Immer das Ganze im Blick behalten

Das sind wir: Die Stadtverwaltung Konstanz stellt sich vor

Anna Löhri mit der Broschüre "Grün in Konstanz"
Anna Löhri setzt sich als Umweltplanerin dafür ein, dass bei der städtebaulichen Entwicklung Freiraum und umweltrelevante Belange berücksichtigt werden.

Anna Löhri arbeitet im Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU) im Fachbereich Umwelt. Mit ihren KollegInnen sorgt sie für eine nachhaltige und kreative Entwicklung von Grün- und Freiräumen in Konstanz.

Im großen Garten ihrer Großeltern beschäftigte sich Anna Löhri schon als Kind mit der Pflege von Naturräumen. „Mir war schnell klar, dass ich das später beruflich machen möchte“, sagt die gebürtige Konstanzerin. Sie absolvierte ein Studium zur Diplomingenieurin der Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung (FH) in Nürtingen, arbeitete im In- und Ausland in Ingenieurbüros und bei einer anderen baden-württembergischen Kommune.
2019 suchte das ASU in Konstanz eine UmweltplanerIn mit Schwerpunkt in der Bauleitung. Eine Stelle wie geschaffen für Anna Löhri: „Das war schon immer ein Steckenpferd von mir.“ Die Bauleitplanung ist eine Hauptaufgabe des ASU; sie ist das Fundament einer geordneten und nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung. „Mich hat an der Stelle besonders gereizt, dass hier Umwelt- und Stadtplaner auf Augenhöhe im Team zusammenarbeiten. Wenn ein neues Projekt ansteht, holt man beide ins Boot. Die städtebauliche Entwicklung funktioniert nur, wenn Freiraum und umweltrelevante Belange auch berücksichtigt werden.“ Die besonderen Konstanzer Rahmenbedingungen stellen Landschaftsplaner vor spannende Herausforderungen. „Das Wachstum der Stadt muss mit der sensiblen und einzigartigen Landschaft am See in Einklang gebracht werden. Hinzu kommt, dass neben Gebäuden und Infrastruktur parallel auch Freiräume und Grünflächen mitgeplant werden, denn sie sind wichtig für die Lebensqualität der Bewohner“, erklärt Anna Löhri.

Die Bauleitplanung unterteilt sich in zwei Stufen. In der vorbereitenden Bauleitplanung wird die gesamte Gemarkung Konstanz in Bezug auf entwicklungsfähige und schützenswerte Gebiete untersucht. Auf Grundlage des daraus resultierenden Flächennutzungsplans werden in der zweiten Stufe einzelne Gebiete in der verbindlichen Bauleitplanung entwickelt und Bebauungspläne erstellt. Aufgabe des Fachbereichs Umwelt ist es, die Bauleitplanung mit dem Schutz von Landschaft und Natur zu vereinbaren. „Bei der Bebauungsplanänderung Stromeyersdorf habe ich die umweltrelevanten Belange bearbeitet“, sagt Anna Löhri. Dafür hat sie eine Umweltprüfung durchgeführt. „Man betrachtet den Ist-Zustand, schaut sich die Schutzgüter wie beispielsweise Boden, Wasser, Klima/Luft oder Biotope und Arten an und beurteilt die ökologische Wertigkeit.“ Im zweiten Schritt bewertet Löhri das Planungsziel: Wie sieht es nach dem Eingriff aus, gibt es Möglichkeiten, ihn zu vermeiden, zu minimieren oder auszugleichen? Für die Beurteilung sammelt Anna Löhri verschiedenste Daten, die teilweise von der Landesanstalt für Umwelt kommen oder auch durch das interne Geoinformationssystem. Sie zieht, wenn nötig, andere Behörden hinzu und macht sich auch vor Ort ein Bild. „Das Ganze führt zu einem Bebauungsplan, der auch einen Ausgleich des Eingriffs vorsieht“, erklärt die Umweltplanerin. Viele Kommunen führen für Kompensationsmaßnahmen baulicher Eingriffe ein sogenanntes Öko-Konto. Flächenökologisch aufgewertete Gebiete können für die Zukunft bevorratet werden, um spätere Eingriffe auszugleichen. Der Vorteil ist, dass Naturschutzmaßnahmen so auf bestimmten Flächen gebündelt vorgenommen werden können und nicht verstreut im Raum erfolgen. Ob ein Öko-Konto auch für Konstanz sinnvoll ist, recherchiert Anna Löhri aktuell.

Im Fokus ihrer Arbeit steht jedoch, eine Strategie für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu formulieren. Dies umfasst zum Beispiel die Themen Klimawandel und Biodiversität. „Wir erarbeiten die Themen und ermitteln, wie andere Städte mit den Herausforderungen umgehen“, erklärt die Landschaftsplanerin. Themen wie Biodiversität hat die Verwaltung zwar schon länger angegangen, so ist Konstanz Mitglied im Bündnis für biologische Vielfalt. „Aber vielleicht brauchen wir in Zukunft eine Strategie mit gezielteren Maßnahmen, um die biologische Vielfalt zu erhalten“, betont Löhri und ergänzt: „Wenn man vorbereitet ist, kann man schneller reagieren.“ Ein großes Thema ist auch die Klimawandelfolgenanpassung. „Gerade die Bauleitplanung kann da viel in die Wege leiten, besonders in Neubaugebieten“, ist Löhri überzeugt. So kann man Hitzefolgen mit gestalterischen Maßnahmen mildern, indem Bäume gepflanzt werden. Beitragen kann auch eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung, bei der Wasser u. a. nach Starkregen auf der Fläche oder z. B. auf grünen Dächern zurückgehalten und erst nach und nach an den Boden abgegeben wird. All diese verschiedenen Fragestellungen und Herausforderungen machen den Beruf für Anna Löhri so attraktiv. „Man hat vielfältige Aufgaben, kein Tag ist wie der andere. Man arbeitet drinnen wie draußen und muss viel kommunizieren und interdisziplinär arbeiten“, sagt Anna Löhri. Sie weiß jedoch auch um die Grenzen ihrer Arbeit. „Als Landschaftsplaner möchte man die Natur völlig unberührt lassen, aber das ist nicht realistisch“, sagt Anna Löhri. „Unsere Aufgabe ist es, alle Interessen zu sammeln und dann die umweltverträglichste Lösung zu finden, damit ein guter Kompromiss für Natur und Landschaft entsteht.“

(Erstellt am 12. November 2019 17:31 Uhr / geändert am 13. November 2019 08:43 Uhr)