Hohe Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen

Umweltthemen und Ukraine-Krieg im Fokus der Konstanzer Bürgerbefragung 2022

Selbsteinschätzung zum Umweltbewusstsein nach Alter

Seit 2008 wird die Konstanzer Bürgerbefragung jedes Jahr von der Universität Konstanz durchgeführt. Sie bietet der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat regelmäßig wichtige Informationen darüber, was die Konstanzer BürgerInnen beschäftigt, wie ihre Lebenssituation aussieht und wie sie die Arbeit der Stadt bewerten. In der aktuellen Studie – es ist bereits die 15. Ausgabe – standen die Themen Umwelt- und Klimaschutz im Fokus. Ein weiterer Teil der Befragung beschäftigte sich aus aktuellem Anlass mit den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine.

Mehrheit der Befragten schätzen Klimaschutzmaßnahmen als wichtig ein

Bei der aktuellen Bürgerbefragung zeigte sich vor allem, wie wichtig den KonstanzerInnen der Klimaschutz ist: So schätzt sich über die Hälfte der Teilnehmenden der Studie als „stärker umweltbewusst“ ein. In der Gruppe der Befragten im Alter von 60 Jahren oder älter gaben 62 Prozent an, sehr umweltbewusst oder umweltbewusst zu sein. Damit liegt der Anteil etwas höher als unter den Befragten im Alter von 18 bis 30 Jahren (57 Prozent) und in der Gruppe der 31- bis 59-Jährigen (53 Prozent).

In der Studie wurden den Befragten zudem verschiedene Klimaschutzmaßnahmen für die Stadt vorgeschlagen. Die Mehrheit der Befragten hielt diese überwiegend für wichtig. Eine besonders hohe Zustimmung erhielten die genannten Vorschläge, die Klimafolgekosten bei städtischen Investitionen zu berücksichtigen, klimafreundliches Sanieren und Bauen zu fördern und erneuerbar betriebene Wärmenetze zu schaffen. Im Bereich Mobilität fand die Mehrheit der Befragten vor allem die Entwicklung einer klimaneutralen Stadtlogistik für den Lieferverkehr besonders wichtig. Während StudienteilnehmerInnen, die ein Auto besitzen, der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ein besonderes Anliegen ist, liegt den Befragten ohne Auto der Vorrang für FußgängerInnen und RadfahrerInnen am Herzen.

Nach Angaben der Studie verhalten sich viele Befragte im Alltag bereits jetzt klima- und umweltfreundlich. So gehen sie beispielsweise in der Stadt zu Fuß oder fahren mit dem Fahrrad. Für die Einkäufe nimmt die Mehrheit immer oder fast immer eine Tasche mit. Größere Unterschiede in den Altersgruppen gibt es jedoch bei der Nutzung des Zugs für längere Strecken. Hierfür waren vor allem die jüngeren Befragten offen, die Gruppe der 31-59-Jährigen stimmte dem nur knapp ein Viertel zu. Die jüngste Altersgruppe ernährt sich zudem häufiger vegetarisch oder vegan und isst seltener Fleischprodukte. Insgesamt zeigen die Befragten 2022 aber öfter klimafreundliche Verhaltensweisen als noch im Jahr 2016.

Ukraine-Krieg macht auch den KonstanzerInnen Sorgen

Im Februar 2022 begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Bilder und Berichte über den Verlauf der Invasion Russlands prägten die Nachrichten und politischen Diskussionen im Jahr 2022. Der Krieg gibt auch für die Teilnehmenden der Konstanzer Bürgerbefragung Anlass zur Sorge. So hat beispielsweise knapp die Hälfe der Befragten aller Altersgruppen große Angst oder sehr große Angst vor einer anhaltenden Inflation. Zudem haben die TeilnehmerInnen im Schnitt größere Angst vor einer militärischen Auseinandersetzung in anderen europäischen Ländern als vor einem Weltkrieg. Diese Angst nimmt allerdings über die Altersgruppen hinweg zu, in der jüngsten Alterskohorte äußerten 17 Prozent diesbezüglich große Angst oder sehr große Angst, bei den 31- bis 59-jährigen Befragten war es ein Viertel, bei den mindestens 60-Jährigen 28 Prozent.

Von den in Konstanz lebenden UkrainerInnen beteiligte sich ein Drittel an der Sonderbefragung „ULIK“. Drei Viertel der Befragten sind weiblich, die Hälfte ist gemeinsam mit Kindern geflohen. Rund 30 Prozent der Befragten gaben an, dauerhaft hier bleiben zu wollen. Allerdings gibt es einige Hürden für die Geflüchteten: Dazu gehören vor allem unzureichende Deutschkenntnisse sowie die Schwierigkeit, eine Wohnung zu finden oder Zugang zu ärztlicher Versorgung zu bekommen. Die Verbreitung verschiedener Trauma-Symptome deutet zudem auf einen erheblichen Bedarf an Betreuung traumatisierter Personen hin. Wichtig sind hier nach Angaben der Studie Hilfen bei der Wohnungssuche, Angebote zu niedrigschwelligen Sprachkursen, eine medizinische Betreuungsangebote für traumatisierte Geflüchtete.

Lebensqualität wird weiterhin als hoch empfunden

Wie in allen bisherigen Konstanzer Bürgerbefragungen wurde auch 2022 danach gefragt, wie zufrieden die Teilnehmenden damit sind, in Konstanz zu leben. Auch in der 15. Ausgabe der Studie geben die Befragten eine hohe Lebenszufriedenheit in der Stadt an. Allerdings konnte man über die letzten drei Jahre einen Rückgang der Zufriedenheit beobachten: Besonders der Anteil der Befragten, die angaben, voll und ganz zufrieden zu sein, ist im Vergleich zu 2020 um 10 Prozentpunkte gesunken. Mit 30 Prozent liegt er auf dem niedrigsten Wert seit 2008, dem Jahr der ersten Konstanzer Bürgerbefragung. Dennoch sind mehr als 80 Prozent der Befragten voll und ganz zufrieden (30 Prozent) oder eher zufrieden (52 Prozent), in Konstanz zu leben. Auch die Lebensqualität wird weiterhin überwiegend als sehr gut oder gut eingeschätzt. Hier gibt es kleinere Unterschiede nach Stadtteilen: Die Befragten aus Wallhausen gaben die höchste Lebensqualität an. Das benachbarte Dettingen, Fürstenberg und Egg schneiden dagegen vergleichsweise weniger gut ab.

Hintergrund: Die Konstanzer Bürgerbefragung

Die Konstanzer Bürgerbefragung ist eine Langzeitstudie in Kooperation mit dem Arbeitsbereich „Empirische Sozialforschung“ der Universität Konstanz unter Leitung von Prof. Thomas Hinz. Die wechselnden Schwerpunktthemen der Befragungen werden zwischen der Universität und der Stadt abgestimmt. Die Ergebnisse fließen direkt in die kommunale Planung von Konstanz ein. Aus diesem Grund fördert die Stadt die wissenschaftliche Langzeitbeobachtung schon seit vielen Jahren. Die erste Befragung wurde 2008 durchgeführt, die aktuelle Studie ist bereits die 15. Runde. Befragt wurden 1.157 Menschen über eine Onlinebefragung.

(Erstellt am 19. Mai 2023 11:23 Uhr / geändert am 12. Juni 2023 10:39 Uhr)