Der Fachmann für Abwasserreinigung

Das sind wir: Die Stadtverwaltung Konstanz stellt sich vor

Mirco Ebeling im Inneren der Zulaufpumpstation
Mirco Ebeling befindet sich im Inneren der Zulaufpumpstation, in der alles zufließende Abwasser in die Kläranlage gepumpt wird. Nach Passage des Zulaufpumpwerkes durchfließt das Abwasser im freien Gefälle die erste mechanische Reinigungsstufe bestehend aus der Rechenanlage und den Sand- und Fettfängen.

Die Zentralkläranlage der EBK ist die größte Abwasserreinigungsanlage am Bodensee. Seit drei Jahren kümmert sich Mirco Ebeling als Abteilungsleiter des Bereichs „Betrieb Kläranlage und Pumpwerke“ um die anfallenden Abwässer aus der Stadt Konstanz, den Bodanrückgemeinden Allensbach und Reichenau sowie der Schweizer Stadt Kreuzlingen und der Gemeinden Tägerwilen und Gottlieben.

„Ich sehe mich vor allem als Umweltschützer“, sagt Mirco Ebeling. Zu Recht. Denn gemeinsam mit seinem 23-köpfigen Team sorgt er dafür, dass das Abwasser der Haushalte und der Industrie gereinigt wird. „Wasser ist ein kostbares Gut, das man nicht verschwenden sollte. Verunreinigtes Wasser schadet Mensch und Umwelt“, betont Ebeling.

Die Komplexität der Institution Kläranlage und die Vielfalt der Herausforderungen begeistern Ebeling auch noch nach über 20 Jahren in der Abwasserwirtschaft. Angefangen hat er als Auszubildender zum Ver- und Entsorger (heute: Fachkraft für Abwassertechnik). Nach der Weiterbildung zum Abwassermeister setzte er noch ein Ingenieurstudium auf. „Die Arbeit ist unheimlich abwechslungsreich, und man kann es mit Ehrgeiz vom Facharbeiter bis zum Ingenieur bringen.“

Ebeling ist mit seinem Team aus Elektrikern, Schlossern, Meistern, Ingenieuren und Laborassistenten zuständig für den reibungslosen Ablauf der Anlagentechnik von der Zentralkläranlage, 26 Pumpwerken und 17 Regenwasserbehandlungsanlagen. „Über meinen Schreibtisch laufen unter anderem alle Monats- und Jahresauswertungen sowie der Umweltbericht“, erzählt der 38-Jährige. Personalführung und Prozessoptimierung machen den größten Anteil seiner Tätigkeit aus. „Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Reinigungsleistung zu verbessern und dabei Ressourcen einzusparen. Zwar ist unser Hauptgeschäft die Abwasserableitung und -reinigung, aber auch die Energieeffizienz der einzelnen Anlagenteile wird immer wichtiger.“ Da selbst die besten Anlagen einmal in die Jahre kommen, beschäftigt sich Ebeling regelmäßig mit Sanierungskonzepten für die Pumpwerke, Regenwasserbehandlungsanlagen und die Kläranlage. So wird beispielsweise ab Ende 2020 der Faulturm ersetzt und durch einen weiteren ergänzt. „Damit sind wir für die nächsten 40 Jahre wieder gut aufgestellt. Der Erhalt der Kläranlage und alles, was damit zusammenhängt, ist ein Generationenprojekt“, berichtet Mirco Ebeling begeistert. Auch Ausschreibungen werden von ihm angefertigt, wie zum Beispiel für die Klärschlammentsorgung. Hier konnten die EBK kürzlich auf einen Ostschweizer Anbieter wechseln. „Die kürzeren Transportwege sind auch noch klimafreundlicher“, freut sich Ebeling.

Die Leistung der Kläranlage beeindruckt: Bei Trockenwetter werden 40 Millionen Liter Abwasser am Tag gereinigt, bei Regenwetter sind es 100 bis 120 Millionen Liter am Tag, die anschließend in den Seerhein geleitet werden. Die derzeitige Auslastung der Anlage liegt bei 170.000 Einwohnerwerten, während ihre Kapazitätsgrenze bei 215.000 erreicht ist. Denn eine Tatsache verändert sich nie: Abwasser kommt immer, rund um die Uhr, jeden Tag. „Stillstand kennen wir nicht und darf auch nicht sein,“ betont der Kläranlagen-Leiter. Ausfälle und Störungen in den Pumpwerken oder der Kläranlage werden von einem Bereitschaftsdienst rund um die Uhr behoben. „Bei größeren Störungen werde ich auch nachts informiert.“ Denn wenn die Anlagen versagen, muss verhindert werden, dass Abwasser ungeklärt in den See strömt. „Wir haben alle Systeme redundant angelegt, so dass bei einem Ausfall das Back-up einspringt,“ erklärt Ebeling. Im Notfall kommen auch mobile Pumpen zum Einsatz. Ein weiteres Sicherheitssystem ist die in den Regenwasserbehandlungsanlagen installierte Fernwirktechnik, die auf das Kläranlagen-Leitsystem aufgeschaltet ist. „Wenn etwas verstopft ist oder ausfällt, werden wir sofort gewarnt.“ Zusätzlich inspiziert ein Mitarbeiter einmal pro Woche sämtliche Außenanlagen.

Große Herausforderungen sieht Mirco Ebeling für die Zukunft in zwei Bereichen: die Phosphorelimination und die Reinigung des Wassers von Spurenstoffen, Mikroplastik, Pestiziden und ähnlichem. Phosphorverbindungen wirken in Gewässern als Düngemittel und sind die Hauptursache für eine Eutrophierung (menschlich bedingte Nährstoffanreicherung in Gewässern mit nachteiligen Folgen für Ökologie und Nutzbarkeit). Die Phosphorelimination findet in der Konstanzer Kläranlage mittels einer so genannten Zwei-Punkt-Fällung statt. Zwei verschiedene Eisensalze werden im Zulauf der Biologie und im Zulauf der Nachklärung in den Reinigungsstufen zugeführt. „Da Phosphor aber ein wichtiger und begrenzter Rohstoff ist, hat die neue Klärschlammverordnung die Rückgewinnung von Phosphat aus dem Abwasser oder Klärschlamm gesetzlich festgeschrieben,“ so Ebeling. Als Mitglied im Beirat für Phosphorrückgewinnung der Deutschen Vereinigung für Wasser- und Abwasserwirtschaft beschäftigt er sich bereits seit längerem intensiv mit diesem Thema. „In naher Zukunft werden wir eine vierte Reinigungsstufe einführen müssen, die Spurenstoffe, wie zum Beispiel Pflanzenschutzmittel, Medikamente und Industriechemikalien aus dem Abwasser entfernt.“ Momentan laufen in Baden-Württemberg dazu 15 Pilotprojekte. „Das ist das Fantastische an meinem Beruf: man lernt nie aus, und es bleibt spannend“.



Mi, 23.10. / 17 Uhr
EBK-Feierabendführung: Pumpwerk Schänzle
Treffpunkt: unter der Schänzlebrücke/ Parkplatz Winterersteig

(Erstellt am 15. Oktober 2019 16:25 Uhr / geändert am 16. Oktober 2019 08:37 Uhr)