"Man bekommt ein tiefes Verständnis für Vielfalt"

Frozan Malika Amin, 45 Jahre, Organisatorin der Afghanischen Frauengruppe, kulturell Engagierte und ehrenamtliche Übersetzerin

Dass Frozan Malika Amin mit vollem Herzen engagiert ist, merkt man schon in den ersten Minuten des Gesprächs mit ihr. Sie berichtet von Projekten und Vorhaben, was sie in letzter Zeit beschäftigt hat, wie sie vorankommen möchte. Mit Büchlein, Handy und Flyern ausgestattet und gerade von einem Termin kommend berichtet Frozan Malika Amin von ihrem Tagesablauf und zeigt Bilder von Veranstaltungen. Und bemerkenswert ist dabei: Sie ist nun seit 17 Jahren ehrenamtlich engagiert und ist noch immer noch mit vollem Herzblut dabei. Hierfür wurde sie bereits im Jahr 2018 vom Oberbürgermeister Uli Burchardt für ihr Engagement beim BürgerInnenempfang geehrt.

Frozan Malika Amin hat sich von Beginn an beim ehrenamtlichen Sprachmittlerdienst im Jahr 2007 angemeldet, zu dem sie über die damalige Integrationsbeauftragte Elke Cybulla gelangte. Doch beim Dolmetschen bleibt es bei Amin nicht. Die ausgebildete islamische Seelsorgerin, die auch als psychiatrische Seelsorgerin arbeitet, begleitet darüber hinaus eine afghanische Frauengruppe, macht viel Kulturarbeit, organisiert traditionelle Feiern und hält Vorträge. Ihre Hauptaufgabe, Menschen ohne Deutschkenntnisse bei sämtlichen Hürden Neuzugewanderter in Konstanz zu unterstützen, ist ihr tägliches Geschäft. „Das geht aber über das Übersetzen hinaus“, so Frozan Malika Amin, denn man vermittle auch immer zwischen den Kulturen.

Die Zielgruppe ist dabei breit gefächert, sodass sie vielerlei Menschen kennenlernt. „Ich freue mich, wenn ich Menschen helfen kann und wenn ich sehe, dass sie mit dem Lösen ihrer Probleme ein Stück weitergekommen sind.“ Viele Menschen seien aber gleichzeitig mit Diskriminierungserfahrungen vertraut, sie erzählten ihr immer wieder davon. Umso mehr sei ein Ziel ihres Engagements, dass „ihre Stimmen gehört werden“, denn das könne „eine inklusivere Gesellschaft fördern“. Auch trage die sprachliche Vermittlung und die Kommunikationen zwischen den Kulturen durch ihre Person zu diesem Ziel bei. So organisiert Amin auch regelmäßig afghanische Feste und Feiern, wie das traditionelle „Nauroz“-Fest zum Frühlingsbeginn oder die „Yalda-Nacht“ anlässlich der längsten Nacht des Jahres. Es helfe den Menschen „sich bei kulturellen Festen zu treffen und sich auszutauschen sowie sich gegenseitig zu helfen“. Zusammen lachen, Probleme vergessen, Gutes aus der eigenen Kultur beizubehalten und gleichzeitig eine neue Kultur kennenzulernen gingen mit ihrem Engagement einher.

Ein weiteres, wichtiges Thema ist für Amin die Informationsarbeit hinsichtlich der Situation der Frauen in Afghanistan. Sie halte dabei selbst Vorträge hierzu, beteilige sich an Podiumsdiskussionen oder lade ReferentInnen ein. Darüber hinaus begleitet sie eine Gruppe aus afghanischen Frauen, kocht mit ihnen gemeinsam und organisiert Persischunterricht für Kinder.

Wenn Frozan Malika Amin an ihr ehrenamtliches Engagement denkt, so kommen ihr vor allem die Begriffe „Vielfalt, Zusammenhalt und Gemeinschaft“ in den Sinn. „Dadurch, dass man mit Menschen mit verschiedenen Hintergründen kommuniziert und interagiert, bekommt man ein tiefes Verständnis für die Vielfalt und die Herausforderungen in der Gesellschaft“, so Amin. Daher sei es eine enorme Bereicherung für sie selbst, wenn man positive Entwicklungen bei den Menschen feststelle. Man lerne viel über sich selbst und habe die Chance, neue Fähigkeiten zu erlernen. Auch gemeinsam mit anderen etwas Gutes zu tun und mit Menschen zusammenzukommen, motiviere sie stets: „Es ist wirklich eine schöne Erfahrung, denn ein Ehrenamt bietet die Chance, neue Menschen kennenzulernen, Menschen zu unterstützen, Fähigkeiten zu entwickeln und das eigene Leben auf vielfältige Weise zu bereichern.“