Serie „Das sind wir“: Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen

Was bedeutet eigentlich genau Sozialarbeit? Stellvertretend für das Team des Jugendzentrums Konstanz berichtet Sozialarbeiterin Nathalie Bächle aus ihrem Arbeitsalltag.

Das Team des Jugendzentrums der Stadt Konstanz: von links Marius Hirling, Kevin Hermanutz (FSJ), Jugendzentrumsleiter René Grüßer, Nathalie Bächle und Katja Schmolenzky. Es fehlt Christian Vock (FSJ).

Das Jugendzentrum Juze der Stadt Konstanz in der Gustav-Schwab-Str. 12c bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 12 bis 27 Jahren einen Ort, an dem sie ihre Freizeit verbringen können. Hauptzielgruppe bilden dabei die 12 bis 17-Jährigen. „Die Jugendlichen kommen nicht nur aus dem Stadtteil, sondern aus dem gesamten Stadtgebiet. Es ist eine bunte Mischung an Kids, die sich hier treffen“, erklärt Nathalie Bächle. Gemeinsam mit drei KollegInnen, zwei FSJlern und einem Fachpraktikanten betreut sie seit 2019 die BesucherInnen.
 
Ihr Weg in die Jugendarbeit begann direkt nach dem Abitur in Herrenberg. Nathalie Bächle absolvierte ein Praktikum in einem Jugendhaus. „Ich merkte, dass ich mit den Jugendlichen sehr gut auf Augenhöhe reden konnte“, erzählt Bächle. Sie nimmt das Studium Soziale Arbeit an der DHBW Stuttgart auf. Die theoretischen Teile finden in Stuttgart statt, ihre Praxisphasen führen Nathalie Bächle durch verschiedene Konstanzer Einrichtungen wie das Kinderkulturzentrum Raiteberg (KiKuZ), die Mobile Jugendarbeit und das Jugendzentrum. „Nach dem Studienabschluss als staatlich anerkannte Sozialarbeiterin B.A. hatte ich Lust, mich beruflich in eine andere Stadt zu orientieren.“ Nach zwei Jahren ergreift sie jedoch die Chance, zurück ins Juze zu gehen. „Ich vermisste den starken Zusammenhalt unseres Teams und die Stadt, die zu meiner Wahlheimat geworden ist“, sagt Nathalie Bächle.
 
Im Umgang mit den Jugendlichen setzt die Sozialarbeiterin auf viel Humor, Freude, Geduld und Offenheit. „Wenn man mit so einer Haltung in die Gespräche rein geht, erreicht man einen Großteil der Jugendlichen. Wichtig ist es, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und die verschiedenen Lebensumstände zu berücksichtigen.“ So kommt Nathalie Bächle das Konzept, auf dem die Jugendarbeit im Juze beruht, auch sehr entgegen. „Wir arbeiten viel mit Empowerment, das heißt die Jugendlichen zur Selbstbestimmung zu befähigen, und setzen auf Partizipation, auf aktive Beteiligung.
Die Jugendlichen sollen ihre Interessen und Bedürfnisse im Rahmen des Juze ausleben können, indem sie selbst Anregungen geben, Projekte verwirklichen und ehrenamtlich mitwirken.“ Die thematische Spannbreite dabei ist groß. „Vergangenes Jahr kam beispielsweise ein junger Mann mit einem fertigen Drehbuch und suchte unsere Unterstützung für sein Stück ‚Wartezimmer‘. Er bekam von uns Material und führte ‚Wartezimmer‘ bei uns im Großen Saal auf. Ein anderer Junge schlug vor, eine frei gewordene Hallenzeit für einen Basketball-Treff zu nutzen, den wir jetzt regelmäßig anbieten. Und manchmal sind es kleine Dinge, die sich die Jugendlichen wünschen. So fragen Kids nach, ob sie im Kreativraum in Ruhe etwas basteln können.“ Es sind viele unterschiedliche Bedürfnisse und Bedarfe, die im Juze zusammenkommen und geregelt werden müssen. Jeder Juze-Mitarbeiter betreut deshalb eigenständig einen Bereich.
 
Im Falle von Nathalie Bächle beinhaltet dies das Offene Café, Tanz, Mädchenarbeit, der Basketball-Treff, der Kreativbereich und die Öffentlichkeitsarbeit. „An mir liegt es, die Bereiche im Austausch und in der Beziehungsarbeit mit den Jugendlichen zu beleben.“ Ideen kommen dabei von vielen Seiten - von den BesucherInnen, Bächle selbst, den vielen Kooperationspartnern, wie u.a. der Jazz- und Rockschule, dem Jungen Theater, den Mighty Pixels, dem KiKuZ, dem Treffpunkt Petershausen und dem Jugendtreff Berchen, der Mobilen Jugendarbeit, aber auch von den SchulsozialarbeiterInnen. Momentan richtet sich Bächles Augenmerk verstärkt auf die Mädchenarbeit. „Man muss Angebote finden, die sie ansprechen. Um die Mädchen zu erreichen, haben wir zum Beispiel eine Kooperation mit einer Zumba-Lehrerin begonnen.“ Ein voller Erfolg, kommen doch immer mehr Mädchen zum Tanzen ins Juze. Dadurch konnte Nathalie Bächle zum Beispiel herausfinden, dass sich die Mädchen auch ein Fitnessangebot wünschten. In Kooperation mit dem Café Mondial findet nun jeden Donnerstag „Fitness for Ladies“ statt. Beide Veranstaltungen sind wie die anderen Angebote im Sport-, Musik-, Theater- und Kreativbereich kostenlos. „Wir probieren immer wieder etwas Neues aus und schauen, was ankommt.“ Damit die Jugendlichen auch von dem vielfältigen Angebot erfahren, erstellt Nathalie Bächle jeweils ein Wochenprogramm und postet die Kurse auf der Juze-Webseite, auf Facebook und Instagram.
 
Die Leitung des Cafés, in dem alle MitarbeiterInnen abwechselnd die Theke betreuen, teilt sich Nathalie Bächle mit Marius Hirling. Das Café ist ein wichtiges niedrigschwelliges Angebot, über das leicht Kontakte geknüpft werden können. Denn neben Kursen und Workshops steht der Dialog mit den Jugendlichen für das Juze-Team im Mittelpunkt. Sie sind Ansprechpartner für die verschiedensten Themen – von beruflichen bis hin zu Beziehungsfragen, sie beraten die Jugendlichen oder helfen ihnen, die richtigen Anlaufstellen zu finden.
 
Das Juze-Team hat sich für dieses Jahr mehrere Projekte auf die Fahnen geschrieben. Geplant ist, jeden Freitag nach der Schule einen Mittagstisch anzubieten und wieder eine Sommerfreizeit zu gestalten. Auch soll es erneut ein Basketballturnier geben. Klar ist: Es wird wieder bunt, laut und voll mit BesucherInnen werden – „und genau so muss es sein“, sagt Nathalie Bächle lachend.

(Erstellt am 17. März 2020 14:15 Uhr / geändert am 17. März 2020 14:22 Uhr)