Das Museum ist ein Ort für alle

Das sind wir: Die Stadtverwaltung Konstanz stellt sich vor

Ines Stadie im Ausstellungsraum
Wie vermittelt man Kindern, worum es in einem Museum geht? Humor darf dabei jedenfalls nicht fehlen, meint Ines Stadie. Für die inszenierte Führung „Von Bodenseefischern und ihren Fischen“ hatte sie ein buntes Fischkostüm für die GästeführerInnen gestaltet.

Spannend und anschaulich setzt die Museumspädagogin Ines Stadie die Sammlung des Rosgartenmuseums durch Führungen und Aktionen in Szene.

Die Aufgabe von Museen ist das Sammeln von Objekten, ihre Bewahrung und Erforschung. Dazu gehört auch, den Besucherinnen und Besuchern die Bedeutung und Funktion der Gegenstände zu erklären. Diese Vermittlung der Sammlungsinhalte fällt in das Ressort
der Museumspädagogen. Sie erarbeiten Führungen durch Museen und Sonderausstellungen, erstellen Rahmenprogramme und kreieren Aktionen und Workshops. Im Rosgartenmuseum ist dafür Ines Stadie zuständig. Die Konstanzerin hat Kunstgeschichte und Skandinavistik studiert und arbeitet seit vielen Jahren ehrenamtlich mit Kindern und Jugendlichen. Vor vier Jahren ist Ines Stadie über eine Elternzeitvertretung ins Museum gekommen, seit 2017 leitet sie die Museumspädagogik und die Bibliothek des Rosgartenmuseums. „Wir besitzen eine Präsenzbibliothek, die wir momentan inventarisieren. Sie soll über öffentliche Kataloge zugänglich werden“, erklärt Stadie.

„Wir entwickeln Angebote, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und so Interesse für das Museum wecken sollen. Einige Menschen haben Hemmungen gegenüber der Institution Museum, die wir abbauen wollen.“ Um die BesucherInnen zu begeistern, tüftelt Ines Stadie kontinuierlich an Ideen für Begleitprogramme. „Die Ausstellungskonzeption liegt bei Museumsdirektor Tobias Engelsing und der Kuratorin Lisa Foege. Wenn sie steht, überlege ich, wie man die Ausstellung pädagogisch aufbereiten und Schwerpunkte setzen kann.“ Die Konzeption bewegt sich dabei auf dem schmalen Grat zwischen Wissenschaft und Unterhaltung. „Am besten merken sich die Menschen Dinge, wenn man gar nicht merkt, dass man gebildet wurde“, ist Ines Stadie überzeugt.

Ein Format, das sich schon sehr gut etabliert hat, sind die „Museenioren“-Führungen für ältere BesucherInnen. Einmal im Monat gibt es eine spezielle Führung mit der Möglichkeit, sich im Anschluss bei Kaffee und Kuchen auszutauschen. Neu hinzugekommen ist 2019
der Kunstclub, der allen Erwachsenen offensteht und keine Vorkenntnisse erfordert. „In Kooperation mit der Kunstschule wird der Fokus alle zwei Monate auf ein anderes Thema und eine neue Technik gelegt. Nach einem Theorieteil kann jeder selbst kreativ werden“, erzählt Ines Stadie. An Eltern mit kleinen Kindern bis zwei Jahre wendet sich das Führungsangebot „Schnullerkinder“. Schön länger gibt es eine Blinden- und Sehbehindertenführung, die sich mit der Geschichte des Museums auseinandersetzt. „Dank der Förderung durch die Cerlowa-Stiftung konnten wir Reliefbilder von ein paar unserer Gemälde anfertigen lassen und sind nun in der Lage, zusätzlich eine inklusive Kunstführung anzubieten.“

Ein zentrales Anliegen ist es für Ines Stadie, mehr Schulklassen zu gewinnen. „In Gesprächen mit Geschichtslehrern wird vor allem der zeitliche Aufwand als Hinderungsgrund für einen Besuch genannt. Wir überlegen deshalb, in die Schulen zu gehen, um dort mit mitgebrachten Objekten zu erklären, wie und warum wir bestimmte Dinge sammeln und auf welche Art wir dies dokumentieren. Immer wieder werden Gegenstände im Museum abgegeben, die nicht sammlungswürdig sind, sich aber gut als Requisite eignen“, sagt die Museumspädagogin. Gemeinsam mit dem Kulturamt führt das Rosgartenmuseum die Kinderakademie weiter. Das letzte Projekt war ein Back-Workshop, aus dem ein Backbuch mit Rezepten der Kinder entstanden ist. 2020 ist zusätzlich eine Kinderausstellung mit einer Grundschulklasse geplant. „Die Idee kam bei einer Führung einer 3. Klasse durchs Haus. Ein großer Wunsch der SchülerInnen war, selbst einmal eine Ausstellung auszurichten.“ Rund ums Thema Essen soll sich die Schau im Gewölbekeller drehen.

„Kreativität und Organisation bestimmen meine Arbeit“, betont die Museumspädagogin. Denn Ines Stadie ist auch für den Einsatzplan der zehn GästeführerInnen bei den Vermittlungsprogrammen und den Führungen für Kinder und Jugendliche verantwortlich. „Wenn sich Gruppen bestimmte Themen wünschen, suche ich den geeigneten Gästeführer und verteile die Termine. Bei kleineren Kindern und Grundschülern ist es immer gut, etwas zum Anfassen in der Führung dabei zu haben oder ihr Interesse mit überraschenden Einfällen zu wecken. Die GästeführerInnen waren bei der inszenierten Führung „Von Bodenseefischern und ihren Fischen“ zum Beispiel in einem extra angefertigten Fischkostüm unterwegs. Ein Blick in den Veranstaltungsflyer lohnt sich also, wenn man auf unterhaltsame und spannende Weise das Rosgartenmuseum entdecken will.

(Erstellt am 21. Januar 2020 17:23 Uhr / geändert am 21. Januar 2020 17:31 Uhr)