Alwan Mohannad

Seit fünf Monaten wartet Alwan Mohannad auf seine Aufenthaltsgenehmigung. Ungefähr so lange dauert ein Asylverfahren im Durchschnitt. Für Alwan aber geht es um jeden Tag. In seiner Heimat Syrien hat er Medizin studiert und im Krankenhaus von Damaskus gearbeitet. Seine Fachausbildung als Herzchirurg konnte er nicht mehr abschließen. Zu gefährlich wurden die Wege zwischen der Hauptstadt und Homs, wo seine Familie wohnt. Jeder militärische Kontrollposten konnte die Freiheit oder das Leben kosten.
Alwan ließ seine schwangere Frau und den sechs Monate alten Sohn zurück und floh über den Libanon, die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn. Das Geld für die Schlepper hat er sich von Verwandten geliehen. Nach drei Monaten hatte er sein Ziel erreicht: Deutschland, das Land der Erfinder. Schon in Syrien hat er Deutsch gelernt und auch in Konstanz besucht er den Sprachkurs. In den Sommerferien machte er ein Praktikum in der Unfallchirurgie am Klinikum.
Sein Zimmer teilt sich Alwan mit zwei Männern. Der Fernseher läuft, besorgt verfolgt Alwan die Situation in Syrien. Der IS rückt näher an Homs ran, seine Familie ist in Gefahr. Deshalb ruft er auch ständig in Karlsruhe an. Bei der Landeserstaufnahmeeinrichtung wird sein Antrag bearbeitet. Wenn ihm Asyl gewährt wird, kann seine Familie nachkommen. Darauf wartet Alwan jeden Tag: dass er endlich seine kleine Tochter in den Arm nehmen kann, die er bisher nur von Bildern kennt.