#KNmeetsHN 2023

Die von Björn Fischer (Stabsstelle Strategie und Projektkoordination Stadt Konstanz) und Thomas Laue (Digitalisierungsbeauftragter der Stadt Heilbronn) 2019 ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe #KNmeetsHN, bei der der interkommunale Austausch zwischen den beiden Städten Heilbronn und Konstanz im Vordergrund steht, fand auch im Jahr 2023 wieder statt. Nachdem pandemiebedingt der Austausch in den vergangenen Jahren virtuell erfolgte, wurden 2023 die Konstanzer in Heilbronn wieder in Präsenz in Empfang genommen. Am 17.Oktober trafen rund 30 Digitallotsinnen und Digitallotsen in der Jugendherberge in Heilbronn aufeinander und konnten ein spannendes Programm erleben, das im Folgenden näher erläutert wird.

In diesem Jahr bot sich den DigitallotsInnen beider Städte erneut die Gelegenheit, in einen gemeinsamen Dialog zu treten, Erfahrungen als DigitallotsInnen auszutauschen und Einblicke in den Stand der Digitalisierung der jeweilig anderen Stadt zu bekommen. Die gesamte Veranstaltung stand unter dem Motto „Lernende Organisation – Neue Organisation trifft Verwaltung“. Dabei gab es spannende Impulse von Carlo Schöll (bächle&spree) zum Thema „Organisation im Wandel – aber warum eigentlich?“ sowie weitere Denkanstöße durch einen Besuch bei der Coding Schule 42 und Workshops, bei denen diese Impulse aufgearbeitet werden konnten.

Von links nach rechts: Carlo Schöll, Björn Fischer, Eberhard Baier, Thomas Laue

Carlo Schöll: Organisation im Wandel – aber warum eigentlich?

Bild von Carlo Schöll
Bild: Carlo Schöll

Zu dem Thema „Organisation im Wandel – aber warum eigentlich?“ hielt Carlo Schöll von bächle und spree einen spannenden Vortrag und beleuchtete dabei unterschiedliche Organisationsstrukturen sowie deren Vor- und Nachteile. Im Rahmen dieser Diskussion wurde auch erörtert, aus welchen Gründen sich Organisationen entwickeln, welche Merkmale idealtypische Organisationen aufweisen und welche Grenzen und Potenziale in diesen Idealtypen liegen.
Dieses Thema gewinnt zusätzliche Relevanz aufgrund der zunehmenden Unzufriedenheit der Arbeitnehmer in Deutschland. Gemäß einer repräsentativen Umfrage von Civey für Autocrity gaben 52,8 % der Erwerbstätigen in Deutschland für die letzten drei Monate an, sich erschöpft gefühlt zu haben. Um berufsbedingte Erschöpfung zu reduzieren, äußerten 40,7% der Erwerbstätigen den Wunsch nach „weniger sinnloser Arbeit“, während dieser Wunsch bei Beamten sogar 65 % betrug. Die Umfrageergebnisse deuten auf strukturelle Herausforderungen hin, die nur durch eine drastische Veränderung der Arbeitsweise gelöst werden können. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer organisatorischen Transformation (Quelle: Civey / Auctority 2023).

Grafik: Organisationsstrukturen


Eberhard Baier – Organisationsentwicklung mit OpenSpace Beta in Konstanz

Bild zeigt eine Organisation nach dem Zellstrukturdesign
Grafik: Zellstrukturdesign

Eberhard Baier, Leiter des Amtes für Digitalisierung und IT in Konstanz (DigIT), nahm diesmal auch am interkommunalen Austausch zwischen den Städten Heilbronn und Konstanz teil. Im Kontext des Themas "Lernende Organisation / Organisation im Wandel" berichtete er über den Organisationsentwicklungsprozess mit Open Space Beta im DigIT in Konstanz. Dieser Prozess strebt an, das DigIT nach dem Prinzip des Zellstrukturdesigns zu organisieren. Das Zellstrukturdesign-Konzept fördert die Bildung autonomer und kooperierender Zellen innerhalb einer Organisation, um Selbstorganisation, dezentrale Entscheidungsfindung und einen effizienten Informationsfluss zu ermöglichen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, die Anpassungsfähigkeit und Effizienz der Organisation zu steigern, sowie aus dem Amt eine lernende Organisation zu schaffen.
Parallel durchläuft das Amt für IT und Digitalisierung auch eine Organisationsuntersuchung in Kooperation mit der Beratungsfirma Next.Digital. Ziel dieser Untersuchung ist es das im Oktober 2022 neugegründete Amt auf die Struktur zu prüfen und Handlungsempfehlungen und Maßnahmen auszusprechen. Dabei wurden insgesamt acht Ziele herausgearbeitet, die nach priorisierter Reihenfolge bearbeitet werden. Dabei stehen die digitalstrategischen Herausforderungen in den nächsten Jahren, das Sourcing von IT-Dienstleistungen und die Bewertung der Organisation und Struktur des Amtes an erster Stelle.

Gemeinsamer Besuch der DigitallotsInnen bei der Coding Schule 42 in Heilbronn

Bild der Räumlichkeiten der Programmierschule 42
Bild: Programmierschule 42

Ein wesentlicher Bestandteil des #KNmeetsHN Events war der gemeinsame Besuch der DigitallotsInnen in der innovativen Coding Schule 42. Ursprünglich in Frankreich gegründet, ist die École 42 nun weltweit vertreten. Sie bietet ein alternatives Lernmodell, das völlig ohne Lehrende auskommt und welches auf Peer-Learning, projektbasiertes Lernen und selbstorganisiertes Arbeiten setzt. Studierende der 42 können den Lehrplan in ihrer eigenen Zeit absolvieren und sich bei Problemen und Herausforderungen an ihre "Peers" wenden. Nach dem Abschluss bietet Ihnen das Netzwerk der Kooperationspartner der 42 zahlreiche Möglichkeiten, um anschließend in der Arbeitswelt anzukommen.

Die DigitallotsInnen hatten zudem die Gelegenheit, die Coding-Schule zu erkunden und Fragen zu dem alternativen Lernmodell zu stellen. Im Anschluss überlegten sie, wie die in der 42 erworbenen Kenntnisse auch auf ihre Tätigkeiten in der Verwaltung übertragen werden könnten. Dabei wurden Aspekte wie der Abbau von Hierarchien, eigenständigere Arbeitsweisen, eine verbesserte Außenwirkung und ein modernes Erscheinungsbild diskutiert. 

Workshops

In vier Workshops (1. Inkubator DigitallotsInnen, 2. Quo Vadis: Verwaltungskultur, 3. New Work: Arbeit ist keine Krankheit, 4. Nutzerzentrierung: Mal anders herum gedacht) hatten die DigitallotsInnen die Möglichkeit, die Impulse und Eindrücke des Tages zusammen in Gruppen mit verschiedenen Thematiken aufzuarbeiten.

Die erste Gruppe beschäftigte sich mit dem Thema "DigitallotsInnen als Inkubator" und überlegte sich in diesem Zusammenhang, in welchen Strukturen DigitallotsInnen wirken. Die zweite Gruppe verglich die Kultur in der École 42 mit der in der Verwaltung auf verschiedenen Ebenen. Gruppe 3 diskutierte das Konzept von New Work und überlegte, wie es in den Alltag der Verwaltung integriert werden könnte. Unter dem Aspekt der Nutzerzentrierung betrachtete Gruppe 4 die Webseiten der Städte Konstanz und Heilbronn aus der Perspektive von interessierten, aber nicht verwaltungsaffinen Bürgern. Ziel war es, herauszufinden, inwiefern die Webseiten hilfreich sind und wo Verbesserungspotential besteht. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten wurden in Form von Videos festgehalten und untereinander geteilt. 

Bild der DigitallotsInnen während der Gruppenarbeiten
Bild: DigitallotsInnen bei der Gruppenarbeit


Fazit und Ausblick

Die #KNmeetsHN-Veranstaltung im Jahr 2023 wurde von allen Teilnehmenden sehr positiv aufgenommen. Besonders der Besuch bei der Programmierschule 42 stieß auf großes Interesse. Die Workshop-Reihe fand ebenfalls großen Zuspruch bei den DigitallotsInnen aus Konstanz und Heilbronn. Der etwas eng getaktete Zeitplan wurde als Kritik geäußert. Wie in den vorherigen Jahren wurde erneut deutlich, dass die #KNmeetsHN-Reihe von allen Beteiligten als unterstützend und bereichernd für ihre Tätigkeiten als DigitallotsInnen wahrgenommen wird. 

An dieser Stelle möchten wir uns zudem ganz herzlich bei allen Beteiligten, insbesondere den DigitallotsInnen bedanken, die dazu beigetragen haben, dass die #KNmeetsHN Veranstaltung 2023 in der vierten Runde auch wieder so erfolgreich stattfinden konnte. Wir hoffen, dass die Teilnehmenden bereichernde Erfahrungen gemacht und neue Erkenntnisse dazugewonnen haben. Wir freuen uns auch schon darauf, im kommenden Jahr 2024 mit den DigitallotsInnen in die fünfte Runde von #KNmeetsHN zu starten. 

Bewertungen der Digitallotsen von #KNmeetsHN 2023