#KNmeetsHN 2021

Nachdem der interkommunale Austausch mit Heilbronn 2020 pandemiebedingt ausfallen musste, trafen sich die Digitallotsen 2021 wieder zum gemeinsamen Austausch. 

Auf dem Weg in die Smart City ist es wichtig, alle Menschen mitzunehmen. Unverzichtbar ist dafür eine Stadtverwaltung, die Digitalisierung lebt und den technologischen Wandel aktiv mitgestaltet. Alle städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für dieses Thema zu sensibilisieren und zu motivieren – das ist die Aufgabe der Digitallotsen in Konstanz und Heilbronn. Am 07.10.2021 fand unter dem Namen #KNmeetsHN das Treffen der Digitallotsen aus den Stadtverwaltungen von Konstanz und Heilbronn statt. Das Treffen bot die Chance auf einen spannenden Austausch, neue Leute und attraktive Themen.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßten Björn Fischer und Thomas Laue, die Digitalisierungskoordinatoren der Städte Konstanz und Heilbronn, die Teilnehmer und sagten ein paar Worte über den Ablauf des Tages unter dem Motto "KNmeetsHN 2021 - Wie gelingt der Weg zur zukunftsfähigen und nachhaltigen Verwaltung?".

Den ausführlichen, offiziellen Bericht können Sie im Folgenden herunterladen.

Bild von Björn Fischer

Digitaler Stand der Stadt Konstanz

Als Einstieg in den Tag präsentierte Björn Fischer den momentanen digitalen Stand der Stadt Konstanz.

Durch die einzigartige geografische Lage und das erhöhte Verkehrsaufkommen aufgrund von Tourismus, aber auch durch die Corona-Pandemie, steht die Stadt vor einigen Herausforderungen, denen die Digitalisierung Abhilfe schaffen soll. Wesentlich beeinflusst wird die Zukunftsvision der Stadt durch den Ausruf des Klimanotstandes im Mai 2019. Die Digitalisierungsstrategie soll die Stadt in Zukunft digitaler und damit nachhaltiger gestalten. 

Ebenso soll in Zukunft versucht werden, den Bürger:innen die Digitalisierung durch bestimmte Projekte näher zu bringen. Schon jetzt werden Datensätze über verschiedenste Bereiche wie Wetter und Verkehr auf der stadteigenen Open-Data-Plattform zur öffentlichen Verfügung bereitgestellt. 

Die komplette PowerPoint-Präsentation von Herrn Fischer können Sie im Folgenden als PDF herunterladen.

Bild von Thomas Laue

Digitaler Stand der Stadt Heilbronn

Auch Thomas Laue von der Stadt Heilbronn gab einen Überblick über die Digitalisierungsstrategie der Stadt Heilbronn. Diese orientiert sich an den Strategiefeldern Bildungs- und Wissensstadt, Teilhabe an der Stadtgesellschaft, zukunftsfähige Mobilität und die Digitale Stadt- Verwaltung & Infrastruktur.
Zentrale Projekte sind dabei u.a. der Breitbandausbau, die OZG-Umsetzung, das Projekt der eAkte, die Schuldigitalisierung, die Einführung einer KI-Lösung sowie Open Data.

Thomas Laue machte auch deutlich, unter welchem enormen Transformationsdruck die Stadtverwaltung in Heilbronn steht – so entwickelt sich die Stadtgesellschaft in rasanter Geschwindigkeit hin zu einer Wissens- und Zukunftsstadt.
Durch Stadtkonzeption und Digitalisierungsstrategie stehen der Stadt jedoch geeignete Werkzeuge zur Verfügung, diese Herausforderungen für die eigene Digitalisierung (auch der Verwaltung) aufzugreifen und nutzbar zu machen.
Projekte mit der Stadtgesellschaft (Hackathons, Barcamps, Open Data, Digitaltag uvm.) werden daher zukünftig einen noch größeren Stellenwert in der Arbeit des Digitalisierungsteams einnehmen als diese bereits besitzen.

Die komplette PowerPoint-Präsentation von Herrn Laue können Sie im Folgenden als PDF herunterladen.

Bild von Lorenz Hilty
Bild: Xing.com

Gastvortrag Prof. Dr. Hilty

Den ersten von zwei Gastvorträgen des Tages hielt Prof. Dr. Lorenz Hilty. Seit 2010 ist er Professor für Informatik und Nachhaltigkeit an der Universität Zürich.

In seinem Vortrag befasste er sich mit den beiden Fragen: "Digitale Technologien vs. herkömmliche Medien und Transportmittel: Wo liegt die Relevanz für das Klima?" und "Auf welchen Gebieten bestehen die größten ungenutzten Chancen für den Einsatz digitaler Technologien für Nachhaltigkeit?"

Die Relevanz der digitalen Technologien liegt laut Hilty in der Vermeidung von Emissionen. Obwohl viele Technologien auf den ersten Blick höhere Emissionen als herkömmliche Wege erzeugen, sind sie auf lange Sicht nachhaltiger. So ist ein eBook-Reader umweltfreundlicher als herkömmliche Bücher, wenn ca. 33 Bücher mit 360 Seiten auf ihm gelesen wurden. Prof. Dr. Hilty betont besonders auch eine differenziertere Betrachtung der Emissionen. Einen Interkontinentalflug nicht zu machen würde Emissionen in Höhe einer kleinen Bibliothek ersparen, wohingegen die Einsparungen durch einen eBook-Reader wesentlich kleiner wären. Durch kurze Umfragen bezog er die Digitallotsen sehr gut in seinen Vortrag mit ein. 

Die größten ungenutzten Chancen für den Einsatz digitaler Technologien sieht er in den drei Gebieten Virtuelle Präsenz, Präzisions-Landwirtschaft und Digitale Kreislaufwirtschaft.
Moderne Online-Konferenztools könnten herkömmliche Konferenzen verbessern und ersetzen. Damit können z.B. Emissionen für den Arbeitsweg eingespart werden. 
Digitale Landwirtschaft durch autonome Roboter, sogenanntes Smart Farming, kann gezielter die Probleme herkömmlicher Landwirtschaft angehen und bspw. bis zu 90% der Pestizide einsparen. Sie könnte den Schritt hin zur agrarökologischen Landwirtschaft entscheidend ermöglichen. 
Und auch beim Thema Recycling kann die Digitalisierung helfen. Roboter können einzelne Materialien gezielter und effizienter in ihre Bestandteile zerlegen und somit profitabel die Wiederverwertungsquote erhöhen. 

Eine kurze Fragerunde am Ende des Vortrags ermöglichte es den Teilnehmern Fragen zu stellen und zu diskutieren.

Die komplette PowerPoint-Präsentation von Prof. Dr. Hilty können Sie im Folgenden als PDF herunterladen.

Bild von Robert Müller-Török
Bild: HS Ludwigsburg

Gastvortrag Prof. Dr. Müller-Török

Den zweiten Vortrag des Tages hielt Prof. Dr. Robert Müller-Török der Universität Ludwigsburg, wo er seit 2012 lehrt. Seine Forschungsschwerpunkte sind von allem Bürgerbeteiligung und e-Government.

Der Vortrag stand unter dem Motto "e-Government - Wo stehen wir wirklich?". 

Der Einstieg in den Vortrag gelang durch eine kurze persönliche Anekdote.
Als er 2020 wegen der Corona-Pandemie seinen Zweitwohnsitz in Deutschland aufgeben musste, wollte er das notwendige Formular digital signiert einreichen. Durch einen Fehler im offiziellen Dokument scheiterte dies allerdings. Auf Rückfrage bekam er mitgeteilt, dass der Fehler nicht entdeckt worden sei, weil er die erste Person war, die dieses Dokument auf digitalem Wege einreichen wollte. 

Die rechtlichen Möglichkeiten für das Einreichen digital signierter Dokumente innerhalb der EU existieren bereits seit 1999. Dennoch ist die Verbreitung in Deutschland faktisch nicht existent, obwohl Deutschland das erste Land war, das seine eID, die elektronische Identität, notifizieren hat lassen. Beispielhaft führte er vor, wie einfach es ist, Dokumente in kürzester Zeit digital zu signieren. 

In anderen Ländern sieht es dahin gehend anders aus. In Müller-Töröks Geburtsland Österreich besitzen bereits 2,7 der rund 8,9 Millionen Einwohner eine eID und täglich werden im Durchschnitt 150 Tausend digitale Signaturen abgegeben, wie die offizielle Statistik bekannt gibt. (Stand: Oktober 2021).

Hoffnung auf Besserung in Deutschland sieht Prof. Dr. Müller-Török im OZG, dem Onlinezugangsgesetz, welches 2017 erlassen wurde und den Bund und die Länder ab 2022 verpflichtet, ihre Verwaltungsleistungen auch online anzubieten. Den Föderalismus sieht er dabei als großes Hindernis, weil die Länder keine gemeinsame Lösung zur Verfügung stellen müssen, sondern lediglich einen Zusammenschluss der Landesportale.

Damit der Schritt hin zum e-Government klappt, sieht Müller-Thörök in manchen Bereichen besonderen Handlungsbedarf.
Ein zentrales, digitales Einwohnerregister, das national und international funktioniert ist dabei sehr wichtig. Eine nutzerfreundliche und kostenlose App- oder SMS- basierte Signatur muss eingeführt werden. Als Vorbild nennt er die österreichische Variante handysignatur.at.

Die erfolgreiche Einführung einer so bedeutungsvollen Veränderung sieht er nur durch ein erfolgreiches Zusammenspiel eines klaren Auftrags seitens der Politik, durch ein gutes und konsistentes technologisch-organisatorisches Konzept, durch eine einfache Handhabung und eine dementsprechend gut geschulte Bevölkerung. 

Die komplette PowerPoint-Präsentation von Prof. Dr. Müller-Török können Sie im Folgenden als PDF herunterladen.

Open-Space Format

Nach einer kurzen Mittagspause teilten sich alle Teilnehmenden in drei verschiedene Gruppen auf. Ganz nach eigenem Interesse konnten sie über die drei folgenden Themen reden, diskutieren und sich gegenseitig austauschen.
Ideen und spontane Gedanken wurden über das online Whiteboard "Conceptboard" festgehalten und später zusammen besprochen und zusammengefasst. 
Die Ergebnisse der Diskussionen sind anbei kurz im Textformat, als auch als Mindmap zu finden. 

Zum Schluss der Diskussionsrunde kamen alle Gruppen wieder zusammen, präsentierten ihre wesentlichen Ergebnisse und beantworteten Fragen. 

1. "Smart City Lotsen" - Wie tragen wir die Digitalisierung künftig verstärkt in die Stadtgesellschaft?

Einen Weg, um Digitalisierung verstärkt in die Stadtgesellschaft zu tragen, sehen die Lotsen darin, Digitalisierung sichtbarer zu machen. Interaktive Räume wie eine DigiThek, oder smarte Beleuchtung durch Straßenlaternen, könnten die Digitalisierung mehr in den Alltag der Menschen integrieren.
Auch das aktive Zugehen auf Bürger:innen und Vereine und das Aufzeigen von Chancen durch Digitalisierung kann ein entscheidender Punkt sein.
Auf der Verwaltungsebene könnte eine bessere, ämterübergreifende Integration der Digitalisierung ein besseres Bewusstsein für Digitalität schaffen.

2. OZG bis 2022 - Vor welchen Herausforderungen stehen unsere Ämter?

Weil die Digitalisierung und das OZG die Art und Weise, wie die Leute untereinander und mit dem Staat kommunizieren, von Grund auf ändern, stehen viele Menschen ihnen skeptisch gegenüber. Um diese Skepsis zu bekämpfen, muss der Übergang zur digitalen Verwaltung mit Geduld und viel Durchhaltevermögen bestritten werden.
Die Technik muss auf den aktuellen Stand gebracht werden, Angebote müssen barrierefrei und zugänglich gestaltet werden und insbesondere die Benutzer müssen für diese neuen Möglichkeiten erst sensibilisiert werden und sich im Gegenzug darauf einlassen. Fehlende Kompetenzen und Qualifikationen aufzubauen, wird eine der größten Herausforderungen werden.

3. Nachhaltige Städte KN und HN - Was können wir in unseren Ämtern tun, um mehr Bewusstsein in alltägliche Vorgänge einzubringen?

Ein nachhaltiges Bewusstsein zu stärken, beginnt schon beim alltäglichen Arbeitsweg. Den Arbeitsweg und Arbeitsplatz nachhaltiger zu gestalten, indem umweltfreudlichere Fortbewegungsmethoden benutzt werden und immer mehr Prozesse digital statt analog ablaufen können, stellt schon einen großen Schritt in die Nachhaltigkeit dar. Der Ausbau kommunikativer Infrastruktur zwischen Ämtern kann helfen, Probleme gemeinsam anzugehen und damit Arbeit und Ressourcen zu sparen. Dabei ist es wichtig, sowohl kleinere Fortschritte im Bezug auf Nachhaltigkeit für alle deutlich zu kommunizieren und nachhaltiges Verhalten gezielt positiv zu bestärken, als auch regelmäßig Feedback aller Beteiligten einzuholen.


Feedback

Der interkommunale Austausch kam insgesamt gut an. Sowohl die Teilnehmenden, als auch das Organisationsteam von #KNmeetsHN waren mehr als zufrieden mit der Veranstaltung.  

Ein kurzer Feedback-Fragebogen wurde nach der Veranstaltung verschickt und gab allen Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Eindrücke und Verbesserungsvorschläge direkt an das Organisationsteam zu richten. Kritik und Verbesserungswünsche, aber auch Lob und positives Feedback wurden von dem Organisationsteam wahrgenommen und werden in den kommenden Veranstaltungen bestmöglich berücksichtigt. 

Wir sind sehr froh über die große Annahme eines solchen Austausches. Die Diskussionen in den einzelnen Gruppen und nach den Beiträgen haben gezeigt, dass alle Teilnehmenden ein großes Interesse an den besprochenen Themen haben.

Die Zusammenarbeit der Städte Konstanz und Heilbronn hat sich bewährt, weswegen die Projekte in den kommenden Jahren noch näher zusammenwachsen werden und es soll noch häufiger gemeinsame Workshops geben.

Eindrücke