Gihan Yousef

Fünf Mal war Gihan Yousef im Gefängnis, wurde gedemütigt und ihrer Papiere beraubt. Und doch: Die alleinerziehende Mutter von drei Kindern hat es nach einer langen Flucht von Syrien über die Türkei und Bulgarien nach Deutschland geschafft. Als das Militär in ihrer Wohnung im Nordosten von Syrien Plakate und Flyer für Friedensdemonstrationen entdeckte, wurde die Kurdin Gihan verhaftet und gefoltert. Nach dem dritten Mal im Gefängnis machten ihr die Wärter klar: das nächste Mal würde man sie umbringen. Gihan floh mit ihren Kindern in die Türkei, von dort sollte es direkt nach Deutschland gehen. Denn auch in Syrien kennt man das sogenannte Dublin-Verfahren: Der EU-Staat, den man zuerst betritt, ist für den Asylantrag zuständig.
Doch es kam anders. In Bulgarien wurden sie aufgegriffen, mussten alle Dokumente abgeben und kamen erneut ins Gefängnis. Durch die Unterstützung von Gihans Vater konnte ein Anwalt die Familie nach einem Monat aus der Haft befreien. Ein Flüchtlingsheim im Norden Bulgariens war die nächste Station: je vier Familien in einem Zimmer, keine Unterstützung, Hunger und unhygienische Zustände. Gihans Sohn wurde krank. In der Not schickte sie ihn zum Betteln.
Seit über einem Jahr ist Gihan nun mit ihren drei Kindern in Konstanz. In einem kleinen Zimmer in der Gemeinschaftsunterkunft Luisenstraße ist sie in Sicherheit und froh, dass es den Kindern gut geht. Das Asylverfahren läuft seit ihrer Ankunft, bisher ohne Ergebnis. Jeden Tag fürchtet Gihan, dass ihre Familie zurück geschickt wird – nicht nach Syrien, sondern nach Bulgarien, ihrem erstbetretenen EU-Staat.