„Alle, die etwas ehrenamtlich machen, sind sehr mit dem Herzen dabei“

Josefin Rieckmann, 28 Jahre, Engagierte bei Café Mondial

Das Café Mondial ist Treffpunkt, Café, ein Ort des Zusammenkommens und seit Bestehen ein wertvoller Ort der Begegnung für Konstanz. Jeden zweiten Samstag kann man dort auch einen Spielenachmittag genießen. Sei es Kartenspiele aus aller Welt, das „Zettelchenspiel“, bei dem Begriffe mit Worten oder auch nur Geräuschen dargestellt und erraten werden müssen oder das Fingerbillardspiel Carrom – Spaß ist garantiert. Organisiert und durchgeführt werden diese Nachmittage von Josefin Rieckmann, die ihr eigenes Hobby so in eine ehrenamtliche Tätigkeit verwandeln konnte. Josefin ist 28 und Physiotherapeutin, vor Kurzem hat sie sich selbstständig gemacht. Trotz dieser neuen Herausforderung nimmt sie sich weiterhin die Zeit, sich beim Café Mondial vielseitig zu engagieren – denn für sie sei dies eine „Herzenssache“, welche für sie zugleich ein Ausgleich vom Berufsalltag ist.

Ihren Einstieg in das Ehrenamt hatte Josefin Rieckmann 2021 bei Save Me e.V., wo sie sich bei der wöchentlichen Sprachunterstützung engagierte, und Geflüchtete beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützte. Nach mehreren Monaten dieses Engagements kam ihr die Idee eines Treffpunkts, der nicht nur für Spaß und Ablenkung sorgt, sondern der auch seinen Teil zur Integration beiträgt: Der Treff ist offen für alle, die Freude an einer großen Auswahl von Brett- und Gesellschaftsspielen haben. Viele BesucherInnen kennen eine solche Vielzahl an Spielformen nicht, weshalb sie es als neues, „typisch deutsches“ Phänomen wahrnehmen. Durch Josefin Rieckmanns Eigeninitiative und Engagement etablierte sich der Spielenachmittag im Café Mondial, das gerne die Räumlichkeiten dafür bot. Seitdem hat Josefin sich immer mehr im Café eingebracht – sei es beim Flyer Design oder bei der Organisation eines Tischkicker-Turniers. Mitaufgebaut hat sie auch das hiesige Sprachlerncafé, für alle, die ihre Deutschkenntnisse verbessern möchten. Mittwochs nimmt sie sich extra frei, um dort dabei zu sein: „Da möchte ich nicht arbeiten, weil mir das wichtig ist.“

Der Grund für das Ehrenamt sei für Rieckmann vor allem Überzeugung von der Sache: „Ich finde es so wichtig, weil wir so viele Leute aus unterschiedlichen Ländern hier haben, dass man sich auch kennenlernt und sich mit denen beschäftigt“. Aber es ist nicht nur diese Überzeugung, die sie motiviert, sondern vor allem auch das Wissen, das ihre Arbeit einen entscheidenden Unterschied im Leben des Einzelnen machen kann. Denn das Engagement im Café Mondial gehe oft weit über die Grenzen des Cafés hinaus. Von Arztterminen über Behördengänge, bis hin zu Wohnungsbesichtigungen: „Manchmal kann man wirklich schon helfen, wenn man nur mitgeht“, so Josefin Rieckmann. Sprachbarrieren seien oft eine große Hürde für Geflüchtete. Aber auch Diskriminierungserfahrungen, vor allem bei der Wohnungssuche, seien für viele Geflüchtete und Menschen mit Migrationsbiografie alltäglich. Da kann die Präsenz einer einheimisch gelesenen Peron schon enorm helfen, um zu zeigen, „dass man mit den Leuten steht“.

Für Josefin Rieckmann lässt sich das Ehrenamt mit dem Wort „Gemeinschaft“ zusammenfassen: Das Ehrenamt sei nicht nur bedeutend für diejenigen, die die Angebote in Anspruch nehmen, sondern auch jene, die sich engagieren: "Alle, die ehrenamtlich tätig sind, sind wirklich mit dem Herzen dabei." Und auch mit wenig Aufwand ließe sich schon viel bewegen, so Josefin Rieckmann:  "Es ist schon sehr wertvoll, wenn man auch nur ein bisschen Zeit reinsteckt."