Potenzialstudie zur Freiflächensolarnutzung

Gemeinderat stimmt Empfehlung der Ausschüsse zu

Ausschnitt aus dem Stadtplan der Konstanzer Gemarkung; einzelne Flächen sind in verschiedenen Farben markiert
Diverse Flächen innerhalb der Gemarkung der Stadt Konstanz wurden daraufhin untersucht, ob sie sich für die Errichtung von Freiflächen-PV-Anlagen eignen.

Das Ziel der Stadt Konstanz ist es, bis 2035 weitgehend klimaneutral zu sein. Damit zum Zieljahr eine nahezu fossilfreie Energieversorgung erreicht werden kann, ist neben dem Ausbau der Dachflächen-Photovoltaik insbesondere auch die Nutzung von Freiflächen im Siedlungsbereich sowie im Landschaftsraum erforderlich. Nur mit diesen großflächigen Anlagen kann die energiepolitische Wende erzielt werden.

Geeignete Flächen für Freiflächensolaranlagen zu finden, stellte die Stadt Konstanz vor große Herausforderungen, insbesondere unter dem Aspekt der hohen naturschutzfachlichen Bedeutung der freien Landschaft: Etwa 60 % der städtischen Gemarkung stehen unter gesetzlichem Schutz.

Um das PV-Potenzial im Landschaftsraum der Gemarkung Konstanz außerhalb der Siedlungsflächen einschätzen zu können, wurde im Herbst 2022 eine gutachterliche Potenzialstudie beauftragt. Die Ergebnisse liegen seit Anfang Oktober 2023 vor und wurden in der Sitzung des Technischen und Umweltausschusses (TUA) am 12. Oktober öffentlich vorgestellt.

Ergebnisse der Potenzialstudie

Bei der Bewertung, ob Freiflächen für die Errichtung von PV-Anlagen geeignet sind, kamen verschiedene Kriterien zum Tragen. Überprüft wurde der sogenannte Raumwiderstand, also Auswirkungen auf die Schutzgüter: Boden, Wasser, Klima/Luft, Tiere und Pflanzen, Kultur- und Sachgüter, Mensch und Erholung sowie Landschaftsbild. Grundvoraussetzungen für die untersuchten Flächen waren eine Größe von mindestens 2 Hektar und dass sich eine Trafostation im Umfeld von 1.000 Metern befindet.

Es konnten aufgrund der Untersuchungen zum Raumwiderstand 16 Flächen mit ca. 137 ha als potenziell geeignet bewertet und näher untersucht werden.  Zwei große Potenzialflächen mit sehr unterschiedlichen Geländegegebenheiten wurden in mehrere Zonen unterteilt, weshalb die Anzahl der näher untersuchten Flächen bzw. Teilflächen 25 beträgt. Von den untersuchten Flächen sind ca. 79 ha in öffentlichem Eigentum. Für jede der untersuchten Flächen wurde abschließend ein Steckbrief erstellt.

Aus der groben Umweltbeurteilung geht hervor, dass keine der untersuchten 25 Teilflächen als durchweg konfliktfrei eingestuft werden kann. Alle Flächen weisen Konfliktpotenziale auf oder wurden sogar als konfliktreiche oder sehr konfliktreiche Fläche bewertet. Überwiegend bestehen jedoch Möglichkeiten für Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von möglichen negativen Umweltauswirkungen. In einer anschließend vorgenommenen Umweltbeurteilung bei Durchführung von Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen wurden daher 16 der 25 Teilflächen im Rahmen der Studie als geeignet für Solarnutzung bewertet.

Fazit und Empfehlung

Aufgrund der Umweltbeurteilung und unter Einschätzung und Berücksichtigung weiterer Indikatoren wurden im Rahmen der Studie vier der als geeignet bewerteten Flächen als potenziell schnell realisierbar eingestuft – vorbehaltlich der Durchführung von sogenannten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen. Zwei dieser Flächen befinden sich auf der Feldflur des Zentrums für Psychiatrie Reichenau südlich der L220, die dritte an der Gemarkungsgrenze westlich der L220, und bei der vierten Fläche handelt es sich um die ehemalige Deponie Dorfweiher.

Nachdem die Ergebnisse bereits im Technischen und Umweltausschuss sowie im Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss öffentlich vorgestellt und vorberaten worden waren, beriet der Gemeinderat in der Sitzung am 26. Oktober abschließend zum weiteren Vorgehen. Das Gremium folgte einstimmig der Empfehlung, in erster Priorität die 12,5 ha große Fläche Dorfweiher für die Umsetzung der PV-Freiflächenanlagen weiterzuverfolgen. Die Verwaltung wurde beauftragt, eine Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sowie eine Öffentlichkeitsbeteiligung hinsichtlich Freiflächensolaranlagen durchzuführen. Zudem sollen Agri-PV-Freiflächen auch in Schutzgebieten analysiert und Grünlandflächen dargestellt werden. Ergänzend soll in der weiteren Untersuchung überprüft werden, ob sich der Fluglandeplatz als potenzielle Fläche für Freiflächen-PV-Anlagen eignet.

Die Studie dient auch als Grundlage für zukünftige Projektentwicklungen und dafür notwendige ergänzende Untersuchungen. Sie ist online unter www.konstanz.sitzung-online.de abrufbar.

(Erstellt am 19. Oktober 2023 10:57 Uhr / geändert am 27. Oktober 2023 10:34 Uhr)