Entwicklungsraum für die Wissenschaft

Öffentliche Auslage des neuen Bebauungsplans der Universität bis 24. September 2021

Bebauungsplan der Universität
Entwurf Bebauungsplan Universität, 1. Änderung: Die Baufelder sind hier orange und der Bestand grau dargestellt.

Die Stadt Konstanz und das Land Baden- Württemberg planen gemeinsam mit der Universität Konstanz die bauliche Weiterentwicklung des Campus: Ein aktuelles Bebauungsplanverfahren soll der Universität bauliche Entwicklungsmöglichkeiten für die kommenden vier Jahrzehnte bieten. Der neue Bebauungsplan bietet dringend benötigte Flächen, um der Raumknappheit an der Universität Konstanz entgegenzuwirken und um die Forschung und Lehre der Exzellenzuniversität angemessen räumlich unterzubringen. Die Studierendenzahl soll in der jetzigen Größe bleiben. Gleichzeitig wurde ein Mobilitätskonzept entwickelt, das die künftige Verkehrsanbindung des Campus Hand in Hand mit seiner baulichen Erweiterung vorsieht – und einen besonderen Fokus auf umweltfreundliche Mobilität legt.
 
„Der neue Bebauungsplan ist ein Schritt in die Zukunft der Universität. Er schafft die so wichtigen Entwicklungsperspektiven für den Wissenschaftsstandort Konstanz. Für uns war maßgeblich, die baulichen Entwicklungsmöglichkeiten der Universität in ein ökologisch nachhaltiges Konzept zu fassen. Die Universität Konstanz hat einen grünen Campus und das soll auch weiterhin so bleiben“, so Prof. Dr. Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz.
 
Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung im Mai und Juni 2019 wurde die Öffentlichkeit über das Verfahren informiert, u.a. mit einer Abendveranstaltung an der Universität, wo ein erster Entwurf vorgestellt wurde. Aktuell findet nun die öffentliche Auslegung vom 11. August bis 24. September 2021 im Amt für Stadtplanung und Umwelt Konstanz (Untere Laube 24, 5. OG, vor den Räumen 5.04 – 5.05 bzw. 5. 27 – 5.28) statt. Der Satzungsbeschluss als Abschluss des Verfahrens ist für Ende 2021 vorgesehen.
 
Historie der Universität
Die Universität Konstanz wurde 1966 gegründet. Der bis heute rechtsgültige Bebauungsplan der Universität stammt aus dem Jahr 1969. Der Campus war damals für 3.000 Studierende geplant. Inzwischen liegt die Studierendenzahl bei über 11.000, hinzu kommen rund 2.300 Beschäftigte. Damit ist die Uni die größte Arbeitgeberin der Region. „Wir haben eine große Raumnot an der Universität. Dies schränkt uns spürbar sowohl in der Forschung als auch in der Lehre ein. Uns geht es bei dem neuen Bebauungsplan nicht etwa darum, die Studierendenzahl zu erhöhen – diese ist sehr stimmig –, sondern den nötigen Raum zu haben, um unsere exzellente Forschung und Lehre in angemessenem Rahmen umzusetzen“, schildert Prof. Dr. Malte Drescher, Prorektor für Forschung, Karriereentwicklung und Forschungsinfrastruktur an der Universität Konstanz.
 
Das 1969 ausgewiesene Baufenster ist jedoch nahezu vollständig bebaut und lässt keine weiteren baulichen Entwicklungen zu. Daher beschloss die Stadt Konstanz im April 2011 die Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes für die Universität. Unter frühzeitiger und intensiver Beteiligung der Naturschutzbehörden und weiterer Träger öffentlicher Belange wurde bis 2017 ein städtebaulicher Masterplan erarbeitet, der die Grundlage für den neuen Bebauungsplan bildet. Der Campus liegt in hochwertigem Naturraum (Natura 200) und grenzt an wertvolle Waldbestände. „Eine exzellente Universität in einem exzellenten Naturraum“, sagt Martin Wichmann, Stellv. Leiter des Amts für Stadtplanung und Umwelt und seit Beginn Projektverantwortlicher bei der Stadt Konstanz. „Gemeinsam mit den Planern ist es uns gelungen, Entwicklungsräume zu identifizieren, bei denen die Eingriffe auf ein absolut notwendiges Minimum reduziert und durch geeignete Maßnahmen im Naturraum ausgeglichen werden konnten.“
 
Aktuell umfasst der Hochschulkomplex auf dem Gießberg eine Nutzfläche von rund 120.000 Quadratmetern. Bis zum Jahr 2060 rechnet die Universität mit einem zusätzlichen Flächenbedarf von 55.000 Quadratmetern. Dieser Entwicklungsraum bildet die Grundlage, um wissenschaftliche Schwerpunktprojekte in Konstanz verwirklichen zu können – zum Beispiel profilbildende Großprojekte im Rahmen der Exzellenzstrategie, neue Sonderforschungsbereiche und weitere Verbundforschungsprojekte, Forschungsvorhaben mit spezialisierter Infrastruktur sowie auch infrastrukturelle Rahmenbedingungen für moderne Lehre.
 
Aktuelle Bauprojekte
Das jüngste abgeschlossene Bauprojekt der Universität ist das Forschungsgebäude ZT an der Nordseite des Campus, welches künftig das „Centre for Visual Computing of Collectives“ beheimaten wird. Nach rund dreijähriger Bauphase hat der Landesbetrieb Vermögen und Bau, Amt Konstanz, das neue Gebäude im Mai 2021 offiziell der Universität Konstanz übergeben. Das „Centre for Visual Computing of Collectives“ wird schwerpunktmäßig für die universitäre Forschung im Bereich „Kollektives Verhalten“ genutzt, insbesondere durch Arbeitsgruppen des Exzellenzclusters „Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour“, und bietet hierfür spezialisierte Infrastruktur. So etwa den weltweit einzigartigen „Imaging Hangar“.
 
Ein bauliches Schwerpunktprojekt der kommenden Jahre ist der Bau des Forum Konstanz. Dabei handelt es sich um eines der drei universitären Schlüsselprojekte im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder und um die bauliche Umsetzung der Gesamtstrategie „Universität Konstanz – creative.together“. Das Forum Konstanz wird als Zentrum für Wissenschaft und Gesellschaft ein neuer Campusmittelpunkt werden, der Menschen und Ideen – auch und gerade aus der Stadt Konstanz – in einer Umgebung zusammenbringt, die Kreativität, Austausch und Begegnung fördert. Aktuell noch in Planung, ist die Eröffnung des Forum Konstanz für 2029 angedacht. Ein weiteres geplantes Bauprojekt ist das Seminar- und Hörsaalgebäude X, ein Ersatzneubau an der westlichen Zufahrtsstraße des Campus.
 
Max-Planck-Institut
Im Mai 2019 wurde das Max-Planck- Institut (MPI) für Verhaltensbiologie gegründet. Im September 2020 folgte eine Finanzierungszusage vom Land BW in Höhe von 60 Millionen Euro für den Neubau eines Institutsgebäudes für das MPI in Konstanz auf dem Areal der Universität.
 
Die Suche nach einem geeigneten Standort für das MPI hat in enger Abstimmung mit der Universität und Vermögen und Bau den Parkplatz Nord (SO2) ergeben. Hier wird das Institutsgebäude auf den 6.800 m² großen, für das MPI zur Verfügung stehenden Fläche entstehen. Aktuell ist der Baubeginn für Frühjahr 2024 vorgesehen.
 
Mobilität
Ergänzend zum Bebauungsplan wurde ein Mobilitätskonzept erstellt und das Mobilitätsverhalten der Studierenden und Beschäftigten untersucht. Diese nutzen bereits heute sehr stark den Umweltverbund und nehmen für den Weg zur Universität häufiger den ÖPNV oder das Fahrrad als im stadtweiten Mobilitätsverhalten (Modal Split).
 
Durch eine bauliche Entwicklung wird ohne Ergreifen geeigneter Maßnahmen der Stellplatzbedarf steigen. Gleichzeitig führt die Überbauung der Parkplätze zur Reduktion der bestehenden Stellplätze. Aus diesem Grund wurde im vorliegenden Mobilitätskonzept ein Szenario erarbeitet, was aufzeigt, wie durch geeignete Maßnahmen der Stellplatzbedarf trotz baulicher Entwicklung sinken kann.
 
Die Stadt, Universität und Vermögen und Bau haben sich auf dieses „Szenario 1“ verständigt, in dem angenommen wird, dass die Mobilität zukünftig umweltfreundlicher wird. Eine Auswahl der mit hoher Wirksamkeit bewerteten Maßnahmen soll im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages gesichert werden. Das bestehende Defizit bei Radabstellanlagen soll zeitnah behoben werden und es sollen Maßnahmen durch kontinuierliches Monitoring überprüft und bei Bedarf angepasst werden.
 
Nachhaltiges Bauen
Die Universität ist seit ihrer Grundsteinlegung als nachhaltiges und umweltschonendes Gebäudesystem angelegt. Klima und Energiehaushalt sind ein maßgeblicher Aspekt bei allen Bauprojekten auf dem Campus. Seit Bezug des Campus auf dem Gießberg Anfang der 1970er-Jahre wird Bodenseewasser für eine ressourcenschonende Kühlung der universitären Anlagen genutzt. Die universitären Blockheizkraftwerke sowie eine Geothermieanlage ermöglichen eine nachhaltige Energieund Wärmeversorgung des Campus. Bei sämtlichen Neubauten wird die Möglichkeit der Anbringung von Photovoltaikanlagen auf Dach und Fassaden geprüft, um entsprechend der Vorgaben des Landes das max. mögliche PV-Potential auszuschöpfen. Auch Bestandsgebäude werden zunehmend um Photovoltaikanlagen erweitert: Im März 2019 wurden insgesamt 1.216 Solarmodule mit einer Fläche von fast 2.000 Quadratmetern auf den Dächern angebracht. Bürgermeister Karl Langensteiner- Schönborn erläutert: „Die künftige bauliche Weiterentwicklung der Universität ist vorwiegend auf bereits asphaltierten bzw. bebauten Flächen (darunter die Parkflächen Nord und Süd) vorgesehen. Ein Großteil der neuen Baufläche wird somit auf bereits versiegelter Fläche entstehen.“
 
Bei der Umsetzung der Baumaßnahmen auf dem Campus der Universität orientiert sich der Landesbetrieb Vermögen und Bau, Amt Konstanz, am Energie- und Klimaschutzkonzept für landeseigene Liegenschaften der Landesregierung Baden-Württemberg. Die Gebäudehüllen von Neubauten sind dabei in der Qualität vergleichbar mit einem Passivhaus zu erstellen. Die Gesamtenergieeffizienz orientiert sich am Niveau von Effizienzhäusern (Stufe 40 bei Neubauten und Stufe 55 bei Sanierungen). Die gesetzlichen energetischen Vorgaben werden damit insgesamt deutlich übertroffen. Maßgebliches Ziel ist die CO2-Reduzierung, die durch die Reduktion des Energieverbrauchs und die zunehmende Substitution fossiler Energieträger durch erneuerbare Energien erreicht werden soll.
 
Weitere Informationen zum neuen Bebauungsplan für die Universität Konstanz unter: www.uni.kn/ bebauungsplan.

(Erstellt am 17. August 2021 15:53 Uhr / geändert am 24. September 2021 08:58 Uhr)