„Just do it!“

Shu Jiuan-Widmann, 65 Jahre, Koordinatorin des ehrenamtlichen Sprachmittlerdienstes des Landkreises Konstanz

Seit 18 Jahren fördert und koordiniert Shu-Jiuan Widmann die multilinguale Verständigung im Landkreis Konstanz. Unzählige DolmetscherInnen vermittelte sie bereits im Rahmen des „Ehrenamtlicher Sprachmittlerdienst im Landkreis Konstanz“ an Menschen, die in alltäglichen Situationen sprachliche Unterstützung benötigen. Gleichzeitig ist der Dienst eine große Hilfe für soziale und gesundheitliche Einrichtungen sowie Behörden, die diesen in Anspruch nehmen können. Und dies wird rege genutzt: Allein im letzten Jahr (2023) gab es insgesamt mehr als 900 Einsätze von ehrenamtlichen SprachmittlerInnen im gesamten Landkreis. Um diese vielen, teilweise bis zu zehn Einsätze am Tag zu koordinieren und zuzuordnen, braucht es Shu-Jiuan Widmann, die dies nun seit über 15 Jahren macht. „Es gibt so viele Anfragen, die man einfach bearbeiten will“, so Widmann, und da kann es auch mal sein, dass man gerade auf Familienbesuch ist und noch kurz telefonieren muss. Oder auch mal abends im Bett liegt und ein letztes Mal checkt, ob es noch Zu- oder Absagen der SprachmittlerInnen gab.

Viel erleichtert habe ihr im Laufe der Zeit auch der technische Fortschritt. Während sie früher nur per Telefon koordinierte, wird ihre Arbeit nun sehr durch die multifunktionale Nutzung eines Smartphones erleichtert. Nachdem sie längere Zeit im Gastronomiebereich tätig gewesen war, suchte Shu-Jiuan Widmann eine neue Aufgabe: „Man braucht immer eine Aufgabe, das ist meine Meinung.“ Gesagt, getan: Sie meldete sich bei der städtischen Tatenbörse an und stieß auf eine breite Auswahl von ehrenamtlichen Tätigkeiten. Dabei wägte sie ab, welche Talente sie habe und was sie für sich ausschließen könne. Wie es der Zufall wollte, suchten die Stadt Konstanz und das Landratsamt Konstanz gemeinsam eine sprachaffine und -interessierte Person. „Ich dachte, ich probier‘ es mal“ war Widmanns Motto. Vieles lernte sie im Laufe der Zeit mit der Erfahrung in der ehrenamtlichen Tätigkeit. Heute ist Shu-Jiuan Widmann nicht mehr aus dem Projekt wegzudenken und ein unabdingbarer Teil für das Funktionieren des Dienstes.

Dabei ist dies eine komplexe Aufgabe: Alle Fäden laufen bei ihr zusammen, sie kennt die ca. 200 SprachmittlerInnen alle persönlich und behält den Überblick. Auf die Frage hin, was Widmann täglich dazu motiviert, den Dienst zu koordinieren, sagt sie: „Man merkt einfach, dass so viele Menschen Hilfe benötigen.“ Man könne von Menschen, die neuzugewandert und nach Konstanz geflüchtet sind, nicht abverlangen, dass sie sofort Deutsch sprächen. Die Vermittlung von Menschen, die sowohl Deutsch als auch mindestens eine andere Sprache sprechen, sei daher eine gesellschaftliche Ressource, die an der richtigen Stelle angewendet werden müsse. Und die SprachmittlerInnen merkten es oft selbst: Sind sie einmal ehrenamtlich aktiv, wird ihnen bewusst, wie viele Menschen in verschiedenen Bereichen Hilfestellungen benötigen. Auch sie selbst habe sich durch das Projekt sehr viel Allgemeinwissen über Sprachen und Kulturen angeeignet, welches sie für das Ehrenamt benötigt: „Man lernt ja immer, egal in welcher Lebensphase.“ Und was gibt Shu-Jiuan Widmann anderen auf den Weg, die sich überlegen selbst ehrenamtlich aktiv zu werden? „Es wäre schön, wenn jeder ein Stück an die Gesellschaft geben könnte. Just do it!“