Kulturhunger und Fasnacht in der Nachkriegszeit

Einblicke in die Ausstellung „Zeit-Bilder“, Teil 2

Hans Sauerbruch (1910-1996): Plakat zum Konstanzer Fasnachtsumzug; 1956; Rosgartenmuseum Konstanz

Auch wenn Not und Entbehrung die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg prägten, war der Hunger nach Kunst und Kultur groß. Dank der tatkräftigen Unterstützung der französischen Besatzer fanden bereits an Pfingsten 1946 die „Konstanzer Kunstwochen“ statt – ein Kulturfestival mit Theater, Konzerten, Lesungen und Ausstellungen. Zwei Wochen lang wurde die Stadt zu einem Zentrum geistigen Austauschs und zog tausende Besucher an.

Dank der verständnisvollen Haltung des französischen Militärgouverneurs André Noël gegenüber den Konstanzer Narren fand die erste offizielle Nachkriegsfasnacht bereits 1948 statt. Zahlreiche ortsansässige Künstler wie Peter Diederichs, Hans Sauerbruch und Adolf Schmid beteiligten sich an den aufwändig dekorierten Festen. Einen Höhepunkt erreichten die Künstlerbälle 1950 mit dem „Zirkus Rossbolli“ in den Räumen des Konstanzer Kunstvereins. Künstler bauten eine täuschend echte Zirkusmanege auf und stellten ein umfassendes Programm – mittags für Kinder und abends für Erwachsene – zusammen. Mit dem Zirkus Rossbolli begann die Blütezeit der Konstanzer Fasnacht der 1950er-Jahre. Der leidenschaftliche Fasnachter und Künstler Sepp Biehler entwarf in dieser Zeit zwei neue Fasnachtshäser: 1951 für die Konstanzer Frichtle und 1954 für die Laugelegumper. Beide Zünfte prägen bis heute die lebendige und vielfältige Fasnacht in der Stadt zum See.

(Erstellt am 28. Juni 2022 16:37 Uhr / geändert am 30. Juni 2022 02:01 Uhr)