutral – aber wie?“ am 30. März hatten die teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Einige der Fragen konnten bereits im Laufe des Abends wie folgt beantwortet werden.

Wie wird der Fortschritt bei der Umsetzung der Maßnahmen aus der Klimaschutzstrategie bemessen und dokumentiert?

Im Rahmen des Klimanotstandsbeschlusses im Mai 2019 wurde unter anderem festgelegt, dass die Stadtverwaltung in einem halbjährlichen Rhythmus über Fortschritte und Schwierigkeiten bei ihren Klimaschutzbemühungen berichten soll. Der erste Klimaschutzbericht wurde im Januar 2020 vorgestellt, im Juli 2022 folgt der inzwischen sechste Zwischenbericht. Außerdem wird jährlich die CO2-Bilanz aktualisiert, diese liegt allerdings immer erst verzögert für das vorletzte Jahr vor.

Wie geht die Stadt damit um, dass die CO2-Bilanzen immer erst zwei Jahre später verfügbar sind und somit Daten für Steuerung und Controlling dann schon zwei Jahre alt sind?

Dass die städtische CO2-Bilanz nicht direkt vom Vorjahr zur Verfügung steht, stellt eine Schwierigkeit dar, mit der alle Kommunen in Baden-Württemberg konfrontiert sind. Dies hängt unter anderem an statistischen Landesdaten im Bereich Verkehr, die immer erst mit einer gewissen Verzögerung kommen.

Was die Stadt angesichts dessen tun kann, ist, dass sie auch auf andere Monitoring-Instrumente setzt. Konstanz ist u.a. Mitglied beim European Energy Award, einem System, mithilfe dessen die Klimaschutzfortschritte von Städten untereinander vergleichbar gemacht werden können. Dort konnte die Stadt im letzten Jahr erfreulicherweise erstmals über die 75-Prozent-Marke vorstoßen. Damit erfüllt Konstanz Gold-Standard und ist unter den Vorreiter-Städten gelistet.

Die andere, ein wenig präzisere Möglichkeit, ist die regelmäßige Überprüfung der Maßnahmenumsetzung. Im Rahmen der Klimaschutzstrategie wurden 61 Maßnahmen definiert, die jedes halbe Jahr im Gemeinderat mit ihrem Fortschritt dargestellt werden. Auf diese Art und Weise ist es möglich, bei Bedarf auch auf der politischen Ebene steuernd einzugreifen.

Klimaschutzrelevante Daten, die hier vor Ort erhoben werden können und damit aktueller verfügbarer wären, liefert die Entwicklung des Strom- und des Gasverbrauchs in Konstanz.

Wie können wir schnell vor Ort fossile Abhängigkeiten reduzieren?

Fest steht: Wir müssen als Stadt den Ausstieg aus fossilen Energieträgern aktiv vorantreiben. Nichtsdestotrotz stellt der anstehende Winter 2022/23 ein versorgungstechnisch großes Risiko dar. Konzepte, wie man dem begegnen kann, werden aktuell auf Bundesebene entwickelt.

Gibt es die Möglichkeit, sich darüber zu informieren, wann welches Gebiet in Konstanz ans Wärmenetz angeschlossen wird?

Aktuell besteht diese Möglichkeit noch nicht, sie ist aber perspektivisch angestrebt und auch im Rahmen der Klimaschutzstrategie mit höchster Priorität verankert. Die Maßnahme „NEV1 – Masterplan Wärme 2030 (Ausbau der strategischen Wärmeplanung)“ sieht vor, eine mittelfristige Strategie zur nachhaltigen Wärmeversorgung aller Stadtquartiere zu ermitteln sowie einen Vorschlag zu erarbeiten, welche Gebiete mit welchem Wärmesystem versorgt werden können bzw. sollen. Grundlage dafür ist der 2018 erstellte Energienutzungsplan, mit dem die Stadt Konstanz bereits ein Konzept für eine nachhaltige Wärmeversorgung erarbeitet hat, der nun aber nochmals konkretisiert und auf kleinräumliche Ebene heruntergebrochen werden soll.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es 2022 für die Gebäudesanierung?

Im Rahmen der Haushaltsberatungen für 2022 hat der Gemeinderat ein Budget von über 500.000 Euro für die städtische Förderung in die private Gebäudesanierung beschlossen. Aktuell wird die Konzeption der Förderprogramme vorbereitet. Dazu wird möglichst noch vor der Sommerpause eine neue Stelle für die Energieberatung besetzt, die weiß, welche Förderprogramme es auf der Bundes- und der Landesebene gibt, und beurteilen soll, wie diese Förderprogramme bestmöglich durch einen städtischen Anreiz komplettiert werden können. Spätestens im vierten Quartal soll die Vorbereitung so weit abgeschlossen sein, dass konkrete Förderanträge eingereicht werden können. Die Mittelauszahlungen werden sich zum Teil voraussichtlich noch bis ins darauffolgende Jahr ziehen.

Welche Möglichkeiten gibt es für Bürgerinnen und Bürger, um sich einzubringen und Klimaschutz aktiv voranzutreiben?

Die Stadt möchte verschiedene Beratungsangebote stärken, sei es bei der Energieagentur Kreis Konstanz oder auch bei den Stadtwerken. Insbesondere für GebäudeeigentümerInnen kann es sinnvoll sein, eine Solarberatung in Anspruch zu nehmen oder auch eine vertiefte Sanierungsberatung. Noch in diesem Jahr soll außerdem die Einrichtung des Klimafonds abgeschlossen werden. Mit einem Online-Spenden-Tool wird die Umsetzung von Klimaschutzprojekten vor Ort unterstützt, zudem werden bestehende und neue Förderprogramme unter dem Dach des Klimafonds gebündelt.
Referent Prof. Dirk Schindler, Umweltmeteorologe an der Uni Freiburg, empfiehlt den von ihm sogenannten „Klimaerhaltungsvorbehalt“: Bei jeder größeren oder kleineren Entscheidung sollte man sich vorab überlegen: Wie wirkt sich mein Handeln auf das Klima aus?

Je nach Handlungsfeld gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um mehr Klimaschutz in den Alltag zu integrieren. Im Bereich Mobilität kann man sich z.B. überlegen, welche Wege sich auch gut mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen lassen. Und im Bereich Energieversorgung bietet sich der Wechsel in einen Ökostromtarif an und es lohnt ein prüfender Blick, wo sich der Strom- und Wärmebedarf senken lässt. Das spart nicht nur Kosten, sondern auch CO2.

Weitere Tipps und Hinweise, wie sich der eigene Treibhausgasausstoß reduzieren lässt – auch in den Bereichen Ernährung, Entsorgung und Konsum –, sind online auf www.konstanz.de/stadtwandel zu finden.